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Hintergrund

Zentralbank friert Leitzins ein

2020-01-17

Nachrichten

ⓒYONHAP News

Die Entscheidung der südkoreanischen Zentralbank, den Leitzins einzufrieren, entspricht den Erwartungen am Markt. Laut einer Umfrage des Koreanischen Verbandes für Finanzinvestitionen rechneten 99 Prozent der befragten Beschäftigten im Anleihegeschäft mit einer Zinseinfrierung. Als Hintergrund wurde eine Verbesserung bei einigen Wirtschaftsindizes trotz der fortbestehenden Unsicherheiten und der Sorge über ein schwaches Wachstum genannt. Das Koreanische Entwicklungsinsitut (KDI), eine staatliche Denkfabrik, beurteilte, dass einige Indizes auf die Möglichkeit einer Verlangsamung der Konjunkturabschwächung hindeuten. Auch im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie hinsichtlich eines Abschwungs in der Halbleiterbranche gab es zunächst Entwarnung.


Die Notenbank hatte im vergangenen Jahr zweimal den Leitzins gesenkt. Nach der fortgesetzten Einfrierung im ersten Halbjahr setzte die Bank of Korea im Juli und Oktober den Zinssatz herab, um ihn im November wieder einzufrieren. Zu diesem vorsichtigen Vorgehen führten unterschiedliche Umstände, darunter die schwache Konjunktur, die Deflationsangst und der deutliche Anstieg der Immobilienpreise.


Im Dezember letzten Jahres stiegen die Verbraucherpreise in Südkorea um 0,7 Prozent im Vorjahresvergleich an. Damit konnte die Deflationsangst, die das ganze Jahr über kursierte, nachlassen. Zudem unterzeichneten die USA und China am 15. Januar dieses Jahres ihr Phase-1-Handelsabkommen. Das stellt zwar nur eine „Waffenruhe“ in ihrem Handelskrieg dar, entlastete jedoch offensichtlich sowohl die südkoreanische Wirtschaft als auch die Weltwirtschaft.


Währenddessen besteht die Sorge über eine Zunahme der privaten Verschuldung fort. Die südkoreanische Regierung demonstriert den starken Willen für die Stabilisierung der Wohnungspreise. Die steigenden Wohnungspreise belasten nicht nur den Lebensunterhalt der einfachen Bürger, sondern auch die Volkswirtschaft. Infolge des Anstiegs der Wohnungspreise wuchs das Volumen der Bankdarlehen der privaten Haushalte im vergangenen Monat um 7,2 Billionen Won (6,2 Milliarden Dollar). Damit wurde der stärkste Zuwachs in einem Dezember seit der Einführung der entsprechenden Statistiken im Jahr 2004 verbucht. 


Die Regierung hat kontinuierlich tiefgreifende Maßnahmen getroffen, um die Wohnungspreise zu stabilisieren. Präsident Moon Jae-in erklärte sogar, er wolle dafür sorgen, dass in von einer großen Verteuerung betroffenen Regionen die Preise auf das Niveau bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren fallen würden. Diese Lage am Immobilienmarkt erschwerte ebenfalls der Notenbank eine weitere Zinssenkung und wird dies weiter erschweren. Trotz der Regierungsmaßnahmen besteht immer noch die Möglichkeit eines massiven Zustroms von verfügbarem Geld in Immobilien. Angesichts der niedrigen Zinsen gebe es kein angemessenes Investitionsziel, heißt es.


Deshelb herrscht die Meinung vor, dass die Notenbank den Leitzins weiter unangetastet lassen werde. Denn der Druck für eine Zissenkung wird nachlassen, sollten Anzeichen für eine Erholung sichtbar werden. Falls sich die Aufmerksamkeit auf die Verschuldung der Unternehmen und der privaten Haushalte sowie die Immobilienfrage richte, werde eine Zinssenkung noch schwieriger.


Einige rechnen dagegen mit einer Zinssenkung. Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und der geringen Inflationsrate könne die Notenbank im ersten Halbjahr oder binnen Jahresfrist den Schlüsselzins ein- oder zweimal herabsetzen. Als Grund wird unter anderem genannt, dass die Wachstumsprognose der Zentralbank für das laufende Jahr von 2,3 Prozent nicht ohne Weiteres eingehalten werden könnte. Daher bestehe die Notwendigkeit von Konjunkturstimuli fort, was eine Zinssenkung unvermeidlich machen würde. Im ersten Halbjahr sind im Februar, April und Mai Sitzungen für eine Zinsentscheidung geplant. Im April läuft die Amtszeit von vier Mitgliedern des Währungsausschusses ab. Daher gilt es als wahrscheinlich, dass eine eventuelle Zinssenkung noch im zweiten Quartal beschlossen wird.

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