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Hintergrund

Präsidialamt: Vollständiges Einreiseverbot für Chinesen nicht nützlich

2020-02-28

Nachrichten

ⓒYONHAP News

Das südkoreanische Präsidialamt hat ein vollständiges Einreiseverbot für Chinesen als nicht nützlich bezeichnet und hierzu fünf Gründe genannt.


Erstens, das spezielle Einreiseverfahren für Einreisende aus China werde effektiv durchgeführt. Gemäß dem Verfahren muss bei Einreisenden aus China Fieber gemessen werden und sie müssen ihre Adresse und Telefonnummer in Südkorea hinterlassen. Sie sind auch zur Installation einer von der Regierung entwickelten Applikation zur Selbstdiagnose verpflichtet. Über die App würden gründliche Kontrollen durchgeführt, heißt es. Jedoch monieren Skeptiker, dass die Kontrollen mittels der Applikation nicht wirklich effektiv seien. Rund ein Viertel der Einreisenden aus China habe die Applikation nicht installiert, auch könnten bewusst falsche Angaben gemacht werden.


Als zweiter Grund wurde genannt, dass man die Einreise aus China unter Kontrolle habe. Seit der Einführung der verschärften Maßnahmen für Einreisende aus China am 4. Februar sei kein bestätigter Infektionsfall unter ihnen mehr gemeldet worden. Unter den chinesischen Studenten, die das spezielle Einreiseverfahren absolviert hätten, gebe es ebenfalls keinen Infizierten. Alle elf chinesischen Corona-Patienten im Land seien inzwischen genesen oder befänden sich in einem stabilen Zustand, so das Präsidialamt. Dem halten Skeptiker entgegen, dass dennoch Infizierte aus China ins Land gelangt sein könnten. Das Coronavirus sei bereits in einer Phase hochansteckend, wenn kaum Symptome auftreten. Es sei wahrscheinlich, dass solche unentdeckten Verbreiter eingereist und andere Menschen in Südkorea angesteckt hätten, behaupten Skeptiker. Die Einreise aus China müsse verhindert werden, um Infektionsquellen möglichst ausschließen zu können.


Das Präsidialamt nannte als dritten Grund eventuelle Schäden von Südkoreanern, die nach China reisen. In letzter Zeit sank die Zahl der chinesischen Einreisenden drastisch und zwar auf unter 2.000 am Tag. Demnach reisen nun viel mehr Südkoreaner nach China als Chinesen nach Südkorea. Sollte Südkorea Chinesen die Einreise untersagen, würde auch China zu einem Verbot greifen. Dann würden Südkoreanern größere Schäden drohen, lautet das Argument des Blauen Hauses.


Jedoch gibt es dafür starke Gegenargumente. Schon jetzt verhängten mehrere Regionen in China Einreisebeschränkungen für Südkorea. Vielerorts in der Welt wird Südkoreanern die Einreise verweigert, oder sie werden unter Quarantäne gestellt. In China zeigen viele Menschen eine Antipathie gegen Südkoreaner und meiden diese. Chinesische Medien rechtfertigen solche Phänomene mit dem Argument, dass die Prävention der Krankheit Vorrang vor der Diplomatie oder persönlichen Befindlichkeiten habe. Deshalb wird in Südkorea die Kritik lauter, dass die Regierung eine „unterwürfige Diplomatie“ gegenüber China betreibe.


Als weitere Gründe für den Verzicht auf ein vollständiges Einreiseverbot für Chinesen wurden der starke Rückgang der Zahl der Neuinfektionen in der Volksrepublik und die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genannt. Jedoch sagen Skeptiker, dass man Chinas Angaben nicht ohne Weiteres vertrauen könne. Die WHO-Richtlinien stellten zudem lediglich Empfehlungen dar, heißt es. Nicht nur die USA und Australien, sondern auch Chinas Nachbarstaaten Russland, die Mongolei, und Nordkorea riegelten ihre Grenzen ab oder verhängten ein Einreiseverbot für Chinesen. Die meisten Länder, die gleich in der Anfangsphase ein Einreiseverbot beschlossen, konnten bisher erfolgreich die Ausbreitung des Coronavirus verhindern.


Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Südkorea stieg mit Stand von 9 Uhr am Freitag auf 2.022. Verglichen mit dem Stand von 16 Uhr am Donnerstag wuchs die Zahl um 256. Die Zahl von 2.000 Infizierten wurde nur zwei Tage nach dem Erreichen der Marke von 1.000 Patienten übertroffen. Daher ist es fraglich, ob das Präsidialamt mit seinen Argumenten alle Bürger überzeugen konnte.

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