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Nordkorea

Fußball in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2022-12-21

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar ging am vergangenen Sonntag mit dem Finalsieg Argentiniens über Frankreich zu Ende. Südkorea erreichte bei dem Turnier das Achtelfinale, wo die “Taeguk Warriors” gegen Brasilien verloren. Die Begeisterung der Südkoreaner zuhause für den Auftritt der Nationalmannschaft in Katar war durchweg groß. Nordkorea hatte seine Mannschaft wegen der Corona-Pandemie schon aus der WM-Qualifikation zurückgezogen. Das abgeschottete Land zeigte trotzdem Bilder von der WM. Die staatliche Fernsehstation berichtete etwa auch über die Eröffnungsfeier. Eine der Szenen von der Feier, die vor allem in Südkorea große Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Auftritt des Sängers Jungkook von der weltweit bekannten Boygroup BTS. Er sang den Teil “Dreamers” aus dem offiziellen WM-Soundtrack, der aus mehreren Stücken bestand. Die Südkoreaner waren erfreut, dass der K-Pop mit dem sportlichen Großereignis eine Verbindung einging. Doch in Nordkorea wurde der Auftritt nicht erwähnt. Für die diesjährige WM erhielt der Weltfußballverband FIFA die Senderechte zur Spieleübertragung für die koreanische Halbinsel von den drei größten südkoreanischen Fernsehanstalten KBS, SBS und MBC. Der Verband unterstützte Nordkorea, insofern das Land einige aufgezeichnete Spiele zeigen konnte. Nordkorea überging jedoch in der Gruppenphase Begegnungen mit südkoreanischer, amerikanischer oder japanischer Beteiligung. Südkorea wurde in der Gruppe H simpel als “ein Team” vorgestellt. Auch wurden die Namen südkoreanischer Unternehmen sowie das Bild der südkoreanischen Nationalflagge unkenntlich gemacht. Werbeclips aus den USA wurden vollständig ausgeblendet. Zum Thema Fußball in Nordkorea sagt Heo Jeong-pil vom Institut für Nordkorea-Studien der Dongguk-Universität in Seoul: 


Es scheint, als ob Nordkorea absichtlich die Spiele in der Gruppenphase mit Beteiligung seiner politischen Feinde, vor allem Südkorea, die USA und Japan, von seiner WM-Berichterstattung ausgeschlossen hat, da diese drei Länder ihre Nordkorea-Politik auf einer Dreier-Allianz gründen. Die Nordkoreaner sind wie die Menschen in anderen Ländern sehr an Fußball interessiert. Das Land brachte schon früher Aufzeichnungen von WM-Spielen, damit die Bürger sich daran erfreuen konnten. Ich nehme an, dass Nordkorea einige WM-Begegnungen in Katar ausgestrahlt hat, damit die Menschen zumindest für eine Weile die schwierige wirtschaftliche Situation ausblenden konnten, und damit es sich als normaler Staat zeigen konnte, der WM-Spiele präsentiert. 


Doch zeigte Nordkorea das Achtelfinal-Match zwischen Südkorea und Brasilien. Die staatliche Fernsehstation stellte Son Heung-min als Kapitän der südkoreanischen Mannschaft vor und analysierte das Spiel in einem relativ neutralen Ton. Nordkorea wurde 1958 Mitglied der FIFA. Die nordkoreanische Nationalmannschaft überraschte die Fans weltweit, als sie bei dem WM-Turnier 1966 in England das Team Italiens besiegte und ins Viertelfinale vordrang. Es war damit das erste asiatische Team, dem dies gelang. Der Sieg über Italien wurde beim Turnier in Katar in eine Liste der offiziellen FIFA-Plattform aufgenommen, auf der die vermeintlich größten WM-Überraschungen präsentiert wurden:


Nordkorea hatte bei der WM 1966 wirklich Glück. Damals beschloss die FIFA, nur jeweils einen Startplatz für das Turnier mit 16 Teams für die drei Kontinente Afrika, Asien und Ozeanien zu vergeben. Aus Protest gegen diese diskriminatorische Regelung boykottierte Südkorea die WM. Nordkorea spielte in einem Playoff-Match gegen Australien, um sich für die Finalrunde zu qualifizieren. In der Runde der 16 Teams verlor Nordkorea mit 0:3 gegen die Mannschaft der Sowjetunion, holte ein 1:1-Unentschieden gegen Chile und gewann mit 1:0 gegen Italien, um in die zweite Runde zu kommen. Nordkorea war so glücklich über diesen Erfolg, dass es verschiedene Videos zu diesem dramatischen Sieg produzierte und sie öffentlich zeigte. 


Es dauerte allerdings 44 Jahre, bis Nordkorea wieder die WM-Bühne betrat. Bei der WM 2010 in Südafrika war es in einer Gruppe mit Brasilien, Portugal und der Elfenbeinküste. Der Trainer der nordkoreanischen Mannschaft äußerte sogar, sein Team wolle Brasilien 3:0 schlagen. Damals spielten in Nordkoreas Nationalteam zwei nordkoreanische Spieler, die in Japan geboren wurden, Jong Tae-se und An Yong-hak. Beide spielten in der japanischen J-League, was die Erwartungen für ein Weiterkommen erhöhte. Das Spiel gegen Portugal wurde sogar live übertragen. Allerdings schaffte es Nordkorea nicht, in die nächste Runde zu kommen. 

Nordkorea ist bekannt dafür, Aufzeichnungen von Spielen aus den Profi-Ligen anderer Länder zu zeigen, die englische Premier League und die Bundesliga eingeschlossen. Nordkoreanische Flüchtlinge sagen, dass die Bürger auf dem Markt Videos über weltbekannte Fußballer erwerben könnten:


Auf dem Markt in Nordkorea finden Sie eine Menge Videos über berühmte Fußballspieler wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, wie sie nicht nur bei einer WM, sondern in ihren Vereinen spielen. Die Videos sind in Form von CDs erhältlich. Ich erinnere mich, einige gekauft zu haben, um ihre Spiel zu sehen. 


Die nordkoreanischen Medien berichteten, dass die Saison 2022/2023 der ersten Fußball-Liga des Landes am 2. Dezember begonnen habe. Unter dem Dach des nordkoreanischen Fußballverbands gibt es für Männer wie für Frauen auch auch noch eine zweite und dritte Liga: 


Es gibt keine professionelle Fußball-Liga in Nordkorea. Die erste Liga hat 15 Teams, darunter den Sportclub vom 25. April, während die zweite Liga aus 40 und die dritte Liga aus 80 Mannschaften besteht. Die Spieler in der ersten Liga sind ausgezeichnete Fußballer, und sie werden gut behandelt. Die Spieler einer Liga wechseln nur selten in eine andere Liga. In der Ära von Kim Jong-un hat Nordkorea unter der Partei, des Militärs und Unternehmen neue Fußballteams gegründet – auch in den Städten und Landkreisen. 


Seit Kim an der Macht ist, betonte Nordkorea, dass es nötig sei, zu einer “Sportmacht” zu werden. Die Medien berichteten oftmals, dass sich Kim Fußballspiele anschaue: 


Unter der Herrschaft Kim Jong-uns produzierte Nordkorea im Vergleich zu früher noch mehr Bücher, Filme und TV-Serien über Fußball. Das Land hat die entsprechenden Systeme verbessert und das Interesse an dem Sport wächst, was man etwa auch an der Gründung einer Fußball-Akademie in Pjöngjang erkennen kann. Es gibt zahlreiche Episoden über die Begeisterung des Machthabers für Fußball. Kim enthüllte kürzlich eine Begebenheit über seinen Großvater und Republikgründer Kim Il-sung. Mitten im Korea-Krieg 1951 spielte Kim Il-sung in einem Fußballspiel mit Militärbefehlshabern, nachdem er ein Treffen mit ihnen abgehalten hatte. Er trug das Trikot mit der Nummer 16. Nordkorea ist aktiv dabei, diese Geschichte zu veröffentlichen. In einer Neujahrsansprache am 1. Januar 2011 sagte auch der frühere Machthaber Kim Jong-il, dass Fußball zur Konstitution der Koreaner passt, und dass der Sport von allen Menschen geliebt wird. Das zeigt, dass der frühere Machthaber ebenfalls Fußball bewunderte. 


Kim Jong-un unterstützte den Fußball schon in den Anfängen seiner Regierungszeit. 2013 wurde die Internationale Fußballschule von Pjöngjang gegründet, um Talente systematisch auszubilden und sie zu international gefragten Spielern zu machen. Kinder, die an dieser Akademie zugelassen wurden, sind sehr stolz. Einige Ausnahmetalente werden sogar mit Stipendien ausgestattet und zu Akademien nach Spanien geschickt. Auch werden ausländische Trainer für die Schule eingestellt: 


Gemäß der Vision des früheren Machthabers Kim Jong-il und nach der Anweisung von Kim Jong-un öffnete die Internationale Fußballschule von Pjöngjang 2013. Sieben Trainer, die den höchsten Grad der Coaching-Akkreditierung vom Asiatischen Fußballverband haben, nahmen an mehreren internationalen Spielen teil. Nordkorea behauptet, dass die Schüler dank der staalichen Unterstützung mit wissenschaftlichen Methoden trainiert werden, um sie zu Spitzenspielern zu machen. Schüler, die nach einer strengen Auswahl zugelassen werden, müssen eine elfjährige Ausbildung abschließen, die eine Grundklasse, eine Anfängerklasse und eine Klasse für Fortgeschrittene umfasst. Mit dem Ziel, die Schüler zu ermutigen, im Ausland zu spielen, legt die Schule auch Wert auf eine englischsprachige Erziehung. Das ist eines der besonderen Merkmale der Schule. 


Während der japanischen Kolonialherrschaft über Korea traten Fußballmannschaften aus Seoul und Pjöngjang bei Freundschaftsspielen gegeneinander an. Diese Spiele waren auch als Gyeong-Pyong-Fußballserie bekannt. Seoul hieß damals auch Gyeongseong. Pjöngjang gewann das erste Match im Oktober 1929, während Gyeongseong im darauffolgenden Jahr Pjöngjang mit 2:1 besiegte. Die Spiele wurden 1933 wiederaufgenommen, doch wurden sie schließlich von Japan ausgesetzt. Das letzte Städtespiel fand 1946 statt, ein Jahr nach der Befreiung Koreas von der Kolonialherrschaft. Doch infolge der Landesteilung kam es später zu keiner Begegnung mehr. Nachdem Süd- und Nordkorea 1990 ein Freundschaftspiel ausgetragen hatten, wurden Fußballspiele als wichtiger Teil des Austauschs betrachtet:


Süd- und Nordkorea hielten in den 1990er und 2000er Jahren abwechselnd in Seoul und Pjöngjang Fußballspiele für Arbeiter ab. Die Tradition der Arbeiter-Fußballspiele wurde 2015 in Pjöngjang und 2018 in Seoul fortgesetzt. Wie schon der Name andeutet, waren das keine professionellen Spieler. Es war eher eine Art Austauschprogramm, an der Amateure von beiden Seiten teilnahmen. In der Ära von Kim Jong-un hat Nordkorea weiter Sportveranstaltungen mit der Beteiligung der Bürger organisiert. Sportveranstaltungen wie diese, falls sie von beiden Koreas abgehalten werden sollten, würden dazu beitragen, die nationale Homogenität wiederherzustellen und die Kommunikation zwischen beiden Seiten zu fördern. 


Die Berichte der nordkoreanischen Medien deuten an, dass das Interesse der Menschen des Landes für den Fußball wächst, und dass der Sport große Unterstützung erhält. Experten sagen, dass im Sport einschließlich des Fußballs individuelle Fähigkeiten sehr wichtig seien. Doch sei es genauso wichtig, globale Trends zu verstehen. Nordkorea schloss sich seit dem Beginn der Corona-Pandemie von internationalen Sportereignissen aus. Damit der Fußball im Land weiter wächst, wäre der Austausch auf internationaler Ebene äußerst wichtig.

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