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Nordkorea

Wintersnacks in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-12-14

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Das beliebteste Knabbergebäck der Südkoreaner im Winter ist eine warme Backware in Fischform mit einer süßen Füllung von roten Bohnen. Gefolgt wird sie von gerösteten Kastanien, gerösteten Süßkartoffeln und süßen Pfannkuchen. Das geht aus der Umfrage eines Online-Meinungsforschers hervor. Die Backware in Fischform heißt Bungeoppang, was übersetzt so viel wie “Karpfenbrot” bedeutet. Der Snack kann auch mit Puddingcreme, süßen Kartoffeln oder Käse gefüllt sein. Welche Art von Snacks mögen die Nordkoreaner im Winter? Dazu sagt Kim Young-hee, Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Korea-Hana-Stiftung in Südkorea: 


Es gibt kein Brot in Fischform in Nordkorea. Doch gedämpftes Gebäck gibt es überall. Das mit süßen roten Bohnen gefüllte Gebäck enthält weniger Zucker, aber etwas Süßstoff. Es ist im Vergleich zu solchem in Südkorea weniger süß. Dieses heiße Gebäck wird im ganzen Land genossen. Die Nordkoreaner können es auf der Straße kaufen, doch viele bereiten es zuhause mit Mehlteig und roten Bohnen selber zu. 


In Nordkorea finden sich verschiedene Süßwafen wie Eis, Bonbons und Kekse. Als das staatliche Rationssystem noch funktionierte, war Mais der typische Wintersnack für Kinder wie für Erwachsene. Mais gab es gebraten oder frittiert und auch als Porridge: 


Zu dieser Jahreszeit findet man in den ländlichen Haushalten nach der Ernte überall Mais-Kocher. Die Einheimischen bereiten Reiskuchen mit Maismehl unter Verwendung einer Maschine zu. Ich denke, die Südkoreaner haben die Maiskuchen noch nicht gegessen. Für eine andere Art von Maiskuchen, der Kkojang-tteok heißt, kneten die Nordkoreaner Maismehl mit heißem Wasser zu einem Teig und legen ihn in einen Eisenkessel. Der Maiskuchen ist sehr klebrig und glatt. “Kkojang” bedeutet “glatt”. Die Nordkoreaner machen auch Maisgrütze aus der ganzen Pflanze. Sie köcheln den Mais langsam, bis er gar ist und eine weiche Konsistenz hat. Während viele Südkoreaner Porridge aus roten Bohnen mögen, machen Nordkoreaner oft Porridge mit großen Bohnen. Der gekochte Porridge hält sie warm und kann als leichte Mahlzeit ihre Mägen füllen. 


Während der Hungersnot in den 1990er Jahren, die in Nordkorea auch als Zeit des “mühsamen Marschs” bezeichnet wird, erfuhr die Gesellschaft viele Veränderungen. Dazu gehörten auch der Zusammenbruch des Rationierungssystems und der Beginn eines inoffiziellen Markts, oder Jangmadang. Diese privaten Märkte beschleunigten den Transport von Waren zwischen den Regionen. Damit ging auch eine Änderung der Essgewohnheiten und eine größere Vielfalt von Snacks einher:


Es gibt das Sprichtwort in Nordkorea: “Du kannst alles bis auf ein Katzenhorn auf dem Jangmadang kaufen”. Das bedeutet, man kann alles auf dem Markt finden, solange es existiert. Während Mais früher der einzige Snack war, können die Nordkoreaner nun alle Arten von Knabberwaren haben, Bonbons, Kekse, Gebäck und Reiskuchen eingeschlossen. Süßkartoffeln gehören zu den beliebtesten Wintersnacks. Süßkartoffeln werden als Straßenessen überall im Land verkauft. Esskastanien sind ebenfalls populär. Nachdem die Nordkoreaner Bäume für Brennholz gefällt haben, pflanzte das Land dort Kastanienbäume. Der Staat sammelt keine Kastanien, sodass sie jeder auflesen kann. Als ich in Nordkorea lebte, knackten die Kinder die Schalen der Kastanien mit ihren Füßen, sammelten sie ein und trugen sie in ihren Rucksäcken. Geröstete Kastanien werden ebenfalls als Streetfood verzehrt. 


In der Hauptstadt Pjöngjang sieht man in dieser Jahreszeit oft große Schlangen von Menschen, die geröstete Kastanien kaufen wollen. Laut Berichten nordkoreanischer Medien werden sie vor allem an Ständen in der Nähe von U-Bahnstationen und Wohnkomplexen wie auch an verschiedenen Stellen in der Innenstadt angeboten. Die Medien berichten, dass der Geruch der Esskastanien untrennbar sei von der besonderen Herbstatmosphäre in der Hauptstadt:


Die Marktstände auf den Straßen werden vom Staat betrieben. Im kalten Winter wollen die Menschen etwas Warmes, wie etwa heiße, gebackene Kastanien und Süßkartoffeln. Es gibt auch andere Snacks. Angesichts der wachsenden Nachfrage für Wintersnacks und der größeren Kaufkraft scheint die Vielfalt der Snacks zuzunehmen. 


In Südkorea mögen viele Menschen heiße und dicke Nudeln, die besonders im Winter auf Snack-Karren auf der Straße angeboten werden. Für sie bedeutet die Esserfahrung mehr als nur der Konsum einer Schüssel mit Nudeln. Auch in Norkorea lassen sich solche Straßenverkäufer finden: 


In Nordkorea sah man die Verkäufer in den 1980er Jahren. Ältere Frauen verkauften Dinge heimlich unter den Brücken, und die Verkäuferinnen versteckten sich hinter den Zäunen von Universitäten, um Essen und anderes heimlich an Studenten zu verkaufen. Die Zahl der Straßenverkäufer nahm Mitte der 90er Jahre während der wirtschaftlichen Krise zu. Sie machten Reiskucken, Nudeln und andere Mahlzeiten zuhause, trugen sie in einem großen Korb und verkauften sie auf der Straße. Ihr Essen war rasch ausverkauft, weil diejenigen, die von außerhalb kamen und geschäftlich unterwegs waren, das Essen kauften, und Kinder drängten ihre Eltern, die Snacks zu kaufen. Kurz, das einfache Marktprinzip von Angebot und Nachfrage trug zur wachsenden Zahl von Straßenverkäufern bei. Doch die Regierung billigte die Verkäufer nicht. Sie gingen vielmehr gegen sie vor. Die Verkäufer mussten deshalb von Ort zu Ort mit ihren Waren gehen. Sie wurden auch als “Grashüpfer-Marktleute” bezeichnet, weil sie sich schnell herumbewegen mussten. In einigen Regionen erlaubten die Behörden das Geschäft der Verkäufer und verlangten im Gegenzug Geld dafür. 


In Südkorea gelten auch scharfe Reiskuchen, oder Tteokbokki, zusammen mit Pommes Frites, sowie Sundae, einer koreanischen Art von Wurst, zu den beliebtesten Snacks. Nordkorea hat natürlich sein eigenes populäres Straßenessen:


Sie können eine Vielfalt von Snacks in Nordkorea finden, wie etwa Tofureis, Gimbap oder Seetang-Reisrollen, Nudeln, Reiskuchen und Eierbrot. Das südkoreanische Gimbap ist eher zu groß, und es ist eher schwierig, einzelne Stücke auf einmal zu essen. Doch nordkoreanisches Gimbap ist relativ klein, und es wird mit einfachen Füllungen und schmackhaften Gewürzen serviert. Ein anderer populärer Snack ist die Injogogi-Reisrolle. Injogogi bedeutet falsches Fleisch. Fleisch ist in Nordkorea selten und teuer, und dieser Fleischersatz aus dem Bodensatz von Sojabohnen schmeckt wirklich wie richtiges Fleisch. Das süße Eierbrot mögen Kinder. In Nordkorea herrscht ein Mangel an Zucker und Reiskuchen, sodass die Einheimischen kein Tteokbokki machen können. 


Die Südkoreaner können auch noch nachts Snacks jeder Art in Läden kaufen, die rund um die Uhr geöffnet sind, oder sich von Lieferdiensten bedienen lassen. Neben Pizza und Hühnchen liefern diese Dienste auch andere Mahlzeiten. Auch in Nordkorea gibt es Lieferdienste. Ende der 2000er Jahre, als Süd- und Nordkorea noch wirtschaftlich zusammenarbeiteten, öffnete ein südkoreanischer Geschäftsmann ein Hähnchen-Restaurant in Pjöngjang. Zuerst nahm das Restaurant Bestellungen über Telefon entgegen und lieferte Hähnchen mit dem Moped. Der Service nahm später andere Essenswaren ins Angebot auf. Die Verbraucher in Nordkorea können heutzutage auch das Smartphone für eine Bestellung benutzen:


In Nordkorea sind Nudeln in eiskalter Kimchi-Brühe der beliebteste Wintersnack. Der Geschmack ist wirklich unvorstellbar. Ich habe es nie in Südkorea gegessen, weil das südkoreanische Kimchi kaum Flüssigkeit enthält. In Nordkorea schöpfe ich Kimchi-Brühe mit einer Kelle aus einem Kimchi-Topf unter der Erde. Ich breche die dünne Eisschicht über der Brühe und schütte es über die Maisnudeln aus. Es gab wenige Dinge, die man außer dem geschnittenen Kimchi hinzufügen konnte. Aber es war die beste Wintermahlzeit. 


Dongji, oder die Wintersonnenwende, fällt in diesem Jahr auf den 22. Dezember. Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Einem Buch aus der Joseon-Ära über Saison-Gewohnheiten in Korea zufolge bezog sich Dongji auf “A-Se”, und die Bürger nannten den Tag auch “kleiner Neujahrstag”. Selbst heute wird gesagt, der Mensch werde ein Jahr älter, nachdem er eine Schüssel Patjuk, oder Rote-Bohnen-Porridge, an Dongji gegessen habe. Die Koreaner aßen traditionell dieses Gericht mit Klebreis-Klößen an Dongji. Die Klöße aus Reisteig werden “saealsim” genannt, was soviel wie “Vögeleier-Klöße” heißt. Nordkorea nahm den Brauch, Rote-Bohnen-Porridge an Dongji zu essen, in die Liste des immateriellen Kulturerbes auf, und der Tag gilt als traditioneller Feiertag. Diese Liste ähnelt dem Verzeichnis des unberührbaren Kulturerbes in Südkorea. Auch der Vorgang, Rote-Bohnen-Porridge zuzubereiten, ist in beiden Ländern ähnlich. Zunächst werden rote Bohnen und Wasser in eine Schüssel gelegt und gekocht. Die Bohnen werden dann gestampft. Dann wird Reis zu dem Rote-Bohnen-Wasser hinzugefügt und noch einmal aufgekocht. Die gestampften Bohnen werden hineingegeben und das Ganze wird langsam verrührt. Die Koreaner glauben, dass Kinder, die große Reisklöße essen, glücklich werden. In Pjöngjang und der westlichen Provinz Pyongan in Nordkorea werden ähnlich wie in Südkorea die Reisklöße aus Klebreis geformt. Doch in der Provinz Hamgyong, wo Frau Kim herkommt, wird Hirse-Pulver verwendet: 

 

Auch Nordkorea feiert Dongji. Als ich klein war, machte meine Mutter an diesem Tag immer Rote-Bohnen-Porridge. Ich setzte diese Tradition auch nach meiner Heirat fort. In Nordkorea wird klebriges Hirse-Pulver mit heißem Wasser verknetet, um Klöße zu machen. Hirse ist etwas bitter, sodass die Klöße ebenfalls zuerst ein wenig bitter schmecken können. Doch schmecken sie wirklich gut. In Nordkorea nehmen einige große Bohnen und keine roten Bohnen, um den Porridge zuzubereiten. Vollständig gekocht sind die Bohnen zart, doch noch immer fest genug, um zu beißen. Ich erinnere mich an ihren guten Geschmack. Ich hoffe, dass ich den gleichen Geschmack noch einmal erfahren kann, doch niemand kann einen ähnlichen Geschmack hervorbringen. 


Nordkoreanische Flüchtlinge sagen, dass die Snacks, die sie in ihrem Heimatland gegessen hätten, speziell in schwierigen Zeiten, nicht genauso schmecken wie in Südkorea. Sie sehnen sich zuweilen nach den Snacks in Nordkorea.

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