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Nordkorea

Die Bedeutung des Kumgang-Bergs in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-06-22

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Satellitenbilder belegen, dass Nordkorea seit dem März das Haegeumgang-Hotel abgerissen hat, das sich in südkoreanischer Hand befand. Auch baute es einen Golfplatz ab, der ebenfalls von Südkorea in einem nordkoreanischen Erholungsgebiet am Fuße der Kumgang-Bergregion an der Ostküste eingerichtet wurde. Nordkorea machte den Schritt, ohne sich mit Südkorea darüber abzusprechen. Beide Einrichtungen waren Teil eines innerkoreanischen Tourismusprojekts in der Region. Das Lied “Sehnsucht nach dem Kumgang-Berg” beginnt mit dem Vers: “Wer hat diesen schönen Berg geschaffen? Wir sehnen uns nach den 12.000 stillen Gipfeln.” Der Kumgang gilt neben dem Paektu-Vulkan in Nordkorea als einer der beiden bekanntesten Berge auf der koreanischen Halbinsel. Zur Bedeutung des Kumgangsan für Nordkorea und die Geschichte des innerkoreanischen Reiseprogramms für die Region sagt Oh Sam-eon vom Nationalinstitut für Forstwissenschaft in Südkorea:  


Der Kumgang-Berg hat zahlreiche hohe und niedrige Gipfel. Der Berg wurde über einen langen Zeitraum der Krustenbewegungen und Verwitterung als Resultat der Erosion von Granit und Gneis geformt. Es gibt zehn Gipfel über 1.500 Meter und etwa 100 Gipfel über 1.000 Meter. Einige weniger bedeutende Gipfel eingeschlossen ist die Region dafür bekannt, 12.000 Gipfel zu haben. Nach nordkoreanischen Angaben wachsen auf dem Berg verschiedene Pflanzen, einschließlich subtropischer und polarer Pflanzen. Es gibt 2.260 Pflanzenarten, darunter 100, die in der Bergregion heimisch sind. Auch lassen sich dort 38 Arten von Wildtieren, 130 Vogelarten, neun Reptilienarten, zehn Amphibienarten sowie 30 Fischarten finden. 


Der höchste Punkt ist der Biro-Gipfel mit 1.638 Metern über dem Meeresspiegel. Die Region erstreckt sich vom nördlichen Teil des Taebaek-Gerbirgs, das entlang des östlichen Teils der Halbinsel liegt, bis zum Landkreis Goseong in der Provinz Gangwon. Im vergangenen Oktober berschrieb das nordkoreanische Magazin “Chosun” den Kumgangsan als große Ansammlung von malerischen Orten, an denen Touristen eine wunderbare Aussicht auf Gipfel, Täler, Hochland, Seen und die Küste hätten. Das nordkoreanische Volkslied “Die Landschaft ist gut, auch das Leben ist gut” beschreibt den Stolz auf den Kumgang-Berg. Der Liedtext ist in einem Felsen eingemeißelt: 


Die Wendung: “Der Kumgang-Berg ist ein berühmter Berg in Korea und weltweit, Kim Il-sung” steht eingraviert auf dem Hyangro-Gipfel in der Inneren Kumgang-Region. Auf einem Felsen nahe dem Bibong-Wasserfall im Äußeren Kumgang steht “Unvergleichliche Pracht des Kumgang-Bergs, Kim Jong-il”. Man liest am Eingang des Guryong-Teichs im Äußeren Kumgang auch eine eingravierte Phrase in der Handschrift des Republikgründers Kim Il-sung: “Kumgang-Berg, Kim Il-sung”. Die nordkoreanischen Daten zeigen, dass 4.500 Buchstaben in 80 Bergfelsen eingemeißelt sind. Es sind Schriftzüge, Lobeshymnen und Slogans. Diese Felsen werden auch Slogan-Felsen genannt. 


Der Kumgang hat viele Episoden über Kim Jong-suk, der Frau von Kim Il-sung und Mutter von Kim Jong-il. Das südkoreanische Unternehmen Hyundai Asan modernisierte 2006 das Oegeumgang oder Äußere Kumgang-Hotel. Der ursprüngliche Name war Kim Jong-suk-Resort: 


Nordkorea erklärt, dass das Erholungsgebiet nach Kim Jong-suk benannt wurde, weil die Einrichtung die Wünsche der anti-japanischen Heldin für ein angemessenes Leben und gute kulturelle Voraussetzungen für die Menschen enthält. Die Wendung “Anti-japanische Generälin Kim Jong-suk” ist auf dem Felsen des Gukji-Gipfels am Kumgang-Berg eingemeißelt. Die Buchstaben sind vier Meter hoch und drei Meter breit. Die Buchstaben für  “Kim Jong-suk” sind sogar größer, sie sind sechs Meter hoch und fünf Meter breit. Sie wird sogar in einem Gedicht erwähnt, das den Berg preist, was andeutet, dass der Berg Kim symbolisieren soll. 


Das Kinderlied “Der Kumgang-Berg” ist unter Südkoreanern bekannt. Das Lieg wurde von Kang So-chon geschrieben, dessen Heimatort in der Provinz Süd-Hamgyong in Nordkorea liegt. In einem Abschnitt des Lieds heißt es: „Der Berg wandelt sich jede Jahreszeit in ein schönes Kleid.“ Der Text deutet an, dass der Kumgang je nach Saison verschiedene Namen trägt. Kumgang ist der Name für den Frühling, wenn die Blumen blühen. Im Sommer wird er Bongrae genannt, wenn grüne Schatten die Gipfel und Täler bedecken, Pungak im Herbst, wenn die 12.000 Gipfel in herbstlichen Farben erscheinen sowie Gaegol im Winter, wenn die Blätter verschwunden sind. 

Es gibt einige Volkserzählungen rund um die Kumgang-Bergregion. Die bekannteste ist „Die Fee und der Holzfäller“ und spielt vor dem Hintergrund der Sangpal-Teiche am Berg. Der Legende nach ist das Wasser der Teiche so klar und die Landschaft so schön, dass Feen vom Himmel herabsteigen, um dort zu baden. Eines Tages versteckt ein Holzfäller das Flügelkleid einer der Feen. Diese kann nicht mehr in den Himmel aufsteigen, und sie heiratet den Holzfäller. Später findet sie jedoch ihre Kleidung und kehrt zum Himmel zurück. 


Nordkorea hat die Handlung und das Ende der Erzählung geändert, um sie als Film, Tanz oder Oper neu zu erschaffen. So beschreibt zum Beispiel die Kindergeschichte „Die Kumgang-Fee“ von Han Sorya eine Fee, die den Berg so sehr vermisst, wenn sie wieder in den Himmel aufsteigt, dass sie zur Erde zurückkommt und ein glückliches Leben führt und in der Menschwelt hart arbeitet. Eine Tanznummer mit demselben Titel hat eine ähnliche Handlung: 


Das Tanzstück hat einen anderen Schluss. Die Fee und sieben ihrer Feen-Freundinnen entscheiden sich, in der Menschenwelt zu leben, weil sie von der fantastischen Landschaft des Kumgang-Bergs fasziniert sind. Experten sagen, dass das Tanzdrama die Legende über die acht Feen modernisiert und die ethische Einstellung der Koreaner beschreibt. Es betont, dass das Berg ein Paradies auf Erden ist und besser ist als der Himmel. Auch geht es um die Würde das Arbeitens.  


Der Kumgang-Berg war für Südkoreaner wegen der Landesteilung lange Zeit unzugänglich. Doch dank des Tourismusprogramms konnten zahlreiche Südkoreaner dorthin reisen. Der Gründer der Hyundai-Gruppe, Chung Ju-yung, dessen Heimatort in Nordkorea lag, unterzeichnete 1989 ein Abkommen mit Nordkorea über ein Ausflugsprogramm für die Region. Neun Jahre später, im Oktober 1998, brachte Chung eine Rinderherde über die Grenze nach Nordkorea. Er kam mit der Vereinbarung zurück. Damals zeigte Nordkorea großes Interesse an Chungs Besuch und dem Projekt. Im November 1998 verließ das Kreuzfahrtschiff “Kumgang” den südkoreanischen Hafen Donghae. Das war der Beginn des Tourismusprogramms. Viele Südkoreaner konnten die schöne Bergregion zum ersten Mal mit eigenen Augen sehen. Das Programm wurde jedes Jahr erweitert. Im Jahr 2003 konnten die Südkoreaner über Land zum Kumgang-Berg fahren. Im Jahr darauf wurden eine Ein-Tages-Reise, Zwei-Tage- und Drei-Tage-Touren angeboten. Im Juni 2005 übertraf die Zahl der Touristen eine Million. Drei Jahre später waren es fast zwei Millionen. Um das zu feiern, organisierte KBS ein Konzert unter freiem Himmel vor dem Onjong-Pavillon am Kumgang-Berg. Doch im Juli 2008 machte ein unerwarteter Zwischenfall dem Programm ein Ende. 

Eine südkoreanische Touristin wurde in einem Sperrgebiet in dem Erholungsgebiet von einem nordkoreanischen Soldaten erschossen. Die südkoreanische Regierung verlangte von Nordkorea eine offizielle Entschuldigung und das Versprechen, dass sich so etwas nie mehr wiederholen wird. Doch Nordkorea zögerte, und beide Seiten fanden keinen Kompromiss. Das Tourismusprogramm wurde daraufhin suspendiert. Zwei Jahre später beschlagnahmte Nordkorea die südkoreanischen Einrichtungen in der Region. Nordkorea entzog Hyundai Asan 2001 das exklusive Recht, das Tourismusprogramm zu betreiben und verabschiedete ein Gesetz für die Kumgang-Sonderzone für den internationalen Tourismus, um Südkorea von den Ausflügen auszuschließen. 2014 verkündete Nordkorea die Weisung zur Schaffung einer Internationalen Tourismuszone Wonsan-Kumgang:


Das Gesetz für die Kumgang-Sonderzone für Internationalen Tourismus sieht vor, dass der Tourismus das Bergklettern, Ausflüge, Baden, Unterhaltung, Sport und Therapien umfasst. Interessant ist, dass Nordkorea auch ein Kasino erlaubt, das als ein Symbol des Kapitalismus gilt. Nordkorea baut die Touristenzone Wonsan-Kalma an der Küste aus, es ist ein Erholungsgebiet mit Strand an der Ostküste. Das Vorhaben sollte ursprünglich im April 2020 abgeschlossen werden, doch wurde es wegen der internationalen Sanktionen gegen Nordkorea und die Covid-19-Pandemie unterbrochen. Die Internationale Tourismuszone Wonsan-Kumgang umfasst die Sonderzone für Touristen, das Masik-Pass-Skigebiet und die Küsten-Tourismuszone Wonsan-Kalma. Zusammen mit Wonsan-Kalma bildet der Kumgang-Berg die Achse eines großen Tourismusgürtels in Nordkorea. 


Das nordkoreanische Tourismusprojekt lief nicht wie geplant. Doch während des innerkoreanischen Gipfeltreffens im September 2018 in Pjöngjang einigten sich Süd- und Nordkorea darauf, den suspendierten Kaesong-Industriepark und das Kumgang-Ausflugsprogramm zu normalisieren, sollten die Bedingungen dafür erfüllt sein. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un äußerte zudem in seiner Neujahrsansprache von 2019 seine Absicht, das Kumgang-Tourprogramm ohne Bedingungen wiederaufzunehmen. Doch nach dem gescheiterten Gipfeltreffen Nordkoreas mit den USA im Februar 2019 kühlten sich auch wieder die innerkoreanischen Beziehungen ab. Kim Jong-un ordnete an, dass alle südkoreanischen Einirchtungen am Kumgang-Gebirge abgerissen werden sollten. 

Am 27. April 2018 gaben sich Kim und der damalige südkoreanische Präsident Moon Jae-in im Grenzdorf Panmunjom freundschaftlich die Hände. Ein 6,81 Meter breites und 1,81 Meter hohes Landschaftsgemälde mit dem Kumgang-Berg als Motiv hing damals an der Wand am Treffpunkt in einem Saal des Friedenshauses in Panmunjom. Beide Seiten wünschten sich, dass der Kumgangsan zu einem Symbol der innerkoreanischen Aussöhnung und Zusammenarbeit wird. Die Koreaner hofften damals, dass die Wünsche eines Tages wahr werden.

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