Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Familien- und Heiratskultur in Nordkorea

2019-05-02

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

Der Mai gilt in Südkorea als Monat der Familie. Es gibt den Tag des Kindes, einen Elterntag und am 21. Mai den Tag der verheirateten Paare. Was bedeutet Familie im sozialistischen Nordkorea? Zum dortigen Konzept der Familie und Heiratskultur sagt die Expertin Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung: 


In Nordkorea liegen der Familie zwei unterschiedliche Konzepte zugrunde. Erstens, eine Familie besteht aus Eltern und ihren Kindern. Das ist die typische Familie, die durch Blut verbunden ist. Doch Nordkorea legt größeren Wert auf das zweite Konzept. Das ist die sozialistische Familie, in der der Vater der oberste Führer des Landes ist. Die Mutter ist die Partei, und deren Kinder sind die Bürger. Der Vater wird auch der „Geliebte Vater“ genannt, während das Wort „Mutter“ auf die Partei angewandt wird. Nach diesem Konzept wird die ganze nordkoreanische Gesellschaft als eine große Familie angesehen. Nordkorea betont, dass die Öffentlichkeit ihrem Führer und der Partei Liebe und Loyalität entgegenbringen soll, so wie Kinder ihren Eltern gegenüber Respekt zeigen und ihnen dienen sollen. 


Im Jahr 1962 sagte der frühere Präsident Kim Il-sung in seiner Neujahrsansprache, dass es nötig sei, die Gesellschaft in eine große Familie zu verwandeln, deren Mitglieder in Harmonie miteinander leben. Danach diente das Konzept der sozialistischen Familie als die führende Regelung, die Treue gegenüber dem Führer und der Partei verlangte. Doch dieses ungewöhnliche Konzept ist bloß ein Mittel der Kontrolle. Die Nordkoreaner heiraten ganz normal und beginnen eine Familie: 


Im Juli 1976 entschied das nordkoreanische Kabinett, die Menschen zu ermutigen, erst spät zu heiraten, weil die Arbeiterinnen wegen der Kindergeburt und Betreuung nicht mehr richtig arbeiten könnten. Auf Anweisung Kim Il-sungs verfolgte das Land eine Bevölkerungspolitik, die es erlaubte, das Männer und Frauen mit über 30 Jahren beziehungsweise über 28 heiraten können. Doch Anfang der 80er Jahre wurde das Heiratsalter schrittweise gesenkt. Derzeit liegt das Mindestalter für eine Ehe bei 18 Jahren für Männer und bei 17 für Frauen. 


Früher arrangierten Verwandte, ranghohe Unternehmensvertreter oder Parteimitglieder eine Heirat für junge Paare. Doch heutzutage bevorzugen die Menschen eine Liebesheirat. Auch die idealen Voraussetzungen für einen Ehepartner haben sich geändert. Früher wurden Beschäftigte bei mächtigen Organisationen wie der Staatssicherheitsabteilung als wünschenswerte Partner angesehen. Doch heute gilt ein hohes Einkommen als wichtiger Faktor. Nach der Verbindung mit einem Lebenspartner heiraten die Nordkoreaner in der Regel nach traditionellen Regeln: 


Für die Hochzeitszeremonie tragen nordkoreanische Bräute normalerweise das traditionelle Kostüm Hanbok, welches von den Nordkoreanern auch „Joseon-Kleidung“ genannt wird. Der Bräutigam besucht normalerweise die Wohnung der Braut zuerst, wo er mit Hochzeitsessen von einem Zeremonientisch versorgt wird. Danach besucht die Braut das Haus des Bräutigams, um das gleiche Ritual abzuhalten. Als Hochzeitsgeschenk gibt der Bräutigam seiner Auserwählten Kleidung oder Kosmetika. In vielen Fällen ist der Bräutigam für die Vorbereitungen im Haus zuständig. Das ist ähnlich wie in Südkorea. Die Braut schenkt dem Bräutigam Kleidung oder eine Armbanduhr. Die Braut soll fünf Möbelstücke bereitstellen und sechs Elektronikprodukte. Die Möbel sind ein Kleiderschrank, eine Truhe für Decken, ein Bücherregal, ein Schrank für Geschirr und eine Schuhtruhe, während es sich bei den Haushaltsgeräten um einen Fernseher, einen Kühlschrank, ein Radio, einen Elektrolüfter, eine Nähmaschine und eine Kamera handelt. Frauen, die solche Dinge bereitstellen können, gelten als großartige Bräute. 


Die Hochzeitszeremonie findet im Haus der Braut oder des Bräutigams statt, am Arbeitsplatz oder einem lokalen Kulturzentrum, wohin sie ihre Familie und Arbeitskollegen einladen. Wohlsituierte Familien in den großen Städten buchen ein Restaurant für die Hochzeitsfeier. Die Dinge, die für eine Hochzeit benötigt werden, sollte im Prinzip der Staat stellen. Doch in Wirklichkeit bereiten die Familien alles selber vor. Bei Hochzeiten in Nordkorea werden alkoholische Getränke als wichtigstes zeremonielles Nahrungsmittel angesehen. Alkohol, Reiskuchen, Nudeln und Mais werden den Gästen angeboten, die ihrerseits Geldgeschenke, Mais oder Reis geben. Nach der Hochzeitsfeier besucht das vermählte Paar in seiner Region eine Statue des obersten Machthabers. Die Flitterwochen in einem Ferienresort oder in einem benachbarten Touristenort dauern einige Tage. Der Staat stellt den Neuvermählten eine Wohnung zur Verfügung. Doch angesichts der Wohnungsknappheit müssen viele Paare lange warten: 


Viele Nordkoreaner sind ähnlich wie die Südkoreaner ihren Eltern tief verbunden. Zwar kennt Nordkorea keinen Elterntag, da es nur ein Elternteil gibt, und das ist der geliebte Führer, doch begeht Nordkorea am 16. November Muttertag. 


Ebenfalls wie in Südkorea führen die Nordkoreaner ein Gedächtnisritual für ihre Eltern durch, falls diese gestorben sind:


Trotz des Anspruchs Nordkoreas, das Recht auf Religionsfreiheit zu garantieren, haben die Menschen dieses Recht nicht wirklich. Die meisten Nordkoreaner haben einen konfuzianischen Glauben, wonach es ihnen nur dann besser geht, wenn sie ihren Ahnen dienen. Sie bereiten oft Essen und Geld für die Ahnenrituale vor.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >