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Nordkorea

Nordkorea testet Mehrfachraketenwerfer

2019-05-09

Schritte zur Wiedervereinigung

© YONHAP News

Vor dem Hintergrund der festgefahrenen Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang über das nordkoreanische Atomprogramm haben neue Waffentests des kommunistischen Landes für Unruhe gesorgt. Wenn sich bei den noch andauernden Datenanalysen herausstellen sollte, dass am vergangenen Samstag ballistische Raketen abgefeuert wurden, wäre es der erste Test mit derartiger Raketentechnik durch Nordkorea seit dessen Start einer Interkontinentalrakete im November 2017. Doch die USA haben sich bisher einer Kritik enthalten. Südkorea sprach von Tests von „Projektilen“ kurzer Reichweite. Zum Thema sagt der Professor für Vereinigungsstudien an der Inje-Universität, Jin Hee-gwan:


Nordkorea hat Fotos seiner Schießübungen veröffentlicht, bei denen großkalibrige 240- und 300-Millimeter Mehrfachraketenwerfer und eine neue taktische Lenkwaffe eingesetzt wurden. Anhand der Form lässt sich sagen, dass die Lenkwaffe wie eine ballistische Rakete aussieht, die von einem Startfahrzeug vertikal gestartet wurde. Doch was die Höhe und Reichweite betrifft, scheint es etwas zwischen einer Rakete und einem Mehrfachraketenwerfer zu sein. Es lässt sich daher nicht sicher von einer Rakete sprechen. Zudem waren bei den Übungen der Generalstabschef Ri Yong-gil und ein hoher Artillerieoffizier, Pak Jong-chon, anwesend, und nicht der Leiter der Pjöngjanger strategischen Raketenstreitkräfte, Kim Rak-gyom. Südkorea und die USA sind noch dabei, die Projektile zu analysieren. 


Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums verschoss Nordkorea drei Arten von Waffen. Einige von ihnen hätten eine ungewöhnliche Flugbahn zurückgelegt. Auch die US-Regierung sprach zunächst von Projektilen, die Nordkorea abgefeuert habe. Außenminister Mike Pompeo sagte am Sonntag, die Projektile seien von kurzer Reichweite gewesen, es seien keine Langstreckenraketen abgeschossen worden: 


Falls die Projektile, die Nordkorea abgefeuert hat, als ballistische Raketen beschrieben werden, wäre deren Test ein Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Das würde bedeuten, die Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA wie auch die innerkoreanischen Beziehungen würden in eine Phase der Konfrontation zurückfallen. Doch Südkorea und die USA sind weiter entschlossen, den Atomstreit durch Dialog zu lösen. 


UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Verwendung “ballistischer Raketentechnik”. Solche Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die auch Atomsprengköpfe transportieren können. Sollte Nordkorea also ballistische Raketen getestet haben, könnte dies den Dialog mit den USA gefährden. Die Verhandlungen sind ohnehin seit dem gescheiterten Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un im Februar in Hanoi festgefahren:


Nordkoreas jüngster Waffentest kann als Ultimatum für die USA gewertet werden. Falls sich die Lage verschärft, könnte Nordkorea ballistische Raketen testen, nicht nur nicht identifizierbare Projektile. Pjöngjang drängt die USA, den Dialog so rasch wie möglich wiederaufzunehmen. Falls Nordkorea wirklich beabsichtigt, die Beziehungen zu den USA abzubrechen und zum Konfrontationskurs zurückzukehren, hätte es erneut eine Hwasong-15-Interkontinentalrakete abgefeuert. Solch eine Waffe hatte Nordkorea am 29. November 2017 gestartet. 


Der Waffentest wird somit auch als Ausdruck der Unmut Nordkoreas gesehen, da die USA sich weigern, die Sanktionen gegen Pjöngjang aufzuheben. Nordkorea verlangt, dass die USA seinem Vorschlag einer schrittweisen Denuklearisierung folgen. Mit dem Test von Projektilen kurzer Reichweite macht es aber zugleich auch deutlich, dass es weiter den Dialog will. Über den Waffentest Nordkoreas berieten sich auch Trump und der südkoreanische Präsident Moon Jae-in am Dienstag am Telefon:


Das Präsidialamt in Seoul sagt, dass Moon und Trump eine rasche Wiederaufnahme der Denuklearisierungsgespräche besprochen hätten, und dass sie Nordkorea auf dem Weg des Dialogs halten wollen. Auch besprachen beide humanitäre Hilfen für Nordkorea. Doch ihr vorrangiges Ziel ist es, mit Nordkorea weiter über eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel und einen dauerhaften Frieden zu verhandeln. 


Trump sagte Moon seine Unterstützung für mögliche Nahrungshilfen für Nordkorea zu: 


Falls die Vergangenheit Hinweise liefern kann, so könnte humanitäre Nahrungshilfe für Nordkorea eine Gelegenheit bieten, mit dem isolierten Land in Kontakt zu treten. Nordkorea sagte den UN, dass es in diesem Jahr 1,5 Millionen Tonnen Nahrungsmittel benötigt. Das Welternährungsprogramm bestätigte nach eigenen Vor-Ort-Untersuchungen, dass Nordkorea zusätzlich mehr als eine Tonne Getreide braucht, um die Nahrungsmittelknappheit zu bewältigen. 


Die südkoreanische Regierung teilte am Mittwoch mit, dass sie erwäge, in Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft humanitäre Hilfe für Nordkorea zu leisten. Ob Pjöngjang jedoch darauf eingehen wird, bleibt ungewiss. In erster Linie geht es Nordkorea um eine Aufhebung der Sanktionen. Beide koreanischen Staaten und die USA stellen derzeit sorgfältige Überlegungen an, wie sie den diplomatischen Stillstand überwinden können. Humanitäre Hilfe könnte dabei eine wichtige Rolle spielen.

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