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Nordkorea

Lehrer in Nordkorea

2019-05-16

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

In Südkorea war am 15. Mai Tag der Lehrer, um deren Arbeit zu würdigen. Werden in Nordkorea die Lehrer ähnlich respektiert? Über das Thema sagt Jeong Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung:  


Es gibt in Nordkorea keinen offiziellen Tag der Lehrer. Es wird aber am 5. September der Tag der Bildung begangen. Er wurde eingeführt, um die Veröffentlichung der „Thesen zur sozialistischen Erziehung“ von Kim Il-sung 1977 zu feiern. Auf dem Papier ist es ein Feiertag für Lehrer und Schüler. Die Schüler nehmen an Sportwettbewerben, Informationssitzungen oder Gedenkveranstaltungen teil. Zweck des Tags der Bildung ist es, die Fähigkeiten der Lehrer zu verbessern und den Schülern zu helfen, härter zu studieren. 


Anders als am Tag der Lehrer in Südkorea soll in Nordkorea am Tag der Bildung über den Sinn der Bildungspolitik reflektiert werden. Wie wird man im sozialistischen Nordkorea Lehrer, oder koreanisch Kyowon?


Es gibt keine Lehramtsprüfung in Nordkorea. Nach der Mittelschule nehmen die Schüler an einer Prüfung teil, die ähnlich wie die Eignungsprüfung in Südkorea aussieht, um einzuschätzen, ob sie eine höhere Bildung genießen können. Nach der Prüfung werden die Schüler nach ihrer Zugehörigkeit zur Provinz, ihren Städten und Landkreisen ausgewählt. Die Schüler können sich je nach ihren Noten für eine Universität ihrer Wahl bewerben. Um Grundschullehrer zu werden, müssen sie ein Lehrer-Ausbildungscollege besuchen. Das ist eine Universität mit einem Drei-Jahresprogramm. Um Mittelschullehrer zu werden, muss man an einer Erziehungsuniversität ein viereinhalb bis fünf Jahre langes Programm absolvieren. Danach werden die Lehrer von der Regierung ohne Lehramtsprüfung entsendet. 


Das Schulsystem in Südkorea sieht sechs Jahre Grund-, drei Jahre Mittel- und weitere drei Jahre Oberschule vor. In Nordkorea gelten fünf Jahre Grund-, drei Jahre niedrige Mittel- und drei Jahre höhere Mittelschule, insgesamt also elf Jahre. Als Mittelschullehrer müssen sich die Betroffenen spezialisieren. Das Universitätsprogramm ist in verschiedene Fächer wie Revolutionsgeschichte, koreanische Literatur sowie physische Erziehung unterteilt. Lehrer, die eine Klasse im ersten Jahr übernehmen, behalten die Schüler bis zum Schulabschluss: 


Es gibt Vor- und Nachteile bei diesem System. Positiv ist, dass die Lehrer jedem Schüler mehr Aufmerksamkeit schenken können, die Familiengeschichte kennen und besser herausfinden können, wo die Talente der Schüler liegen. Die Verbindung zwischen Lehrer und Schülern ist sehr stark. Doch auf der anderen Seite, und das hängt auch vom Charakter des Lehrers ab, haben solche Schüler eine lange Leidenszeit, wenn sie im Strafbuch des Lehrers landen. Auch müssen die Lehrer eine Bewertung über die Schüler schreiben, was deren künftige Karriere bestimmen kann. 


Bestechungsversuche der Eltern gelten in Nordkorea als normal. Die Empfehlungen der Lehrer sind wichtig für die Auswahl einer höheren Bildung. Die Rivalität unter den Eltern ist daher sehr stark. Einige Eltern übergeben den Lehrern Geburtstagsgeschenke, diese reichen von Stoffen für Kleidung bis zu Kühlschränken. Einige Lehrer erwarten Geschenke. Das kann teilweise auch auf den Zusammenbruch des Rationierungssystems zurückgeführt werden:


Nach der Wirtschaftsreform vom 1. Juli 2002 verdient ein Mittelschullehrer monatlich zwischen 3000 und 4000 Won. Auf dem Schwarzmarkt liegt der Umtauschwert bei 8000 Won pro Dollar. Das bedeutet, die Lehrer verdienen weniger als einen Dollar pro Monat. Unter normalen Umständen verteilt die Regierung ein Kilogramm Reis für 45 Won. Doch das Problem ist, dass die meisten Menschen gezwungen sind, Reis auf dem Markt zu kaufen. Gegenwärtig kostet ein Kilogramm Reis 4500 bis 5000 Won. Das zeigt, dass die Lehrer Nebenjobs haben müssen, um überleben zu können. 


Nach der Hungersnot in den 90er Jahren verließen viele Lehrer ihre Arbeit, um Markthändler zu werden. Besonders fähige Lehrer geben Privatunterricht, um mehr zu verdienen. Doch nicht alle Lehrer - denen in Nordkorea in der Regel hohen Respekt entgegengebracht wird -  gehen diesen Weg: 


Die Nordkoreaner nennen Lehrer professionelle Revolutionäre. Sie glauben, dass die Bildung der jüngeren Generation die Zukunft des Landes bestimmt. Viele Menschen wollen wegen des Respekts und des sozialen Umfelds Lehrer werden. Doch angesichts der aktuellen Schwierigkeiten in Nordkorea könnten sich der Stolz der Lehrer und der Respekt ihnen gegenüber im Vergleich zur Zeit der normalen Nahrungsrationierung verringert haben. Doch beides ist nicht ganz verloren. 


Seit seinem Antritt Ende 2011 hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un mehrfach betont, dass die Schulen die Grundlage für die Entwicklung des Lands seien. Um das System zu verbessern, wurden eine Fortbildung für alle Lehrer und Titel wie „Volkslehrer“ oder „Held der Arbeit“ für Lehrer eingeführt, die seit mehr als 20 Jahre Unterricht geben. Es wird vermutet, dass die schlechtere Behandlung und die schlechten Bildungsbedingungen es schwierig machen, Lehrer angemessen auszubilden.

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