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Nordkorea

YouTuber in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-09-21

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ KBS

Song-A ist eine junge nordkoreanische YouTuberin. Auf der Videoplattform stellt sie zum Beispiel in fließendem Englisch den Munsu-Wasserpark in Pjöngjang vor. Die Swimmingpools dort seien fantastisch, sagt sie. Es gibt YouTuber in Nordkorea, die sich, wie einige Webvideoproduzenten in anderen Teilen der Welt auch, beim Essen zeigen oder Videoblogs, kurz Vlogs, produzieren. Song-As Video wurde im April gepostet, als sie sich als 11-jähriges Schulkind vorstellte. Ihr Englisch mit britischem Akzent zog einige Aufmerksamkeit auf sich. Über YouTuber in Nordkorea und ihr Nutzen für das Regime sagt Lee Ji-soon vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Südkorea: 


Song-A ist die Tochter eines Diplomaten namens Im Jun-hyok, der früher in der Botschaft Pjöngjangs in London gearbeitet hat. Sie ist die Ur-Enkelin von Ri Ul-sol, einem früheren Marschall der Koreanischen Volksarmee, der an der Seite des Republikgründers Kim Il-sung für die Unabhängigkeit von Japan kämpfte. Als Ri 2015 starb, wies der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un die Beamten an, eine Bestattung für ihn mit den höchsten Ehren zu organisieren. Kim saß selber dem Bestattungskomitee vor. Es scheint, als ob Song-As Familie zur herrschenden Elite in Nordkorea gehört. Ihr britischer Akzent stammt von ihrem Aufenthalt in London zwischen 2015 bis 2019. 


In ihrem Video vom April genießt Song-A zusammen mit einer Freundin ein geraspeltes Eis-Dessert. Sie verspricht den Zuschauern, ihnen das beste geraspelte Eis in Pjöngjang zu zeigen, wenn sie die Stadt besuchen. Auch sagt sie, dass Pjöngjang eine verschönerte Stadt sei, die eine Reihe von Orten für Kindern habe wie etwa einen Zoo und einen Rollschuh-Park:


Das tägliche Leben, das in Song-As Videos gezeigt wird, spiegelt nicht das Leben der normalen Bürger wider. Sie zeigen eher, wie die Oberschicht in Pjöngjang lebt. Nicht alle nordkoreanischen Bürger leben wie Song-A. Sie genießt unterschiedliche kulturelle und soziale Vorzüge in der Hauptstadt, und ihr Leben zeigt ein ideales, zivilisiertes sozialistisches Land, das Nordkorea aufbauen will. 


In ihrem Video teilt Song-A auch ihre Erfahrung mit einer Coronavirus-Infektion. Sie und ihre Mutter hätten hohes Fieber gehabt. Sie sei sehr unruhig gewesen, als die Medikamente ausgegangen seien und Gesundheitsbeamte ihre Wohnung besucht hätten. Nach drei bis vier Tagen sei sie jedoch wieder genesen. In dem Video wird ein Mann mit einem weißen Armband vorgeführt, der ihr Medizin verabreicht. Sie sagt, während ihrer Quarantänezeit hätten ihre Freundin und Nachbarn einige Erdbeeren und Klöße vor ihre Tür gelegt. Ein Angesteller eines Gemüseladens habe frisches Gemüse gebracht. Auch erzählt Song-A von einem Besuch im Okryu-Kinder-Krankenhaus in Pjöngjang wegen eines Hühnerauges. Sie beschreibt die Klinik als Palast für Patienten und lobt die Einrichtungen für Kinder und einen Leseraum für Langzeit-Patienten. Doch ihr Video sieht nicht nach einem von einem Kind produzierten Film aus:


Es sieht so aus, als ob Song-A selber die Videos gefilmt und bearbeitet hat, bevor sie sie auf YouTube postete. Doch das ist schlicht unmöglich. Vlogs oder Bilder, die ihr tägliches Leben beschreiben, können nicht ohne die Intervention der Regierung produziert werden, obschon es keine klaren Beweise dafür gibt. Song-A nimmt einige Szenen mit einem Selfie-Stab auf, doch sehen andere Szenen so aus, als ob sie von einem Kamermann gefilmt wurden. In Nordkorea dürfen die Menschen an einigen Orten nicht filmen. Und wenn es ihnen erlaubt ist, benötigen sie Hilfe von anderen. Doch Song-A kann überall hin, und die Menschen lächeln und sind vor der Kamera sehr freundlich. Die Videos sind sorgfältig geplant. Ihre Videos zeigen nicht das typische Bild von Nordkorea, das international als bedrohliches Land gilt, welches Atomtests durchführt. Ihre Videos zeigen ein Nordkorea, das sich trotz internationaler Sanktionen weiterentwickelt hat, und das sicher ist, obwohl die ganze Welt von einer ansteckenden Krankheit geplagt wird. Viele Menschen denken, dass Nordkorea bizarr und gefährlich ist, doch die Videoclips demonstrieren, dass Nordkorea eigentlich ein attraktives Land ist, das über eine gute Infrastruktur verfügt und kulturell fortgeschritten ist. 


Experten gehen davon aus, dass es für einzelne Nordkoreaner schon allein deshalb unmöglich ist, einen YouTube-Kanal zu betreiben, weil der Internet-Zugang im Land beschränkt ist: 


Einige Nordkoreaner sagen, dass sie YouTube-Video gesehen haben. Das heißt, sie haben sie außerhalb von Nordkorea gesehen. In Nordkorea ist ein Zugang zum globalen Internet nicht möglich, so dass Einzelpersonen nicht ihren persönlichen YouTube-Kanal kreieren können. Selbst das interne Internet ist streng kontrolliert, und die Nutzer werden vom Staat beobachtet. 


Es wird angenommen, dass die sozialen Medien in Nordkorea als Mittel der Propaganda dienen. Einer der bekanntesten nordkoreanischen YouTube-Kanäle ist “Un-A aus Pjöngjang”. Ihre ersten Videos wurden 2019 hochgeladen. In ihren Clips wählt eine junge Frau namens Un-A Schokolade, Kekse und Instantnudeln, oder Ramyeon, in einem Kaufhaus in Pjöngjang aus. Auch amüsiert sie sich in einem Vergnüngungspark in Pjöngjang. Ihre Stimme ist wegen der lauten Hintergrundmusik sehr undeutlich. Doch die Szenen aus ihrem Leben hatten offensichtlich den Zweck, zu zeigen, dass es den Nordkoreanern gut geht. Anfang 2020 präsentierte sie einen Song mit dem Titel “Grüne Trauerweide” in einem Aufnahmestudio. Das Stück ist auch in Südkorea bekannt. Die südkoreanische Sängerin Seohyun sang es während eines gemeinsamen Konzerts von Musikern aus Süd- und Nordkorea im Jahr 2018. Un-A erläutert in fließendem Englisch, warum sie dieses Lied singt. Sie denke, dass die Menschen eine harte Zeit erleben und zusammenstehen sollten gegen Covid-19:


In Nordkorea ist YouTube ein verlockendes Instrument der Propaganda. Indem es online das Leben der Nordkoreaner und die lokale Kultur zeigt, wird Pjöngjang als Touristen-Attraktion vorgeführt. Die Videos richten sich an ausländisches Publikum, nicht an die eigenen Bewohner, und darum wird Englisch gesprochen, neben Koreanisch, Russisch und Chinesisch. 


Es lässt sich nur schwer vorstellen, dass die Videos von Un-A von einer normalen Bürgerin stammen. In einem Clip vom Februar 2020 zum Beispiel wird gesagt, dass es aufgrund der richtigen Maßnahmen der Regierung keinen einzigen Covid-Fall in Nordkorea gebe. Im Ausland wurden solche Berichte angezweifelt:


Nordkoreanische Vlogs auf YouTube werden in einer Weise produziert, um den Zuschauern indirekt die Politik des Landes näher zu bringen. Sie helfen, Vorurteile über Nordkorea als eines armen, unterentwickelten Landes, das seine militärische Macht als Mittel der Einschüchterung stärkt, zu zerstreuen. Das nationale Image ist ein wichtiger Faktor, der die eigene Wettbewerbsfähigkeit bestimmt. Es scheint also, als ob die jüngsten nordkoreanischen YouTube-Kanäle das Ziel haben, das schleche, bedrohliche Image des Landes zu ändern, speziell mit dem Blick auf Digital Natives, die an die Fernkommunikation gewöhnt sind. 


Un-As YouTube-Kanal ist derzeit nicht verfügbar. Das Videoportal sagt, der Kanal sei wegen Verletzung der Nutzungsbedingungen geschlossen worden. Später deutete YouTube seine Position gegenüber einem südkoreanischen Sender an, wonach der Account suspendiert worden sei, weil die Organisation hinter der Produktion offensichtlich das Ziel von Sanktionen sei. Eine andere bekannte YouTuberin aus Nordkorea ist Jin Hui, die fließend Russisch spricht. In einem ihrer Videos von 2020 erzählt sie am Gründungstag der Arbeiterpartei aus dem Leben der Nordkoreaner. Sie zeigte dabei aber keine Bilder von einer Militärparade oder großen Menschenansammlungen. Sie sagte lediglich, dass die Nordkoreaner den wichtigen Tag feiern würden. In einem anderen Video erzählt sie, wie glücklich sie sei, wenn sie mit ihrer Familie in Pjöngjang spazierengehe. Sie spricht von einem “glücklichen Pjöngjang”. Im Hintergrund sieht man jedoch einen jungen Soldaten und ein großes Propagandaschild mit dem Slogan: “Zum achten Parteikongress!” 


Nordkoreanische YouTube-Kanäle sind in Wirklichkeit Propagandamaterial, auch wenn sie das tägliche Leben der Erzähler zeigen. Die Videos zeigen deutlich Propagandaposter, Slogans, Hochhäuser, die Nordkorea als Symbol eines zivilisierten sozialistischen Landes preist, sowie verschiedene Kultureinrichtungen. Die Szenen sind sorgfältig ausgewählt. In diesem Sinn ist Jin Hui eher eine Propagandistin als ein Content Creator. 


Zahlreiche Frauen und Kinder in Nodkorea sind in die YouTube-Aktivitäten eingebunden. Einige stellen organische Gewächshaus-Produkte vor. Ein Mädchen namens Ri Su-jin hat Videos in Form eines Tagebuchs produziert. In einem Clip erhält sie eine neue Schultasche und eine neue Schuluniform und wie sie in der Okryu-Kinder-Klinik an den Zähnen behandelt wird:


Weibliche und minderjährige YouTuber in Nordkorea tragen dazu bei, ein Soft-Image des Landes zu schaffen. Indem die Wahrnehmung der Zuschauer von Nordkorea verändert werden soll, lassen sie den kommunistischen Staat als attraktives Land mit einem positiven Image erscheinen. Tatsächlich geben die militärischen Provokationen Nordkoreas und die Menschenrechtslage im Land Anlass zu großer Sorge in der internationalen Gemeinschaft. Nordkoreas Verhalten hat sein Image weiter verschlechtert. Es ist das eines unvernünftigen, irrationalen und nicht normalen Landes. Seit 2019 werden nordkoreanische Videos auf neuen Medienkanälen in anderer Weise in einer Ära produziert, in der Bilder für die Online-Nutzung wichtiger sind als Texte. Im Einklang mit dem wandelnden Medienumfeld hat das Land seine Propaganda-Strategie geändert, die bis zu einem gewissen Grad effektiv war. 


Soziale Medien sind effektiv, was die Kontrolle des Images eines Landes und die Verbesserung des Markenwerts betrifft. Zudem lassen sich entsprechende Vlogs zu relativ geringen Kosten betreiben. Aus diesem Grund wird Nordkorea auch in Zukunft die neuen Medien als ein wichtiges Propaganda-Werkzeug des Regimes nutzen.

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