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Lifestyle

Über die Bildung. Folge 3: An der Hochschule. Oder: Von Disziplin und Kreativität.

2019-07-06

Hörerecke

© Getty Images Bank

Wenn ich meiner Aufgabe als Prüfer bei der Aufnahmeprüfung für die Universität nachgehe und sehe, wie Bewerberinnen und Bewerber in ihrer Schuluniform in den Raum marschiert kommen, zur Verbeugung zusammenklappen, ihren Namen rufen und dann mechanisch einen auswendig gelernten Text herunterrattern, in dem sie beteuern, dass es all ihr Sehnen und Verlangen ist, an dieser und nur an dieser Universität die deutsche Sprache zu lernen, weil sie sich sehr für Deutschland und die deutsche Sprache und Kultur interessieren, und wenn sie dann anschließend auf die Fragen der Prüfer in militärisch zackigem Tonfall schablonenhafte Phrasen ausspucken, dann werden mir zwei Dinge klar: erstens, dass hier offenbar jemand immer brav seine Hausaufgaben gemacht hat, und zweitens, dass hier seit dem Kindergarten Dinge eintrainiert wurden, die sich wohl nie wieder werden ändern lassen. 


Um es deutlich zu sagen: ich bin durchaus ein großer Freund von Fleiß und Disziplin. Dass Kinder sich mit Feuereifer und mit Ehrgeiz bestimmten Themen widmen und hierbei einen gewissen sportlichen Ehrgeiz entwickeln, finde ich nicht weiter problematisch. Ja, und auch die Fähigkeit, sich selbst zu schinden, einmal bis zum Umfallen zu schuften, sich selbst bis zur Grenze zu treiben, halte ich durchaus für erstrebenswert. Das so verpönte Auswendiglernen scheint mir für eine sehr sinnvolle Lernmethode, um Dinge zu verinnerlichen. Und auch regelmäßige Prüfungen machen ihren Sinn. Aber: Wo ist bloß die Freude an der Kreativität abgeblieben?

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