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Nordkorea

Wissenschaft und Technologie in Nordkorea

2019-06-20

Schritte zur Wiedervereinigung

© Getty Images Bank

Bei einem internationalen College-Wettbewerb im Programmieren im April in Portugal erreichte ein dreiköpfiges Team von der nordkoreanischen Kim-Chaek-Universität den achten Platz. Die von der US-Vereinigung für Rechenmaschinen ausgetragene Veranstaltung für Studenten aus aller Welt findet jährlich statt. In diesem Jahr nahmen 3200 Studenten aus 110 Ländern daran teil. Ein südkoreanisches Team von der Seouler Nationaluniversität wurde Siebter. Die Platzierung der Nordkoreaner zeigt, dass sie im weltweiten Programmier-Wettbewerb mithalten können. Wie sieht es in dem abgeschotteten Land allgemein im Bereich der Wissenschaft und Technologie aus? Zum Thema sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung in Südkorea: 


Die Studenten von der Kim-Chaek-Universität für Technologie holten beim diesjährigen College-Wettbewerb für das Programmieren eine Silbermedaille. Das ist ein beeindruckendes Ergebnis. Alle Teams, die Platz fünf bis acht erzielen, werden mit einer Silbermedaille geehrt. Neben anderen renommierten Universitäten in Nordkorea, darunter die Kim-Il-sung-Universität und die Koryo-Songgyungwan-Universität, ist die Kim-Chaek-Uni für Technologie die beste Schule für Wissenschaft und Ingenieurwissenschaft. Sie hat etwa 10.000 Studenten und 2000 Lehrkräfte. Anfangs war sie Teil der Kim-Il-sung-Universität, bevor sie im September 1958 als College für Technologie gegründet wurde. 


1951 erhielt das College seinen jetzigen Namen. Kim Chaek war der erste Industrieminister des Landes:


Nordkorea hat an verschiedenen internationalen Wissenschaftsveranstaltungen teilgenommen. So beteiligte es sich 1990 zum ersten Mal an der Internationalen Mathematik-Olympiade – 2015 wurde es Vierter. Das war das bisher beste Resultat. Nordkorea hält einen nationalen Mathematik-Wettbewerb ab, um mögliche Mathe-Genies zu entdecken, die dann zur Mathematik-Olympiade geschickt werden. 


Chung selbst arbeitete in Nordkorea als Lehrerin, bevor sie Anfang der 2000er Jahre flüchtete und nach Südkorea kam. Nach der Gründung des Pjöngjanger Instituts für Fremdsprachen 1958 richtete Nordkorea in den 60er Jahren auch Hochschulen für Kunst, Musik und physische Erziehung ein. Seit dem Ende der 90er Jahre wurde die Weiterbildung für talentierte Schüler auf Wissenschaft und Technologie sowie Computer ausgeweitet: 


Unter dem jetzigen Regime von Kim Jong-un ist es das wichtigste Ziel Nordkoreas, die wirtschaftliche Entwicklung auf der Basis des wissenschaftlichen Fortschritts voranzutreiben. Zu diesem Zweck konzentriert das Land seine Ressourcen auf die Heranbildung von Forschungstalenten, und es behandelt seine Wissenschaftler entsprechend gut. Auf der Mirae-Wissenschaftsstraße in Pjöngjang wurde 2015 ein 53-geschössiges Gebäude errichtet, damit Wissenschaftler darin wohnen können. In einem 70-stöckigen Hochhaus, das 2017 auf der Ryomyong-Straße gebaut wurde, leben Professoren der Kim-Il-sung- und Kim-Chaek-Universität. 


Kim Jong-un kündigte 2013 als wichtiges Ziel an, eine wissensbasierte Wirtschaft aufbauen und alle Bürger zu Wissenschaftstalenten erziehen zu wollen. Nordkorea hat viel in praktische Bereiche wie IT, Biotechnologie und Leichtindustrie investiert. 2015 wurde in Pjöngjang ein Sci-Tech-Komplex mit einer Nutzfläche von über 1000 Quadratmetern erbaut. Das moderne Zentrum verfügt über eine elektronische Bibliothek und verschiedene Erfahrungseinrichtungen. Ähnliche Einrichtungen wurden seitdem auch in anderen Regionen, darunter in der nordöstlichen Stadt Hamheung, gebaut:


Nordkoreas weit fortgeschrittene Wissenschaft und Technologie ermöglicht es dem Land, sensitive militärische Informationen und Daten über andere Länder zu sammeln, Südkorea eingeschlossen. Das Land fördert zudem Hacker und Techniker in den Bereichen Atomphysik, Raketenentwicklung und biochemische Waffen, die eine große Bedrohung für die internationale Gemeinschaft sind. Es gibt Fragen, wie das verarmte Nordkorea solche großen Investitionen leisten kann. Doch Nordkoreas wissenschaftliche Technologie ist in einigen Bereichen hervorragend. Es bildet auch Studenten in den Bereichen IT, künstliche Intelligenz und Nano-Technologie aus. 


Nordkoreas Atom- und Raketenprogramme haben mit dem Vorrang für die Forschungspolitik und der Spezialbehandlung für Wissenschaftler zu tun. Nordkoreanische Hacker werden für Cyber-Attacken auf Finanzinstitute in verschiedenen Teilen der Welt verantwortlich gemacht. Damit verdient das Land auch Devisen. Eine wachsende Zahl von Nordkoreanern, die in China, der Mongolei und Europa studieren, wählen die Fächer Biologie und Chemie. Doch Nordkorea wird für seine Anwendung der wissenschaftlichen Fortschritte im Militärbereich stark kritisiert:


Süd- und Nordkorea können beim Katastrophenschutz oder bei humanitären Programmen zusammenarbeiten, unabhängig von den internationalen Sanktionen gegen den Norden. So könnten beide Koreas etwa gemeinsame Studien über einen möglichen Ausbruch des Baekdu-Vulkans in Nordkorea durchführen. Ich kann mir vorstellen, dass der innerkoreanische Austausch auch im Bereich der Biowissenschaften große Synergieeffekte haben kann.

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