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Nordkorea

Nordkorea schickt Studenten ins Ausland

2020-02-06

Schritte zur Wiedervereinigung

© YONHAP News

Anfang dieses Jahres nahm eine Gruppe von Studenten der Kim Il-sung-Universität in Nordkorea an einem Winterferienprogramm der Freien Universität Berlin teil. Die Nordkoreaner trafen mit Genehmigung der deutschen Regierung am 4. Januar in Berlin ein. Vor zwei Jahren hatten die beiden Universitäten eine Vereinbarung über den akademischen Austausch unterzeichnet, der von den internationalen Sanktionen gegen Nordkorea unbetroffen ist. Warum schickt Nordkorea immer wieder Studenten ins Ausland? Dazu sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung:  


Nordkorea schickt seit den Jahren von Kim Il-sung Studenten ins Ausland. Junge Leute werden ermutigt, die fortgeschrittene Kultur in anderen Ländern zu studieren, so dass sie einen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung des kommunistischen Regimes leisten. Für die Studenten und die Eltern bedeutet ein Auslandsstudium die Möglichkeit einer erfolgreichen Karriere und Teil der Machtelite zu werden. Natürlich können nur solche mit dem richtigen Familienhintergrund im Ausland studieren. 


Es gibt keine genauen Zahlen der nordkoreanischen Studenten im Ausland. Doch einem Bericht von UNESCO zufolge waren 2012 mehr als 1400 Nordkoreaner zum Studium in verschiedenen Teilen der Erde. Als Studienort wird Russland vor Indien, Frankreich, Australien und Kanada bevorzugt. Doch in Wirklichkeit sendet Nordkorea eine große Zahl von Studenten auch nach China. Das wurde in den Bericht aber nicht weiter spezifiziert. Im vergangenen Jahr schrieb die chinesische Botschaft in Nordkorea auf ihrer Homepage, das etwa 400 Nordkoreaner nach China geschickt werden, um dort ihren Bachelor, Master, Doktor oder Übungskurse zu machen:


Nordkorea hat für die Entwicklung von Nuklearwaffen viele Studenten in die Sowjetunion gesandt. Ein Atomphysiker namens So Sang-guk, der in der Sowjetunion studierte, ist eine der Schlüsselfiguren, die die Nuklearentwicklung in Nordkorea anführten. Nordkorea schickte seit Mitte der 1990er Jahren etwa 300 Wissenschaftler nach Russland, damit sie dort Theorien und Technologien für den Atomwaffenbau erlernen. Bei der 14. Nationalkonferenz für Lehrer, die am 3. September 2019 in Pjöngjang stattfand, sagte der Machthaber Kim Jong-un, dass das Land Wissenschaftler für die Raketen- und Atomwaffenentwicklung benötigt, die im Ausland studiert haben. 


Nach der Rückkehr mit einem Doktorgrad aus der Sowjetunion, bevor er 30 Jahre alt war, schrieb So Sang-guk etwa 40 Bücher und 100 Aufsätze. Er spielte eine Schlüsselrolle, als Nordkorea 1998 seine erste Langstreckenrakete mit dem Kwangmyongsong-1-Satelliten abfeuerte. Er erhielt für seine Leistungen die Kim Il-sung-Auszeichnung, die höchste Ehrung des Landes. In Nordkorea haben eine Reihe von hochrangigen Funktionären akademische Erfahrungen im Ausland gesammelt. Dazu gehört auch der frühere Präsident des Präsidiums der Obersten Volksversammlung, Kim Yong-nam, sowie der frühere Sekretär des Zentralkomitees der Arbeiterpartei, Kim Ki-nam:


In Nordkorea kann nicht jeder im Ausland studieren. Für die Kandidaten ist der Familienhintergrund das Wichtigste. Auch ihre akademischen Fähigkeiten sollten erwiesen sein. Auch können sie nicht im Ausland studieren, wenn bereits Angehörige dort leben. Vor allem aber Kinder von Familien hochrangiger Kader werden ausgewählt. Sie erhalten zunächst sechs Monate Sprachtraining an der Pjöngjanger Universität für Auslandsstudien. Auch müssen sie an einer ideologischen Bildungssitzung teilnehmen. Nachdem sie in einem anderen Land eintreffen, werden ihre Pässe bei der nordkoreanischen Botschaft in dem entsprechenden Land aufbewahrt. Wenn sie schlechte Noten haben, werden sie sofort nach Hause zurückgeschickt. 


Selbst wenn sie so privilegiert sind, im Ausland zu studieren, so werden die Studenten von den nordkoreanischen Behörden genauestens beobachtet. Drei Monate vor ihrer Abfahrt müssen sie dem “geliebten Führer” die Treue schwören. Ihr Leben im Ausland ist alles andere als frei. Die Studenten sind angehalten, sich gegenseitig zu kontrollieren:


Während es für die Normalbürger nicht einfach ist, im Ausland zu studieren, haben die Mitglieder der herrschenden Kim-Familie in einem anderen Land studiert. Kim Jong-un zum Beispiel besuchte öffentliche Schulen in Bern, wo er unter dem Namen Pak Un lernte. Auch Kims jüngere Schwester Kim Yo-jong und sein älterer Halbbruder Kim Jong-nam studierten im Ausland. Seine Frau Ri Sol-ju besuchte sechs Monate lang eine Musikschule in Peking für Vokalmusik. 


Heutzutage geben einige Nordkoreaner ihr eigenes Geld aus, um im Ausland zu studieren:


Während der Jahre der früheren Machthaber Kim Il-sung und Kim Jong-il unterstützte der Staat alle Studenten, die in fremden Ländern waren. Unter Kim Jong-un jedoch kann sich der Staat die Ausgaben für Studenten im Ausland nicht mehr leisten. Mehr als die Hälfte der nordkoreanischen Studenten im Ausland zahlen für ihr eigenes Leben dort. In diesen Tagen können einige Personen in fremden Ländern studieren, wenn sie Beziehungen mit Parteikadern haben und die grundlegenden Voraussetzungen mitbringen.

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