Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Nordkorea

Sommerferien in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-08-03

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News

Wie in anderen Teilen der Welt verbringen derzeit zahlreiche Südkoreaner ihren Sommerurlaub im In- oder Ausland. Die Reiseaktivitäten haben nach der Lockerung der Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie wieder deutlich zugenommen. Wie verleben die Menschen in Nordkorea ihre Sommerferien? Dazu sagt Jeong Eun Chan vom Nationalinstitut für Vereinigungserziehung:  


Viele Südkoreaner verbringen ihren Sommerurlaub im Ausland. Das gilt nicht für die Nordkoreaner. Als ich noch in Nordkorea war, ging ich im Sommer zusammen mit meinen Freunden zu den nahegelegenen Flüssen und Stränden, um dort Fleisch zu grillen. Die Kultur, mit der Familie in den Ferien zu verreisen, hat sich in allen nordkoreanischen Regionen nicht etabliert. Nur einige wohlhabende Personen konnten sich das leisten. 


In Nordkorea garantiert das sozialistische Arbeitsgesetz den Urlaub. Arbeiter und Büroangestellte bekommen in der Regel 14 Tage im Jahr frei. Abhängig vom Beruf, gibt es 7 bis 21 Tage zusätzlichen Urlaub. In Wirklichkeit können die Nordkoreaner jedoch ihren bezahlten Urlaub nicht angemessen antreten: 


Um während der Ferien zu verreisen, müsste es den Menschen erlaubt sein, sich frei zu bewegen. Um überall dahin zu reisen, wohin sie wollen, müsste der Verkehr entwickelt werden. Doch für die Menschen in den nordkoreanischen Provinzen ist es schwierig, während der Ferien nach Pjöngjang zu fahren oder in die Grenzregionen. Um ihren Wohnort zu verlassen und andere Orte zu besuchen, benötigen sie ein spezielles Reisezertifikat. Daher ist es für sie schwierig, lange Reisen zu machen, ganz zu schweigen von Auslandsreisen. Sie verbringen die Ferien meistens in ihrer Region. Auch können sich viele Nordkoreaner eine Urlaubsreise gar nicht leisten. Die nordkoreanische Wirtschaft läuft im Prinzip nach wie vor nach einem zentral kontrollierten und staatlich geplanten System. In Wirklichkeit ist es der Markt, der die Wirtschaft am Laufen hält. Aufgrund der großen Kluft zwischen den Preisen können die Bewohner mit ihrem Einkommen keine Waren, die staatliche Preise haben, im Markt kaufen. 


Doch das heißt nicht, dass die Nordkoreaner keinen Urlaub machen. Die lokalen Medien berichten oft über volle Schwimmbäder und Strände in den Sommermonaten Juli und August. Die Strände am Meer sind dabei natürlich die favorisierten Urlaubsziele. Das Majon-Strandresort in Hungnam in der Provinz Süd-Hamgyong hat einen der berühmtesten Strände in Nordkorea. Das Erholungsgebiet an der Ostküste bietet zahlreiche Unterkünfte und andere Annehmlichkeiten. In den Medien wird es als Ort gepriesen, wo Zehntausende von Menschen jeden Tag ihren Sommerurlaub verbringen. Zu den beliebtesten Stränden gehört auch Myongsasipri in der östlichen Küstenstadt Wonsan. Der vier Kilometer lange Strand ist bekannt für seinen weißen und weichen Sand. Die Besucher können in Wonsan verschiedene Fischgerichte und Meeresfrüchte genießen. Ein anderer beliebter Strand in Wonsan ist der Songdowon-Strand. Die Strände in Nordkorea werden von den Bewohnern aus den benachbarten Regionen meistens für einen Ein-Tages-Ausflug besucht. Sie reisen im Sommer am Morgen an und verlassen den Ort spät abends. Menschen, die entfernt davon leben, besuchen nur selten einen Strand. Aber auch entlang der Westküste befinden sich bekanntere Strände, wie etwa der Waudo-Strand in Nampo in der Provinz Süd-Pyongan. Die Menschen gehen oft an den Strand oder zu den Flüssen in den Tälern, um dort selber Fische zu fangen, die Mahlzeiten miteinander zu teilen und sich dort von der täglichen Routine zu entspannen: 


Viele Südkoreaner genießen das Camping auf Campingplätzen, die mit vielen Annehmlichkeiten ausgestattet sind. Solche Plätze findet man in Nordkorea nur sehr selten. Die Nordkoreaner bringen alles, was sie benötigen, mit, einen Eisenkessel, Holz und Geschirr eingeschlossen, wenn sie an einem Fluss ein Picknick machen wollen. Mit der Entwicklung der Märkte in diesen Tagen scheint es, dass Mittelsmänner den Urlaubern alles vermieten, was diese brauchen. Das ist natürlich ein neuer Trend, den es vorher nicht gab. In Pjöngjang können reiche Leute ihre Sommerferien auf luxuriöse Art in schönen Einrichtungen verbringen, wo sie sich alles kaufen können. 


Die jüngeren Menschen in Südkorea beginnen relativ früh ihre Ferienplanungen für den Sommer. Dazu gehören neben dem Ziel und der Reisezeit auch die Unterkünfte. Viel Zeit wird auch für das richtige Essen oder für Übungen, um sich in Form zu bringen, oder für die Wahl der richtigen oder angesagten Bademode verwendet. Gilt das auch für die Nordkoreaner? 


Die Nordkoreaner unterscheiden sich nicht so sehr von den Südkoreanern. Doch nur wenige Nordkoreanerinnen folgen über Monate einem strengen Diätplan, um wie die Südkoreanerinnen einen Bikini zu tragen. Die Nordkoreanerinnen bevorzugen konservative Schwimmanzüge, die den Körper mehr bedecken als enthüllen. Das Design der Schwimmanzüge in Nordkorea ist nicht so vielfältig wie in Südkorea. Bademode zu tragen, die zu viele Körperteile zeigt, gilt als ungehöriges, nicht-sozialistisches Verhalten. Die nordkoreanische Badekleidung verhindert, dass zu viel enthüllt wird. 


Unter der Herrschaft von Machthaber Kim Jong-un hat Nordkorea mehrere Vergnügungs- und Wasserparks geöffnet. Der bekannteste ist der Munsu-Wasserpark in der Innenstadt von Pjöngjang. Der Park überdeckt eine Fläche von 125.000 Quadratmetern. Er umfasst Hallenbäder und Freibäder, 27 Wasserrutschen, eine Volleyball-Halle und eine Kletterwand. Den nordkoreanischen Medien zufolge verbringen viele junge Leute dort ihren Sommer und benutzen unter anderem eine 18 Meter hohe Wasserrutsche. Der Munsu-Wasserpark kann bis zu 20.000 Menschen am Tag aufnehmen. Die Eintrittspreise sind relativ hoch, doch ist der Ort so populär, dass es einen Schwarzmarkt für die Tickets gibt. Die Medien berichten jeden Sommer ausführlich über die Aktivitäten in dem Hauptstadt-Park:


Der große Wasserpark ist mit modernen Anlagen ausgestattet, die die modernsten Technologien und Ideen aufweisen, die die jüngere Generation begeistern. Um die große Wassermenge zu verwenden, sollte der Park das Wasser regelmäßig reinigen. Doch scheint es so, als ob das Wasser dort nicht angemessen kontrolliert wird. Einige Nutzer sollen sich deswegen beschwert haben. Es ist eine Sache, einen schönen und modernen Wasserpark zu bauen. Etwas anderes ist es, ihn zu managen. Indem es große Vergnügungsanlagen betreibt, will Nordkorea Devisen einsammeln, die öffentlich im Umlauf sind, und natürlich auch von ausländischen Touristen. 


Der Mangyongdae-Wasserpark in Pjöngjang wird ebenfalls oft in den Medien beschrieben. So berichten sie etwa, dass Wissenschaftler, die an der Entwicklung der nordkoreanischen Hwasong-14-Langstreckenrakete beteiligt gewesen seien, sowie Veteranen des Korea-Kriegs, eine gute Zeit dort verbracht hätten. Die Einrichtung dient auf diese Weise auch der staatlichen Propaganda. Experten sagen, dass die Berichte über die Urlauber, die Zeit in den Wasser- und Vergnügungsparks verbringen, seit der Machtübergabe an Kim Jong-un zugenommen hätten. Die Veränderungen seien Teil des Regierungsstils Kims. Zu Anfang seiner Herrschaftszeit kündigte er an, einen zivilisierten sozialistischen Staat aufbauen zu wollen. Seitdem betont er, dass sich sein Land darauf konzentriere, das kulturelle Leben der Menschen zu verbessern:


Nachdem Kim Jong-un die Macht übernommen hatte, setzte sich Nordkorea das Staatsziel, eine sozialistische Macht zu werden. Eines der spezifischen Ziele ist es, eine sozialistische Zivilisation aufzubauen. Kim schwebt eine sozialistische Zivilisation vor, in der die Nordkoreaner wie die Menschen in anderen Ländern auch in den Urlaub fahren, um die Sommerhitze besser auszuhalten, Freizeit zu genießen und sich an den Wasserparks zu erfreuen. Der Machthaber studierte in der Schweiz, als er jung war. Er hofft nun, dass seine Mitbürger den globalen kulturellen Trends folgen können. Nordkorea betont, dass das die Liebe des Anführers zu seinen Bürgern zeigt. Doch ist zweifelhaft, dass die Politik, die die Liebe des Machthabers widerspiegeln soll, tatsächlich alle 25 Millionen Bewohner anspricht. Abgesehen von der Betonung der Liebe des Machthabers zu den Bürgern, will Nordkorea auch nach außen wie nach innen zeigen, dass die Menschen kulturelle Aktivitäten und Freizeit genießen. 


Laut Aussagen nordkoreanischer Flüchtlinge können sich viele Norkoreaner keinen Sommerurlaub leisten und müssen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie etwa dem Handel auf den Privatmärkten, den Jangmadang, nachgehen, um über die Runden zu kommen:


Früher dachte ich, dass ich nicht unbedingt Urlaub machen muss, insbesondere nicht während der Hochsaison, wenn die Urlaubsziele voll mit Menschen sind und wenn es überall teuer ist. Während ich jedoch meinen Urlaub für einige Tage in Gangneung oder auf der Insel Jeju in der Nebensaison verbrachte, spürte ich, dass die Menschen, mich eingeschlossen, eine gute Erholung benötigen. Ich bin mir jetzt bewusst, wie wichtig es ist, im wahrsten Sinne Urlaub zu verbringen. In Nordkorea können die wohlhabenden Menschen die Sommerpause vollständig genießen. Doch würde ich sagen, dass die Mehrheit der Nordkoreaner, nämlich 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung, damit zu kämpfen hat, selbstständig über die Runden zu kommen und zu überleben. 


Urlaub zu machen, bedeutet auch, sich vom Alltag zu befreien und Spaß zu haben. Er kann auch dazu dienen, den eigenen Geist aufzufrischen. Die Südkoreaner hoffen deshalb, dass es auch den Menschen in Nordkorea einmal vergönnt sein wird, regelmäßig in die Ferien zu fahren. 

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >