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Nordkorea

Nordkorea ergreift drastische Maßnahmen gegen Coronavirus

2020-02-06

Schritte zur Wiedervereinigung

© Rodong Sinmun

Nordkorea hat seine Maßnahmen verstärkt, die einen Ausbruch der aus China stammenden Coronavirus-Infektion verhindern sollen. Nordkorea bezeichnete die Präventivmaßnahmen als wichtige politische Angelegenheit. Am 2. Februar teilte Pjöngjang mit, dass es keinen nachgewiesenen Infektionsfall im Land gebe. Doch Nordkorea nimmt die Sache sehr ernst, so dass sich die Maßnahmen auch auf die regionale Diplomatie auswirken könnten. Zum Thema sagt der politische Kommentator Choi Young-il: 


Nordkorea hat eine Ernstfall-Kommandostelle von Ministern und Vizeministern eingerichtet. Am Dienstag schrieb die offizielle Zeitung Rodong Sinmun, dass die herrschende Arbeiterpartei zusätzliche Maßnahmen ergriffen hat, um die relevanten Einheiten unter dem zentralen Quarantäne-Büro zu unterstützen. Es geht darum, die Kapazitäten zu verbessern, Projekte umzusetzen und Schlupflöcher bei den Schutzvorkehrungen zu finden sowie Gegenmaßnahmen im Detail zu erarbeiten. Die Zeitung schrieb auch, dass diese Einheiten stark genug sind, um die Lage im Griff zu haben. Sie hätten verantwortungsvolle Mitarbeiter vom Kabinettssekretariat, des Gesundheitsministeriums, des Landwirtschafts- und des Handelsministeriums. 


Am 22. Januar schloss Nordkorea seine Grenzen und hinderte ausländische Touristen, ins Land zu kommen. Am 28. Januar erklärte das Land, ein Ernstfallsystem gegen das Virus zu haben. Alle Ausländer, die über China nach Nordkorea kämen, würden einen Monat lang in Quarantäne kommen. Zwei Tage später setzte Nordkorea den Betrieb des innerkoreanischen Verbindungsbüros in der Grenzstadt Kaesong aus. Auch wurden einen Tag später alle Flug- und Eisenbahnverbindungen nach China geschlossen. Südkorea wurde darüber informiert, dass der Abriss südkoreanischer Einrichtungen in einem früher gemeinsam betriebenen Erholungsgebiet am Kumgang-Gebirge verschoben werde. Nordkorea reagiert auf die neue Coronavirus-Epidemie entschlossener als bei den Ausbrüchen der Atemwegskrankheiten SARS 2003 und MERS 2015:


Nordkoreas medizinische Infrastruktur zur Bekämpfung infektiöser Krankheiten ist bei weitem schwächer als in den fortgeschrittenen Ländern. Ab und zu war Nordkorea von Epidemien betroffen, die in anderen Teilen der Erde bereits verschwunden sind, was zu höheren Sterberaten bei Kleinkindern führte. Gegenwärtig ist Nordkoreas Infrastruktur nicht dafür geeignet, mit dem neuen Coronavirus fertigzuwerden. Sollte es eingeschleppt werden, könnte es schnell außer Kontrolle geraten. 


Die steigende Zahl chinesischer Touristen in Nordkorea ist ein weiterer Grund, warum Pjöngjang drastische Maßnahmen gegen das Virus ergreift. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 300.000 Touristen aus China das Land. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete in der vergangenen Woche, dass Machthaber Kim Jong-un einen Brief und eine Spende an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping geschickt und sein Mitgefühl für die Chinesen geäußerte habe: 


Der Brief und die Spende gelten als diplomatische Geste Nordkoreas in Richtung China. Für das Überleben hat Nordkorea keine andere Wahl, als seine Grenze zu China zu schließen. Doch steht es nach wie vor unter diplomatischem Druck. Falls Peking Nordkorea dafür kritisieren sollte, China seinen Rücken zu kehren, hätte Nordkorea kein Land mehr, von dem es abhängig ist. 


KCNA nannte die Namen von führenden Politikern in China, an denen Kim Jong-un Grußkarten richtete. Xi Jinping wurde dabei als Erster genannt: 


Falls Nordkorea keine wirtschaftliche Hilfe mehr von China erhält, wenn der bilaterale Handel ausgesetzt ist, könnte es in eine große wirtschaftliche Krise stürzen. Durch den Export nach China hat Nordkorea Geld verdient und sich so gegen die Sanktionen der UN und der USA wehren können. In dieser Situation könnte das neue Coronavirus das bereits bedrängte Nordkorea weiter in eine Ecke schieben. 


Auf China entfielen im vergangenen Jahr 91,8 Prozent des Außenhandels Nordkoreas. Falls auch der Schmuggel und der Schwarzhandel auf den privaten Märkten nicht mehr funktionieren, müsste Kim Jong-un seine Politik ändern:


Seit Beginn des Jahres inspizierte Kim wirtschaftliche Anlagen, um die interne Einheit zu stärken. Doch aus Furcht vor dem Virus nimmt er von öffentliche Aktivitäten vorerst Abstand. Das Virus durchkreuzt auch die Pläne des Landes, Devisen durch den Tourismus zu erwirtschaften. 


In dieser Situation wäre es aus Sicht Nordkoreas nötig, dass die internationalen Sanktionen gelockert werden. Vor diesem Hintergrund könnte das Virusproblem auch Nordkoreas Außenpolitik beeinflussen:


Falls das Virusproblem zu lange ungelöst bleibt, könnte Nordkorea die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr hinnehmen und eine schnelle Wiederaufnahme der Nuklearverhandlungen mit den USA über einen umfassenden Deal anstreben, den die USA haben wollen. Die Furcht vor dem Virus könnte Nordkorea also dazu führen, seine Haltung zu ändern.

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