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Nordkorea

Der öffentliche Transport in Nordkorea

2019-06-13

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

In Nordkorea, wo die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist, ist es für die Bewohner generell schwierig, Fahrzeuge zu benutzen. Es ist verständlich, dass Fahrräder als wertvolles Besitzstück galten. Doch gab es in den vergangenen Jahren bedeutende Veränderungen, besonders im öffentlichen Transportwesen. Es ist mittlerweile üblich, Taxis und überfüllte Busse auf den Straßen von Pjöngjang zu sehen. Zum Thema sagt die Reporterin Kang Mi-jin, die aus Nordkorea geflüchtet ist, und jetzt bei der Online-Zeitung Daily NK in
 Südkorea arbeitet: 


Der öffentliche Transport in Nordkorea kann in zwei Phasen unterteilt werden: vor und nach 2010. Vor 2010 waren die Logistik und das Verteilungsnetz unzulänglich. Der Massentransport hielt nicht mit der Nachfrage stand. Seit 2010 jedoch erschienen immer mehr Fahrzeuge, Taxis und Servi-cha (Serviceautos) auf den Straßen. Die Situation ist vermutlich in den ländlichen Gebieten nach wie vor nicht gut, doch in den Städten können die Bewohner verschiedene Transportmittel benutzen. 


Die wachsende Nachfrage nach Verkehrsmitteln ist ein weiteres Zeichen für die rasche Entwicklung der Märkte in Nordkorea. Nach der schweren Wirtschaftskrise in den 90er Jahren gab es kein gut funktionierendes Transportwesen in Nordkorea. Die Menschen entwickelten ihre eigenen Mittel, darunter illegale Logistikfahrzeuge wie das Servi-cha. Später stieg die Zahl der Busse und Taxis. Der Massentransport entwickelte sich schneller seit der Machtübernahme von Kim Jong-un Ende 2011. Viele Nordkoreaner wurden wohlhabend dank der Verbreitung privater Märkte, oder Jangmadang. Einige erwarben Busse und Taxis in China und anderen Ländern mit ihrem eigenen Geld, um ins profitable Transportgeschäft einzusteigen. Der Besitz von Privatfahrzeugen ist im kommunistischen Nordkorea im Prinzip nicht erlaubt. Betreiber von Bussen oder Taxis zahlen an öffentliche Organisationen oder Unternehmen Geld, um deren Namen zu benutzen: 


Taxifahrer lassen sich bei Taxi-Unternehmen registrieren und zahlen ihnen eine bestimmte Summe Geld auf monatlicher Basis. Von den Gebühren abgesehen, können sie den Rest des Verdienstes für sich behalten. Kein Wunder also, dass Taxifahrer hart arbeiten. Der Fahrpreis richtet sich nach den Distanzen. Wenn drei Menschen in die gleiche Richtung fahren und dasselbe Taxi benutzen, können sie die Gebühren miteinander teilen. Taxis fahren auch in ländliche Regionen. 


Früher waren Taxis für die meisten Nordkoreaner unerschwinglich. Doch seit der Machtübernahme von Kim Jong-un hat sich die Zahl der Taxis deutlich erhöht. Es wird geschätzt, dass es etwa 6000 Taxis in Pjöngjang gibt. Auch in den nördlichen Grenzregionen nahe China blüht das Transportgeschäft. Die Kunden können Taxis per Anruf bestellen. Die Taxis werden auch „Allagi“ genannt, was so viel wie vielfarbig heißt. Der Grundpreis beträgt zwei Dollar, was für Nordkoreaner in der Regel teuer ist, da sie mit diesem Geld vier Kilogramm Reis kaufen können. Doch die Nachfrage nach Taxis ist besonders in den Märkten hoch. Das Haupttransportfahrzeug ist in Pjöngjang die U-Bahn:


Wie in Seoul sind auch in Pjöngjang die U-Bahnen das gewöhnliche Massentransportmittel. Viele Pendler in der Hauptstadt benutzen U-Bahn, Busse oder Straßenbahnen. Die Pjöngjanger Metro hat zwei Linien, die Chollima-Linie von Nord nach Süd sowie die Hyoksin-Linie von West nach Ost. Die beiden Linien durchfahren nicht das gesamte Stadtgebiet. Die Bürger steigen von der U-Bahn in Busse oder in die Straßenbahn um. 


Die U-Bahn in Pjöngjang wurde 1973 in Betrieb genommen, ein Jahr früher als die erste U-Bahn in Seoul. Die Gesamtlänge der U-Bahn-Strecken beträgt lediglich 34 Kilometer. Die Straßenbahn verbindet den Bahnhof von Pjöngjang mit den wichtigsten U-Bahn-Stopps sowie Geschäfts- und Wohnvierteln. Doch das Straßenbahnnetz mit seinen vier Linien kann die Nachfrage in der Drei-Millionen-Stadt nur schwer decken. Zudem bleiben die Bahnen wegen der zahlreichen Stromausfälle oft stehen. Daher spielen auch Busse eine große Rolle. Eine spezielle Art von Bussen ist der „Beori“-Bus oder der „Geldmacher“-Bus: 


Im Prinzip sollten die Busse in Nordkorea auf der Grundlage der Gebührenordnung der Regierung betrieben werden. Doch solche Beori-Busse zahlen Geld an Behörden und Unternehmen und verdienen ihr Geld mit dem Passagier- und Warentransport. Die Regierung stellt den Kraftstoff für die Busse zur Verfügung, doch die Menge reicht nicht aus. Einige Bus-Betreiber kaufen Benzin auf privaten Märkten, das über die Grenze eingeschmuggelt wird.  


Nordkorea hat den Raum so geplant und die Gesellschaft so organisiert, dass die Wohnungen möglichst nahe an den Arbeitsplätzen liegen. So blieb die Transportnachfrage einigermaßen gering. Doch mit dem Aufkommen einer neuen Klasse von wohlhabenden Bürgern, die auch als Donju bekannt sind, werden jetzt auch Überlandbusse für weite Entfernungen betrieben:


Seit den 2010er Jahren hat sich die Wirtschaft einigermaßen stabilisiert. Die nordkoreanische Wirtschaft steht natürlich noch immer vor großen Problemen. Doch verglichen zu den 2000er Jahren hat sich der Lebensstandard verbessert.

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