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Nordkorea

Weihnachten in Nordkorea

2019-12-19

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

In Seoul hört man auf den Straßen derzeit Weihnachtslieder. Viele Geschäfte und Kaufhäuser sind weihnachtlich geschmückt. Wird auch in Nordkorea Weihnachten gefeiert? Dazu sagt Kang Mi-jin, die aus Nordkorea stammt und heute bei der Internet-Zeitung Daily NK in Seoul arbeitet:


Es gibt in Nordkorea keine Weihnachten. 95 Prozent der Nordkoreaner wissen nicht, was Weihnachten ist. Religiöse Veranstaltungen wie Messen werden nur dann abgehalten, wenn es als nötig erachtet wird, Besuchern von außen zu zeigen, dass Religionsfreiheit herrscht. Selbst Funktionäre von Kirchen haben nur eine vage Idee davon, dass an Weihnachten Jesus geboren wurde, sie haben keine spezifischen Informationen über Weihnachten. 


In einigen islamischen Ländern wie Brunei und Tadschikistan oder Somalia ist Weihnachten gesetzlich verboten. Es gibt dort die Befürchtung, dass große Menschansammlungen Ziel eines Terrorangriffs werden könnten. Nordkorea gehört auf diese Liste. Es gibt dort zwar Kirchen, doch Gottesdienste gelten als Formalität. In Wirklichkeit gibt es in dem kommunistischen Land keine Religionsfreiheit. Trotzdem wird Heiligabend am 24. Dezember aus verschiedenen Gründen feierlich begangen. Es ist der Geburtstag von Kim Jong-suk, der Mutter des früheren Machthabers Kim Jong-il. Zusammen mit dem Staatsgründer Kim Il-sung und dessen Sohn Kim Jong-il ist sie als Mitglied der “Drei Generäle des Paektu-Bergs” bekannt: 


Am 24. Dezember 1991 wurde Kim Jong-il beim sechsten Kongress der Arbeiterpartei zum Obersten Befehlshaber der Volksarmee ernannt. Die Ernennung wurde groß gefeiert, da der Tag auch der Geburtstag seiner Mutter war. Im April 1993 wurde er zum Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission ernannt. Er wurde als nächster Machthaber aufgebaut, während sein Vater Kim Il-sung noch am Leben war.  


Kim Jong-il idolisierte seine Mutter als weiblichen General des Paektu-Bergs, die sich der anti-japanischen Guerilla-Armee von Kim Il-sung angeschlossen habe. Verschiedene Veranstaltungen werden deshalb am 24. Dezember abgehalten, um Kim Jong-ils Ernennung zum Obersten Befehlshaber und den Geburtstag seiner Mutter zu feiern. Fabriken und Unternehmen sowie das Militär müssen daran teilnehmen. Nordkoreaner, die unentschuldigt fehlen, müssen sich einer Selbstkritik unterziehen oder sie werden bestraft. Die Veranstaltungen sind Teil des in Nordkorea betriebenen Personenkults. Der 24. Dezember wird aber auch als wichtiger Tag in der Ära von Kim Jong-ils Sohn und derzeitigen Machthaber Kim Jong-un gesehen:


Im Lernmaterial, das in den Oberschulen gebraucht wird, steht, dass  Kim Jong-un am 24. Dezember 2006 die Kim Il-sung-Militär-Universität abgeschlossen und sein Diplom direkt von seinem Vater Kim Jong-il erhalten hat. Kim Jong-un wurde am 8. Janaur 2009 offiziell zum Nachfolger ernannt, doch das Schulbuch deutet an, dass er bereits zwei Jahre früher als Machterbe eingeführt wurde. Es wird gesagt, dass Kim Jong-il führenden Militärs gesagt hat, dass der 24. Dezember ein historischer Tag sei, wenn Kim Jong-un ihm nachfolge. 


Im Moment sieht es so aus, als ob Nordkorea für den 24. Dezember keine besondere Veranstaltung für den Machthaber plant. Doch fällt der Tag mit drei verschiedenen Jahrestagen für die drei Generationen der sogenannten Paektu-Blutlinie zusammen, die für die Legitimität der Kim-Dynastie steht. Doch auch für Nordkorea hat das Jahresende wie in anderen Ländern eine besondere Bedeutung:


Um diese Zeit gehen die Nordkoreaner entweder einzeln oder in Gruppen die besten und schlechtesten Dinge durch, die sie im ablaufenden Jahr gemacht haben. Diese Praxis der Reflexion über das Leben und die Aufgaben sowie der gegenseitigen Kritik, falls diese nötig ist, wird Chonghwa genannt. Während des Chonghwa fragen sich die Menschen, ob sie jemand anderem das Herz gebrochen haben. Falls sie denken, das ist der Fall, werden sie sich versöhnen. Falls sie sich von jemandem Geld geliehen haben, zahlen sie es vor Jahresende zurück. 


Früher war es Sitte in Korea, die Schulden bis zum Neujahrsvorabend zu begleichen, sowie die Wohnung innen und außen gründlich zu reinigen. Diese Tradition scheint in Nordkorea noch gelebt zu werden: 


Ich denke, Nordkorea geht in der Religion einen Schritt vorwärts. Früher wurden religiöse Einrichtungen in den Schulbüchern nicht erwähnt. Doch heutzutage werden einige dieser Einrichtungen in den Büchern gezeigt. Auch kommen oft religiöse Gruppen von außerhalb nach Nordkorea, um Hilfe zu leisten. Dabei kann das abgeschottete Land nicht mehr länger die religiösen Aktiväten verbergen. In diesem Sinne könnten die Nordkoreaner früher oder später mehr über Weihnachten erfahren.

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