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Nordkorea

Krafträder in Nordkorea

2020-01-30

Schritte zur Wiedervereinigung

© Getty Images Bank

In Nordkorea sind immer mehr Krafträder auf den Straßen zu sehen. Über die Folgen sagt die Journalistin Kang Mi-jin von der Online-Zeitung Daily NK in Südkorea: 


Nur sieben Jahre zuvor hatten in Nordkorea nur die Polizei oder wohlhabende Bürger Krafträder. Doch jetzt nutzen selbst Nudel-Läden einen Motorroller für die Essenslieferung. Die 2017 geänderten Vorschriften für den Straßenverkehr sehen eine Anmeldung für private Krafträder vor. Leute, die Geld haben, können sich jetzt ein motorisiertes Zweirad anschaffen. Fotos aus Nordkorea zeigen, dass jetzt überall im Land Krafträder benutzt werden. 


Kang selbst stammt aus Nordkorea. Sie kam 2009 nach Südkorea. Sie sagt, dass sie überrascht sei, dass jetzt so viele Krafträder in Nordkorea zu sehen seien. Früher konnten nur Angehörige der privilegierten Schicht importierte Krafträder aus Japan fahren. Sie demonstrierten damit auch ihre gehobene Stellung. Bis in die 1990er Jahre verbot Nordkorea normalen Bürgern, Motorrad zu fahren. Der Besitz wurde zunächst 2012 zugelassen, dann 2014 wieder verboten und im darauffolgenden Jahr wieder erlaubt. Seit der Änderung der Vorschriften 2017 steigt die Zahl der Krafträder rasch an. Ein Grund dafür sind die privaten Märkte, oder Jangmadang:


In den Jahren 2014 bis 2015 spürten die Nordkoreaner, dass die Regierung keine Kontrolle mehr über die Jangmadang hatte. Krafträder waren das ideale Fortbewegungsmittel für kleine Händler, um schnell zu den Märkten zu gelangen, weil sie nicht jedesmal kleine Transporter für kurze Fahrten benutzen konnten. Die Regierung kümmerte sich nicht darum, den Gebrauch der Krafträder zu kontrollieren, denn sie brauchte nicht die schlechten Straßen und die Eisenbahninfrastruktur zu verbessern. Die Menschen konnten leichter Geld verdienen, und sie boten dem Staat etwas im Gegenzug dafür an. Durch die Genehmigung des Kraftrad-Gebrauchs ließ es das Regime von Kim Jong-un zu, dass die Leute gut leben konnten, und es konnte Geld von ihnen einsammeln, ohne sie zu verärgern. Darum stieg die Zahl der Krafträder so schnell. 


Berichte über Nordkorea zeigen, dass auf private wirtschaftliche Aktivitäten 80 Prozent der Haushaltswirtschaft in Nordkorea entfallen. Zahlreiche Transporteure oder Spediteure, die Krafträder nutzen, gibt es in Pyongsong, einer nördlich von Pjöngjang gelegenen Stadt. Diese ist ein wichtiges Eingangstor zur Hauptstadt und eines der wichtigsten Verteilerzentren des Landes. Krafträder werden benutzt, um Personen und Güter zu den Märkten in Pjöngjang zu bringen. Die Transportgebühren für Entfernungen von unter 100 Kilometern sind ungefähr so hoch wie für Taxis. Wenn Nordkoreaner kalte Nudeln oder Naengmyeon, Kimchi oder Gasflaschen ordern, werden sie von Fahrern geliefert, die auch “Schnell-Lieferanten” heißen: 


Einige Krafträder, die in China produziert werden, können ohne Motorschaden durch seichtes Wasser fahren. Sie kosten 4000 bis 5000 chinesische Yuan, das sind etwa 700 Dollar. Zwei- oder Dreisitzer sind sehr teuer, etwa 2500 bis 3500 Dollar. Gebrauchtmodelle aus China kosten etwa 600 Dollar. 


Chinesische Krafträder werden in Nordkorea auf dem Markt gehandelt. Die Behörden importieren sie direkt aus China, oder importieren chinesische Anlagen und Technologien, um sie in einer Fabrik in Pjöngjang herzustellen. Das Unternehmen Korea Pugang, das 2005 in Pjöngjang gegründet wurde, ist der größte nordkoreanische Hersteller von Krafträdern. Das nordkoreanisch-chinesische Joint Venture Kumgang Motorbike verkauft seit 2013 Modelle verschiedener Motorklassen aus China: 


Die Menschen, die ein neues Kraftrad kaufen, müssen sich von der lokalen Polizeistation eine Registrierungsplakette beschaffen. Doch die Beamten zögern die Herausgabe oftmals hinaus. Um die Anmeldepapiere schneller zu erhalten, müssen die Antragsteller Schmiergelder verteilen. Krafträder sind für bestimmte Geschäftsfelder in Nordkorea ein Muss, doch haben sie auch den Nebeneffekt, dass sie zur Korruption beim Anmeldevorgang ermutigen. 


Das Ministerium für Volkssicherheit ist für die Registrierung zuständig. Die Gebühren dafür liegen bei umgerechnet 300 bis 500 Dollar:


Krafträder waren einst ein Symbol für einschüchternde Macht. Doch jetzt werden sie überall im Alltag eingesetzt. Sie helfen, dass die Märkte blühen. Für private Händler sind sie unverzichtbar für das tägliche Geschäft.

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