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Nordkorea

Filme in Nordkorea

2019-08-29

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

Vom 16. bis zum 20. August fand in der östlichen südkoreanischen Provinz Gangwon das internationale Pyeongchang Friedensfilmfestival 2019 statt. Unter den 85 Filmen aus 33 Ländern zogen die nordkoreanischen Filme besondere Aufmerksamkeit auf sich. Zu den Titeln gehörten “Vögel”, “Auftauen im Frühjahr” und “Die andere Seite des Berges”. Zum Filmschaffen in Nordkorea sagt der Experte Jeon Young-seon vom Institut für Geisteswissenschaften und Vereinigung an der Konkuk-Universität in Seoul:


Der erste nordkoreanische Film wurde 1949 gedreht. Eine wichtige Veränderung in der nordkoreanischen Kultur- und Kunstszene fand in den 70er Jahren statt, was mit dem Wechsel in der Machtstruktur in dem Land zu tun hatte. Es gab verschiedene Gruppen, darunter auch die Sowjet-Fraktion. Von 1958 bis Ende der 60er Jahre stärkte der kommunistische Staat durch Säuberungen von angeblichen Spaltern die Ein-Mann-Führung um Kim Il-sung. Danach führte Nordkorea Projekte zur Stärkung des monolithischen ideologischen Systems in Politik, Wirtschaft und Kultur durch. Kultur und Kunst, das Kino eingeschlossen, führten die Idolisierung von Kim Il-sung an. In den 70er Jahren begann das Land damit, Filme zu produzieren, die den anti-japanischen Kampf während der Kolonialherrschaft Japans zeigen sollten. Nordkorea definiert die 70er Jahre als Revolution in Kultur und Kunst. 


Das nordkoreanische Regime wurde im September 1948 etabliert, und der erste Film, “Mein Heimatland”, wurde im Jahr darauf produziert. Kim Il-sungs Sohn Kim Jong-il, der als Filmenthusiast bekannt war, benutzte Filme als Propagandainstrument, während er Ende der 60er Jahre noch in der Abteilung für Propaganda und Agitation der Arbeiterpartei arbeitete. Er schrieb 1973 eine Abhandlung über den Film, die “Theorie der Filmkunst” hieß, und gab die Anweisung, dass alle Filme unter dern Anleitung der Regierung produziert werden sollten:


Genauso wie die Wirtschaft in Nordkorea zentral geplant wird, werden auch Kultur und Kunst vom Staat geplant. Die Propagandaabteilung der Arbeiterpartei plant die Filme, und die Filmstudios produzieren sie. Die Machwerke werden vom Kulturministerium verbreitet. Nach dem Anschauen der Filme werden die Menschen bei regulären Treffen über die Politik unterrichtet. 


Nordkorea stärkte die Rolle von zwei größeren Filmstudios, das koreanische Kunstfilmstudio und das Filmstudio des 25. April. Die Berg- Baegdu-Kreativitätsgruppe wurde gegründet, die dafür zuständig war, den obersten Machthaber durch Filme zu porträtieren. Die Nordkoreaner mussten sich die Filme ansehen, die vor allem mit revolutionären Aktvitäten von Kim Il-sung und den Kriegshelden zu tun hatten: 


Viele Filme drehen sich um das geistige Heranwachsen einer führenden Figur. So folgt etwa ein Junge der Partei, doch versteht er zuerst nicht ganz, was vor sich geht. Doch durch einen vorbildhaften Freund oder ein Parteimitglied wächst der Junge zu einem richtigen Parteimitglied heran. Die Filme bestehen meistens aus mehreren Episoden. Natürlich gibt es Filmserien überall in der Welt. Doch die nordkoreanischen bestehen aus viel mehr Teilen. So hat beispielsweise jede Episode des 100-Teile-Films “Nation und Bestimmung” ein festes Thema und eine konsistente Handlung. Die größeren Filme werden mit einem langfristigen Plan produziert, und das macht nordkoreanische Filme sehr einzigartig. 


Die meisten nordkoreanischen Filme sollen einen Lerneffekt haben. Sie betonen den Beitrag des Einzelnen für die Partei. In “Nation und Bestimmung” wird in den ersten vier Teilen ein legendärer General porträtiert, die Teile sechs bis neun erzählen die Geschichte einer anderen berühmten Persönlichkeit. Filme mit einem Hauptthema und einer Reihe von Untertthemen haben den Zweck, die Kontinuität der Revolution hervorzuheben. In vielen Fällen wird von den Nordkoreanern erwartet, dass sie sich die Serien anschauen. Statistiken aus Nordkorea zufolge haben 120 Millionen Menschen den Zehn-Teile-Film “Koreas Star” gesehen. Das bedeutet natürlich, dass die Leute den Film mehrfach angeschaut haben: 


Nordkorea mangelt es an Filmgenres, die in anderen Ländern eher normal sind. So macht Nordkorea zum Beispiel keine Fantasyfilme wie “Harry Potter”, weil diese als unwissenschaftlich gelten. Auch Roboter, wie in “Transformer”, erscheinen nicht als führende Charaktere in den Filmen, weil Nordkorea glaubt, dass es die Menschen sind, die Geschichte machen, und nur Menschen können Figuren im Film sein. Es ist ebenso schwierig, in Nordkorea Horror- oder Actionfilme zu finden. Der Punkt ist, dass Nordkorea Filme nicht als Ergebnis der Kunst und der Kreativität sieht, sondern als Produkte für einen bestimmten Zweck. 


In Nordkorea gibt es keine Filme, die die Widersprüche der Gesellschaft aufzeigen, da die eigene als perfekt beschrieben wird. Trotz der Beschränkungen sind Filme in Nordkorea sehr populär. Das jährliche Pjöngjanger Filmfestival ist eine seltene Gelegenheit für die Nordkoreaner, ausländische Filme zu sehen. Die Schwarzmarktpreise für Tickets liegen oft um das Zehnfache über dem Preis normaler Eintrittskarten:


Es wird sehr schwer für die nordkoreanische Film- oder die Musikindustrie die Inhalte zu verändern, obwohl sie technologische Fortschritte erzielen können. Ich denke, es wird immer Beschränkungen in Filmen in Ländern geben, in denen eine bestimmte Religion oder Ideologie vorherrscht, wie etwa in buddhistischen Ländern oder Ländern in Nahost. Nordkorea kann in diesem Kontext gesehen werden.

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