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Nordkorea

Zeichentrickfilme in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-08-24

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ UMFF

The Lion King gilt noch immer als der beste Disney-Zeichentrickfilm. Ein anderer Film des US-Medienunternehmens ist Pocahontas, der auf eine reale Person zurückgeht. Es ist wenig bekannt, dass auch Nordkorea an der Produktion dieser großen Trickfilm-Projekte beteiligt war. Ein nordkoreanisches Studio nahm zudem an der Produktion von Pororo, der kleine Pinguin, einem sehr populären südkoreanischen Animationsfilm, teil. Nordkorea arbeitete auf diesem Gebiet mit europäischen Unternehmen in Ländern wie Frankreich und Italien zusammen. Tatsächlich genießt die Produktionstechnik für Trickfilme des Landes international ein hohes Ansehen. So strahlte das nordkoreanische Staatsfernsehen im vergangenen Jahr auch einen 3D-Trickfilm mit dem Titel Sieg über den Unterdrücker-Dämon aus. In dem Film besiegt die Hauptfigur einen Dämon, der die Bewohner eines Dorfs bedroht. Das führende nordkoreanische Trickfilm-Unternehmen Scientific Educational Korea, oder SEK Studio, arbeitete 15 Monate an dieser Produktion. Anders als frühere Trickfilme wurden zahlreiche Spezialeffekte und die 3D-Technik verwendet, die einen 360-Grad-Blick auf die Bewegungen der Figuren ermöglicht. Der Film ist nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen beliebt, und er steht an der Spitze der Zuschauerliste der nordkoreanischen Video-Streaming-App “Mokran”. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Associated Press wurde auch die koreanische Sage über einen neunschwänzigen Fuchs namens Gumiho als 3-D-Animation gedreht. Zu den nordkoreanischen Trickfilmen sagt Jeon Young-seon vom Institut für Geisteswissenschaften und Vereinigung an der Konkuk-Universität in Südkorea: 


Sieg über den Unterdrücker-Dämon zeigt zahlreiche spektakuläre und dynamische Szenen, und jede Bewegung in dem Trickfilm sieht sehr natürlich aus. Das Produktonsniveau ist sehr hoch. In der Anfangsphase benutzte Nordkorea digital erzeugte Bilder für seine Trickfilme. Jetzt werden 3D-Computergrafiken in der Animationsproduktion gebraucht, und ihre Qualität erfüllt globale Standards. 


Das SEK Studio ist seit mehr als 60 Jahre für die nordkoreanische Trickfilmproduktion verantwortlich. Das Animationsstudio wurde im September 1957 gegründet. Nordkorea begann damit, Trickfilme wie etwa Die goldene Axt und Die silberne Axt in den 1960er Jahren zu produzieren. In den 80er Jahren erreichte die nordkoreanische Trickfilmkunst ihren Höhepunkt, als jedes Jahr mehr als 20 Arbeiten entstanden. Einer der bekanntesten Filme ist Der Jungen-General. Der Film zeigt einen jungen Krieger mit dem Namen Seo-me im alten koreanischen Königreich Goguryeo. Er wehrt ausländische Invasoren ab: 


Nordkorea glaubt, dass es die historische Legitimität geerbt hat, die von Gojoseon auf Goguryeo überging. Daher schätzt es die Geschichte des Goguryeo-Königreichs sehr hoch ein. Die heroischen Krieger, die in dem Trickfilm gezeigt werden, deuten auf das Ziel der Kulturpolitik des Landes hin. Die Geschichte der jungen Kämpfer, die ihre Aufgabe erfüllen, wurde für Bildungszwecke genutzt, indem sie Patriotismus und die Hingabe für den Staat unter den Bürgern erzeugen sollte. 


Der Jungen-General endete 1997 nach 50 Episoden. 2014 wurden nach der Anweisung von Machthaber Kim Jong-un 50 weitere Episoden angefertigt. Die letzte Folge wurde 2019 abgeschlossen. Es gibt kaum einen Nordkoreaner, der diese Trickfilmserie oder Folgen davon in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht gesehen hat. Vor der Sendung der 100. Folge gab es einen speziellen Hinweis, der viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Folge endet, wie nicht anders zu erwarten war, damit, dass Seo-me den Feind besiegt. Die nordkoreanische Trickfilmproduktion hat sich deutlich weiterentwickelt. Am Film Der Jungen-General lässt sich der gesamte Entwicklungsprozess ablesen, da in den Jahren der Produktion alte und neue Amimationsstile benutzt wurden: 


In Nordkorea wurden früher Zeichentrickfilme als Kinderfilme bezeichnet. Die Zeichnungen von Kinderfilmen waren in der Anfangsphase realistischer und beruhten auf Fakten. Die Trickfilme dagegen waren mehr auf bestimmte Teile der Figuren gerichtet. In den jüngsten Trickfilmen sind besonders die Farben lebendiger, und die Figuren sehen natürlicher und weicher aus. Der Jungen-General zeigt diese Veränderungen. 


Zu den langen Trickfilmserien in Nordkorea gehört auch Der schlaue Marderhund. Der Film wurde erstmals 1987 ausgestrahlt. Am 10. August dieses Jahres berichteten die Staatsmedien, dass die Folgen 70 und 71 produziert worden seien. Es geht in der Serie um einen Marderhund, der schwierige Probleme mit wissenschaftlichen Methoden löst. In Nordkorea ist die Reihe auch unter Erwachsenen populär: 


Nordkorea nutzt Trickfilme als Mittel, um wissenschaftliche Informationen und Lektionen zu übermitteln. Der schlaue Marderhund ist ein Erziehungsfilm, der wissenschaftliche Prinzipien auf interessante Weise erläutert. In einer Episode wetteifern die Hauptfiguren, ein schlauer Marderhund und ein starker Bär, miteinander, um ein Feuer zu machen. Der Bär, der Probleme jedesmal dank seiner Stärke lösen will, reibt zwei Stöcke aneinander, um Hitze zu erzeugen. Doch auf einem eisigen Hügel und inmitten von fallendem Schnee produzieren die Stöcke keine Flammen. Der clevere Marderhund erzeugt Feuer mit einer konvexen Linse, die er aus Eis gemacht hat. Die Linse konzentriert die Sonnestrahlen auf eine kleine Fläche, sodass der Flecken erhitzt wird. Die Geschichte ist lustig und informativ zugleich. 

 

Kim Jong-un zeigte nach der Machtübernahme großes Interesse an der Zeichentrickfilm-Industrie. Einmal besuchte er das SEK Studio und rief die Trickfilmzeichner auf, aus den alten Praktiken herauszubrechen und neue Filme zu entwerfen. Das Ergebnis war der Geschichtsfilm Gojumong von 2017. Er gilt als repräsentativer Trickfim der Kim Jong-un-Ära. Gojumong erzählt von der Geburt Jumongs, der als Gründer des Goguryeo-Königreichs gilt. Dank der fortschrittlichen 3D-Techniken erscheinen die Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Figuren genauer. Es werden außerordentliche dreidimensionale Effekte erzielt. 

Anfang der 2000er Jahre dienten Trickfilme als eine Art der Brücke zwischen Süd- und Nordkorea. Ein südkoreanisches Unternehmen schlug damals eine Zusammenarbeit mit Nordkorea bei der Trickfilmproduktion vor. Das Resultat waren 2002 einige Episoden der südkoreanischen Serie Pororo, der kleine Pinguin. Sie wurden von der nordkoreanischen Samcholli General Corporation angefertigt, das als Zulieferer diente. 

Das Unternehmen produzierte die Filme auf der Grundlage von Szenen und Figuren, die in Südkorea entworfen wurden. Den Angaben der Produktionsfirma für Pororo in Südkorea zufolge war die nordkoreanische Seite so aktiv und enthusiastisch wegen des Projekts, dass es eine 3D-Produktion vorschlug, die die 2D-Version, die von südkoreanischer Seite ursprünglich vorgesehen war, ersetzten sollte: 


Nordkoreas Produktionstechniken wurden auf ideale Weise mit den Marketingfähigkeiten und der Kreativität in Südkorea vereint. Das gemeinsame Projekt verlief gut. Nordkorea lenkte die Aufmerksamkeit auf den Trickfilm als Unterhaltungsprodukt für das einheimische Publikum sowie als Exportprodukt. Der Wechsel von 2D- auf 3D-Trickfilme lag im internationalen Trend. Nordkorea schlug wahrscheinlich 3D vor, weil ein Projekt wie dieses dem Land erlaubte, aus seinen Produktionstechniken Kapital zu schlagen und im Ausland Werbung dafür zu machen. Das Ergebnis war gut. Doch gab es auch Schwierigkeiten. Während es keine Sprachbarriere zwischen beiden Seiten gab, war es nicht einfach, den Arbeitsvorgang der anderen Seite zu verfolgen und Rückmeldungen zu erhalten. Die Südkoreaner mussten nach Nordkorea über China reisen, um nachzusehen, wie sich die Dinge entwickelten, und um mit dem nordkoreanischen Personal zu sprechen. Das war eher unbequem. 


Eine andere erfolgreiche Koproduktion zwischen beiden Ländern war Königin Shin Chung, ein Theater-Trickfilm von 2005. Südkorea war für die Planung und die Nachbearbeitung zuständig, Nordkorea für die Zeichnungen und die Farbgebung. Der Film basiert auf einer berühmten koreanischen Volkserzählung über eine hingebungsvolle Tochter, die sich opfert, damit ihr blinder Vater wieder sehen kann. Es ging nicht darum, das traditionelle Bild der Heldin zu zeigen, als vielmehr einige Tiere wie etwa einen Hund, eine Gans oder eine Schildkröte vorzustellen, um der klassischen Volkssage einen modernen Touch zu geben. 

SEK Studio beteiligte sich wie erwähnt in den 1990er Jahren auch an der Produktion von weltweit bekannten Trickfilmen wie The Lion King und Pocahontas. Es half dabei, Devisen nach Nordkorea zu bringen. Dazu sagt ein nordkoreanischer Flüchtling, der früher in dem Studio gearbeitet hat: 


Nur 20 Prozent der Beschäftigten es Filmstudios arbeiten an einheimischen Trickfilmen, die anderen 80 Prozent sind mit der Produktion ausländischer Zeichentrickfilme beschäftigt. Das mag hier in Südkorea ein geringer Anteil sein, doch sie nehmen damit jedes Jahr acht Millionen Dollar ein. 


Im vergangenen Dezember setzten die USA das SEK Studio auf ihre Liste von Sanktionen gegen Nordkorea. Das Studio stand im Verdacht, illegal nordkoreanische Trickfimzeichner nach China zu schicken und billige Arbeitskräfte auszunutzen, um Devisen einzunehmen. Die nordkoreanische Trickfilm-Industrie ist dank der staatlichen Unterstützung stetig gewachsen. Auch galt sie einmal als Modell für den grenzüberschreitenden Austausch zwischen beiden koreanischen Staaten. Doch die US-Sanktionen gegen das Trickfilmstudio in Pjöngjang werden sich vermutlich spürbar auf die nordkoreanischen Exporte von Trickfilmproduktionen auswirken. 

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