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Lifestyle

Wildtiere in den Städten

#Sie fragen, wir antworten l 2018-07-21

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: Sehr interessant war die Beantwortung der Hörerfrage zum Wandern in Korea. Dass Wildschweine immer näher an die Städte herankommen, ist ein weltweites Problem. Auch Vögel, die sonst auf dem Land leben, kommen wegen der Monokultur in der Landwirtschaft immer mehr in die Städte. In den Städten gibt es durch Parks und Gärten teilweise mehr Naturvielfalt als auf den Lande. Ist es in Korea auch so, das immer mehr Wildtiere in die Städte kommen? Was macht man dagegen?


A: Da viele Großstädte in Korea wie z.B. auch Seoul von bewaldeten Bergen umgeben sind bzw. bewaldete Berge einzelne Stadtteile voneinander trennen, sind Wildtiere in den Städten nichts Ungewöhnliches. Und da viele Koreaner in den Bergen wandern, haben sich die Tiere zum Teil auch an die Menschen gewöhnt und die Abfälle der Menschen wie Apfelbutzen oder –schalen sind ein gefundenes Fressen für sie. Im November 2017 hat das Hauptquartier für Feuer- und Katastrophenbekämpfung in Seoul Daten veröffentlicht, nach denen sich im Zeitraum von 2012 bis 2016 die Zahl der Fälle von Wildschweinen, die sich in die Seouler Stadtteile wagten, um das Elffache gestiegen ist. In den fünf Jahren von 2012 bis 2016 bedeutet das in Zahlen ausgedrückt ein Anstieg von 56 Wildschweinen, die 2012 in Seoul gesichtet wurden, auf 623 Wildschweine, die 2016 gesichtet wurden. Besonders betroffen waren die Monate September bis Dezember. 


Die Wildschweine wurden mehr oder weniger überall in der Stadt gesehen, in Wohnhochhausanlagen, in Straßen, in Parks und selbst in Schulen. Besonders betroffen waren die Seouler Innenstadt- bzw. die Innenstadt-nahen Bezirke Jongno, Eunpyeong und Seongbuk, die an den Bukhansan-Nationalpark angrenzen. Richtig dreiste Wildschweine wagten sich gar bis zum Gwanghwamun in die Nähe der amerikanischen Botschaft vor, so geschehen im April 2017, und im Mai sah man ein Wildschwein durch die geschäftigen Straßen des Viertels vor der Hongik-Universität spazieren, auch hier sind die Berge ganz in der Nähe.


Laut den Erklärungen von Fachleuten stehen die Wildschweine in einem Ökosystem, in denen es keine Raubtiere mehr in der Umgebung gibt, ganz oben in der Nahrungskette. Außerdem vermehren sie sich rasant, eine zweijährige Wildsau wirft im Schnitt 5-7 Ferkel. Gleichzeitig ist im Zuge der Städteentwicklung ihr natürliches Habitat geschrumpft. Bei ihren Streifzügen in die Stadt können Autos, Gerüche und Lärm sie schnell nervös und aggressiv machen. Bereits 2016 hat das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit der Stadtregierung Seoul und der Nationalparkverwaltung das Programm „Bukhansan-Wildschweine zurück in die Berge“ gestartet. Im Rahmen dieser Initiative wird versucht, das natürliche Habitat der Wildschweine zu verbessern, indem z.B. das Pflücken von wilden Früchten, von denen sich die Schweine ernähren, untersagt wird. Gleichzeitig hat man Fallen aufgestellt und Zäune errichtet. 


Und auch die Seouler Bevölkerung, die gern in den Bergen wandert, wird auf Hinweisschildern in den Bergen und in den Medien über das richtige Verhalten im Falle der Konfrontation aufgeklärt: Schauen Sie dem Schwein ruhig, entschlossen und ohne Angst zu zeigen in die Augen. Drehen Sie ihm nicht den Rücken zu und vermeiden Sie abrupte Fluchtbewegungen. In der Paarungszeit von November bis Dezember ist besondere Vorsicht angesagt. 


Neben den Wildschweinen begegnet man in Seoul in den Königspalästen, die ja größtenteils ebenfalls in Bergnähe liegen, auch noch Eichhörnchen und Backenhörnchen. Die kann man z.B. auch im Deoksugung-Palast in der Seouler Stadtmitte finden oder auf dem Gelände des Seouler Stadtmuseums daneben. 

Diese Wildtiere leben gewissermaßen freiwillig in der Millionenstadt Seoul. Anders verhält es sich mit Wallabys, also kleinen Kängurus, sowie mit Waschbären, Wasserschweinen oder Tibetkatzen, die in einigen Erlebnis-Cafés in Seoul zu finden sind. Solche Cafés sind quasi eine Art Mini-Streichelzoo mit halbwilden Tieren, die sich natürlich wunderbar fürs Fotografieren eignen. Die Tiere werden in der Regel in den Zoos des Landes gekauft, für die es zahlenmäßige Auflagen für den Bestand gibt. Bislang sind die koreanischen Tierschutzgesetze noch durchlässig genug, solange es sich nicht um bedrohte Tierarten handelt und solange die für Cafés geltenden Hygienestandards nicht verletzt werden. Tierschützer engagieren sich aber mittlerweile auch für den Schutz dieser Tiere.

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