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Lifestyle

Koreanische Vor- und Familiennamen

#Sie fragen, wir antworten l 2009-10-17

Hörerecke

Koreanische Vor- und Familiennamen
FRAGE: Christoph Preutenborbeck aus Odenthal fragt: Wie lauten jeweils die 10 beliebtesten Mädchen- und Jungenamen in Korea?

ANTWORT: Das sieht nach einer einfachen Frage aus, ist es aber in Wirklichkeit nicht, weil sich diese Frage nicht beantworten lässt und es auch nicht die in Deutschland üblichen statistischen Erfassungen dazu gibt. Hier sind einige ganz grundlegende Ausführungen zu den koreanischen Namen und zum Namenssystem angebracht. Grundsätzlich besteht ein koreanischer Name aus einem meist einsilbigen Familiennamen, der an erster Stelle genannt wird, und einem meist zweisilbigen Vornamen. Familiennamen aus zwei oder mehr Silben gibt es hin und wieder, sie sind aber sehr, sehr selten. Mehrere Vornamen, von denen dann einer der Rufname ist, wie es sie im Westen gibt, kennt das Koreanische nicht. Ebenso sind doppelte Nachnamen wie Heyne-Pietschmann oder Stern-Ko unbekannt. Nachnamen gibt es in Korea übrigens nur vergleichsweise wenige. Ihre Zahl liegt bei etwa 250 bis 300. Die drei häufigsten sind Kim, Lee und Park. Fast die Hälfte der koreanischen Bevölkerung heißt Kim, Lee oder Park. Für westliche Augen ist jeder Kim ein Kim, nicht aber für die Koreaner. Die Familiennamen unterteilen sich je nach Herkunft noch mal in Clan-Namen und diese noch einmal in Clanzweignamen. So ist bei den Kims z.B. der größte Clan der der Gimhae-Kims, also die Kims aus der Stadt Gimhae, die sich dann noch mal in Familienzweige unterteilen. Damit es hier keine Verwirrung gibt, gibt jeder Clan etwa alle 30 Jahre eine umfassende Genealogie heraus, in der alle Clan- und Zweigclan-Angehörige aufgelistet sind. Bei diesen Stammbäumen ist zu beachten, dass die Frauen in der Regel bei der Heirat ihren Familiennamen behalten, die Kinder aber in der Regel den Familiennamen des Vaters tragen. Hier ist „in der Regel“ zu betonen, denn mittlerweile sind Ausnahmen möglich. Wenn also ein Kim den anderen trifft oder ein Park den anderen, wird er sich womöglich nach dem Clan und dem Familienzweig erkundigen, um sich näher zu orientieren.

Im Gegensatz zur westlichen Kultur gibt es in Korea keine typischen Vornamen oder Namensmodelle. Statt dessen wird prinzipiell bei jedem Neugeborenen ein neuer individueller Vorname geschaffen, wozu eine gewisse Kenntnis der chinesischen Zeichen notwendig ist. Daraus ergibt sich bereits, dass es in Korea keine Liste der beliebtesten Vornamen für Mädchen und Jungen gibt, wie sie aus dem Westen bekannt ist. Man kann maximal gewisse Trends in der Vorliebe für gewisse Silben ausmachen, so gibt es in z.B. Mädchennamen oft die Silbe Mi, die für Schönheit steht, während Jungennamen häufig die Silbe Dae führen, die für Groß steht. Anders als bei Vornamen im deutschsprachigen Raum sind viele koreanische Vornamen aber nicht zwingend nur für Jungen oder Mädchen. Männer und Frauen können gleich lautende Vornamen tragen und dann gibt es keinen zweiten Namen, der doch das Geschlecht verrät wie etwa in Rainer Maria Rilke. Der Name Yu-jin etwa kann ein Frauen- oder ein Männername sein. Der Klang ist derselbe. Die chinesischen Zeichen, die dahnter stehen, geben dann aber normalerweise einen Hinweis auf das Geschlecht.

Die Tatsache, dass ohne chinesische Zeichen kaum zu erkennen ist, ob ein Name sich auf eine Frau oder einen Mann bezieht, sorgt schon mal für Probleme beim Übersetzen, da das Koreanische in vielen Fällen auch auf klärende Personalpronomen verzichtet. Wenn eine Figur in einerm Roman nur am Rande erscheint, muss man fast aus dem Gesamtkontext raten, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt. In der Regel erhalten die Neugeborenen jedoch auch in Korea geschlechtstypische Namen. Im Gegensatz zu den Westlern erkennt jeder Koreaner meistens, aber nicht immer, ohne große Probleme das Geschlecht des Vornamens an seinem Klangwert oder eben an den chinesischen Zeichen, falls vorhanden. Koreaner können auch viel einfacher herausbekommen, ob ein bestimmter westlicher Name ein Mädchen- oder ein Jungenname ist, als Westler dieses Rätsel koreanischer Namen lösen können.

Die Aufgabe der Namensgebung für das Neugeborene wird traditionell vom ältesten männlichen Familienmitglied in väterlicher Linie übernommen. Das gilt besonders dann, wenn es sich um einen Sohn handelt, bei Mädchen überlässt man meist die Namensgebung den Eltern und der Großvater hält sich raus. Alternativ werden aber auch nach wie vor Agenturen aufgesucht, die sich auf das Schaffen von Vornamen spezialisiert haben. Dazu ist das Geburtsdatum bis zur Minute genau notwendig, denn es gilt, einen Namen zu finden, der möglichst glücksverheißend für das Neugeborene ist und sein Leben in die von den Eltern gewünschte Richtung leiten soll. Diese Namensgebung ist eine Wissenschaft für sich und setzt umfangreiche Kenntnisse der chinesischen Zeichen, Astrologie und Philosophie voraus.

Traditionell spielte bei den Jungennamen dabei lange der so genannte Generationsname eine Rolle. Das heißt, eine der beiden Vorsilben des Namens ist einzigartig für den Träger, die andere Silbe wird aber von allen männlichen Mitgliedern einer Generation dieser Familie getragen. Daher ist es nicht selten, dass Cousins eine Namenssilbe in einer bestimmten Position des Namens gemeinsam haben. So heißt z.B. ein Cousin Tae-ung und der andere Shin-ung. Bei Mädchen könnte es etwa Yu-na und Yu-ri sein. In Nordkorea soll diese Tradition mittlerweile nur noch auf die Kernfamilie, das heißt auf Geschwister, beschränkt sein, in Südkorea ist sie immer noch zu finden, auch wenn sich hier ebenfalls eine Begrenzung auf die Kernfamilie als Trend bemerkbar macht. Übrigens stammt diese Tradition aus China.

Die koreanischen Vornamen setzen sich in der Regel aus sinokoreanischen Zeichen zusammen. Auf amtlichen koreanischen Formularen und Ausweisen findet sich eine Rubrik für die Schreibung des Namens in koreanischen Hangeul-Zeichen und daneben in Klammern für die Schreibung in chinesischen Zeichen. Das koreanische Gesetz bestimmt, dass die chinesischen Zeichen für Vornamen aus einer begrenzten Liste erlaubter Zeichen zu wählen sind. Nicht erlaubte Zeichen müssen im koreanischen Hangeul-Alphabet wiedergegeben werden. Im März 1991 hat der Oberste Gerichtshof eine Liste mit 2.854 erlaubten chinesischen Zeichen und deren Varianten herausgegeben. Die Liste wurde seitdem vier Mal erweitert, so dass Eltern heute aus 5.038 Zeichen und einigen Alternativformen dafür wählen können.

Das ergibt eine ungeheure Zahl möglicher Silbenkombinationen und Namen, da rein theoretisch jedes Zeichen mit jedem kombiniert werden kann und dann noch einmal ein Zeichen an erster bzw. zweiter Stelle stehen kann, auch wenn es da gewisse Beschränkungen gibt. Diese Praxis der Namensgebung auf Grundlage der Kombination von zwei chinesischen Zeichen ist jedenfalls noch weitgehend üblich. Seit den 1970er Jahren hat sich daneben - hauptsächlich bei den Mädchennamen - der Trend entwickelt, rein koreanische Namen zu geben wie Haneul (Himmel), Areum (Schönheit), Iseul (Tautropfen) oder Nari (Lilie). Aber auch in diesen Fällen wird in offiziellen Dokumenten meist die chinesische Schreibweise, wenn es eine gibt, in Klammern daneben angegeben. Während dreisilbige Namen wie Lee Myeong-bak in Korea die Regel sind, gibt es auch Ausnahmen wie zweisilbige Namen. In meiner Familie sind z.B. Zweisilber üblich: Ko Il, Ko Yong, Ko Hyeon (Männernamen) oder Lee Seol, Lee Yeon, Lee Jin. Lee Gyong (Frauennamen). Daneben gibt es, allerdings sehr selten, auch Viersilber wie Dok-ko (Familienname) Yeong-jae (Vorname).

Es lassen sich im Koreanischen wie schon gesagt zwar keine Listen der beliebtesten Namen aufstellen, aber gewisse Trends. Wenn man z.B. Frauennamen wie Mi-suk, Hae-suk oder Nam-suk hört, kann man fast davon ausgehen, dass die diese Frauen heute in den Fünfzigern sind. Zur Zeit ihrer Geburt wünschte man Mädchen vor allem noch Mi (Schönheit), oder Suk (Reinheit). Diese Silben mit typisch weiblichen Attributen werden heute ersetzt durch Silben, die für Stärke oder Erfolg stehen. Das gilt für Jungs nach wie vor, ist aber ein neuer Trend bei den Mädchennamen in einem Zeitalter, in dem viele Familien nur ein Kind haben und eine Tochter nicht nur schön und tugendsam zu sein hat, sondern auch klug, erfolgreich und durchsetzungsfähig.

Übrigens muss man noch hinzusetzen, dass eine Silbe durch mehrere chinesische Zeichen repräsentiert werden kann, auch wenn die Aussprache im Koreanischen identisch ist. Das Sun in Frauennamen bedeutet z.B. meist Gehorsam und das Sun in Männernamen Logik. Der Klang ist derselbe, der Inhalt ein anderer, weshalb man die chinesischen Zeichen kennen muss, um den Namen richtig zu verstehen und zu wissen, ob „Gehorsam“ oder „Logik“ gemeint ist. Die koreanische Namensgebung ist jedenfalls eine Wissenschaft für sich.

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