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Nordkorea

Versicherungen in Nordkorea

2019-12-05

Schritte zur Wiedervereinigung

© Getty Images Bank

Jeder ist im Prinzip allen Arten von Gefahren ausgesetzt. Geld oder Vermögenswerte wie Juwelen können gestohlen werden. Wer Auto fährt, setzt sich dem Risiko eines Unfalls aus. Unerwartete schwere Krankheiten verursachen hohe Kosten. Die Menschen wollen auf Unglücke und Katstrophen vorbereitet sein, und dafür gibt es Versicherungen. Wie sieht das Versicherungswesen im abgeschotteten Nordkorea aus? Dazu sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung in Südkorea:


Das Versicherungsgesetz in Nordkorea beschreibt die Versicherung als ein System zum Ausgleich eines Schadens, wofür öffentliche Fonds eingerichtet werden. Diese werden für den Ausgleich für Schäden, die an Personen oder Eigentum durch Naturkatastrophen oder Unfälle verursacht werden, herangezogen. Auf der Grundlage des Gesetzes beraten sich die zuständigen Beamten darüber, wie Schäden ausgeglichen werden, wie öffentliches Geld eingezogen und wie dieses genutzt wird. Nordkorea verfügt über keine bestimmte Krankenversicherung wie in Südkorea, da der sozialistische Staat im Prinzip für eine medizinische Behandlung bei Menschen aufkommt. Doch hat Nordkorea so etwas ähnliches wie eine Versicherung für Industrieunfälle. 


Versicherungen in Nordkorea sind mehr wie staatliche Ausgleichssysteme, die vor allem dazu da sind, schnell Geld zur Verfügung zu stellen, um Schäden an staatlichen Einrichtungen zu beheben, und nicht so sehr für den Schutz von Einzelpersonen oder Privateigentum. Alle Einrichtungen des Staates und Kooperativen und selbst Ernten von kollektiven Argrarbetrieben müssen versichert sein, und die Versicherungen werden vom Staat betrieben: 


Das Gesetz besagt, dass das Versicherungsgeschäft von Unternehmen betrieben werden soll, die eine Lizenz vom zentralen Versicherungsverwaltungorgan erhalten. Doch das Geschäft wird aussschließlich von einem staatlichen Versicherungsunternehmen betrieben, der Nationalen Versicherungsgesellschaft in Pjöngjang. Diese hat Hunderte von Filialen in neun Provinzen, den Großstädten und kleineren Kreisen. 


Die Nationale Versicherungsgesellschaft wurde 1946 ursprünglich als private Agentur gegründet. Sie bietet Versicherungsprodukte für Organisationen, Unternehmen und die Bevölkerung an. Arbeiter zwischen 16 und 65 Jahre haben eine Personenversicherung. Im Fall von Unfällen, Krankheiten oder des Arbeitsverlusts deckt sie den Verlust ab. Im Fall von Sachversicherungen werden auch dann keine Prämien zurückgezahlt, wenn der Schutz nicht gebraucht wird. Die meisten Nordkoreaner haben keine Kenntnis über ihre Versicherung:


Nordkorea sagt, dass es ein steuerfreies Land ist. Doch in Wirklichkeit zahlen die Menschen eine Steuer, ohne dass sie davon etwas wissen. Zum Beispiel nimmt sich der Staat ein Prozent des Lohns für die Versicherungsprämie. Doch das wird nicht auf dem Lohnstreifen vermerkt. Natürlich sind diejenigen, die Opfer einer Katastrophe oder eines Industrieunfalls sind zum Versicherungsschutz berechtigt. In vielen Fällen wissen die Betroffenen erst etwas über das Versicherungssystem, wenn der Schutz eintritt. 


Die Nationale Versicherungsgesellschaft überweist den Reingewinn von den Versicherungen an das Finanzbüro der Zentralbank. Für die Nordkoreaner ist die Versicherung daher eine Art Steuer. Der Staat benutzt das System, um die Einnahmen zu erhöhen. Für den gleichen Zweck benutzt er auch internationale Versicherungen:


Auch außerhalb des Landes hat Nordkorea Versicherungen als Mittel genutzt, um sich Geld für den Erhalt des Regimes zu beschaffen. Ein nordkoreanisches Schiff mit einer ausländischen Seeversicherung hatte einen Unfall auf dem Weg zurück von Großbritannien. Es stellte sich heraus, dass das Schiff den Unfall absichtlich verursachte, um eine hohe Versicherungssumme zu erhalten. Später unternahm Nordkorea einen ähnlichen Versuch, doch wurde der rechtzeitig, zur Beschämung Nordkoreas, als Versicherungsbetrug entlarvt. Auch lässt Nordkorea ausländische Unternehmen im Land versichern und nimmt dadurch viel Geld ein. Darum will es den Versicherungsmarkt erweitern. 


Der Versicherungsmarkt in Nordkorea erreichte 2016 einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar. Das jährliche Wachstum betrug über zehn Jahr durchschnittlich 4,6 Prozent: 


Falls Nordkorea den Streit um sein Atomprogramm durch Verhandlungen mit den USA löst und eine Lockerung der Sanktionen erreicht, wird eine wachsende Zahl von Ländern bestrebt sein, in Nodkorea zu investieren. Nordkorea wird die ausländischen Investoren natürlich auffordern, sich zu versichern. Es lässt sich ausrechnen, dass mehr Entwicklungsprojekte auch zur Schaffung verschiedener Versicherungsprodukte führen. Mit der Verbreitung der privaten Märkte sind Einzelpersonen zu Wohlstand gekommen. Ein neuer Versicherungsmarkt für solche Haushalte könnte ebenfalls entstehen, die sich für den Schadensfall versichern lassen wollen.

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