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Nordkorea

Das Militär in Nordkorea

2019-03-28

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

In Südkorea herrscht Wehrpflicht. Alle wehrtauglichen Männer ab 18 müssen in den Streitkräften dienen. Wie sieht das Militärsystem im autoritären Nordkorea aus, das regelmäßig massive Militärparaden als Machtdemonstration abhält? Zum Thema sagt der Nordkorea-Experte Cha Mun-seok am Institut für Vereinigungserziehung: 


Nordkoreas Militär kommt aus den Sicherheitskräften, die im Oktober 1945 während der sowjetischen Besetzung des nördlichen Teils der koreanischen Halbinsel ins Leben gerufen wurden. Das sowjetische Militär gründete die Pjöngjang-Akademie, um politische und militärische Funktionäre auszubilden. Auch gründete es 1946 eine separate militärische Organisation zur Überwachung der Sicherheitskräfte. Die militärischen Organisationen wurden am 8. Februar 1948 als Koreanische Volksarmee neu gegründet. Die Rolle des Militärs ist es, politische Ziele der obersten Führung und der Partei zu erfüllen. Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Blocks in Osteuropa hatte Nordkorea in den 90er Jahren mit extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. In dieser Phase wurde die Stellung des Militärs gestärkt. 


Im Jahr 1995 verkündete der damalige Machthaber Kim Jong-il seine Songun- oder „Militär-Zuerst“-Politik als herrschende Ideologie des Landes. Angesichts der Unsicherheiten und Instabilität war diese Doktrin ein wichtiges Mittel, das nordkoreanische Regime zu erhalten. Militärische Projekte waren wichtiger als wirtschaftliche Vorhaben, und Nordkorea setzte alles daran, seine Verteidigungskapazitäten auszubauen. 


Wie in Südkorea müssen in Nordkorea alle wehrtauglichen Männer ihren Militärdienst leisten. Bis zum Dezember 2018 hatte Nordkorea 1,28 Millionen Soldaten. Dazu gehören die Bodentruppen von 1,1 Millionen Mann, die Marine mit 60.000, die Luftstreitkräfte mit 110.000 sowie die neuen strategischen Kräfte mit 10.000. Die Gesamtzahl macht etwa fünf Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung von 25,72 Millionen aus. In Südkorea ist es bloß ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Vor 1993 haben nordkoreanische Soldaten zwischen fünf und acht Jahre gedient. Danach wurde der Dienst auf zehn Jahre ausgeweitet. Im März 2003 verkündete Nordkorea offiziell die zehnjährige Wehrpflicht. Die Dauer des Dienstes für weibliche Rekruten ist drei Jahre, doch kann sie auf sieben Jahre erweitert werden. 


Nach Angaben der Streitkräfte-Behörde in Südkorea gibt es 16 Länder, darunter China, die Schweiz und Israel, in denen der Militärdienst Pflicht ist. Nordkorea habe dabei die längste Dienstzeit. Alle Nordkoreaner von 14 Jahren an können eingezogen werden. Und Personen über 60 werden aus dem Reservedienst entlassen. Vom Wehrdienst ausgeschlossen sind politische Gefangene und Nachkommen der sogenannten feindlichen Klasse. Talentierte Schüler und Studenten der Künste oder Naturwissenschaften sowie besonders fähige Arbeiter in der Industrie können sich dem Militärdienst entziehen. Gewöhnlich werden die Nordkoreaner mit 17 Jahren nach Abschluss der Oberschule eingezogen: 


Nordkoreanische Wehrpflichtige können nicht wählen, wo sie gerne dienen wollen, also ob im Heer, in der Marine oder den Luftstreitkräften. Die regionalen militärischen Mobilisierungs-Abteilungen mustern die Wehrpflichtigen und entscheiden über ihre Stationierung. Es wird gesagt, dass die Wehrpflichtigen am liebsten in der Marine ihren Militärdienst verrichten wollen, weil dort die Nahrungsmittelversorgung ausreichend ist und sie dort besser behandelt werden. Auch bietet die Marine viele technische Arbeitsstellen, die kein allzu strenges physisches Training erfordern. Auch wird der Dienst in Grenzstützpunkten, in der Luftwaffe oder Einheiten in Pjöngjang bevorzugt. Auf der anderen Seite mögen es die Männer nicht, als persönliche Wachen von Machthaber Kim Jong-un zu dienen, weil selbst kleine Fehler sie selbst oder ihre Familien in Schwierigkeiten bringen können. Auch Bautrupps werden gemieden, weil die Rationen dort sehr gering ausfallen und weil die intensive Arbeit oft zu Verletzungen oder selbst zu Todesfällen führt.


Die Kinder der politischen Elite werden üblicherweise dem Verteidigungskommando in Pjöngjang oder dem Sicherheitsministerium unterstellt, oder sie dienen im Waffenstillstandsort Panmunjom, wo die Rationen größer ausfallen. Oft versuchen Familien mit schlechtem Hintergrund, die zuständigen Stellen zu bestechen, um ihren Kindern eine bessere Dienststelle zu verschaffen: 


Die militärischen Einheiten müssen zehn strenge Vorschriften befolgen. Diejenigen, die die Regeln nicht beachten, müssen ungeachtet ihres Rangs während und nach ihrem Militärdienst mit Nachteilen rechnen. Es gibt 15 Tage Urlaub im Jahr, zu speziellen Anlässen wie etwa Todesfälle oder Hochzeiten in der Familie können sie 10 bis 15 Tage zusätzlich frei nehmen. Ein Drittel der Militärzeit verbringen die Soldaten mit nicht-militärischen Aktivitäten wie etwa Feldarbeit oder im Bauwesen. 


Trotz geringer Rationen und der langen Dienstzeit zeichnen sich die nordkoreanischen Soldaten üblicherweise durch ein starkes Pflichtbewusstsein aus: 


Dem Verteidigungsbericht von 2018 zufolge übertraf die Zahl der aktiven Soldaten in Nordkorea sowie der strategischen Waffen diejenige in Südkorea. Nordkorea konnte demnach seine Nuklearstreitmacht durch sechs Atomtests verbessern. Auch entwickelte Nordkorea 14 verschiedene Typen von ballistischen Raketen mit unterschiedlicher Reichweite, einschließlich der Interkontinentalrakete. Nach Angaben von Global Firepower rangierte Nordkorea 2017 weltweit an 23. Stelle und Südkorea an 11. Stelle, was die militärische Stärke betrifft.

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