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Nordkorea

Schulausflüge in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-04-19

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News

Der Frühling lädt die Menschen zum Picknick im Freien ein. Die Schulen in Südkorea veranstalten Ausflüge für die Schüler. Auch in Nordkorea bereiten sich die Schüler auf die ersten Schulausflüge im Frühling vor. In einem nordkoreanischen Video erzählt ein Junge seiner Mutter, dass er einen Wonjok, einen Ausflug, machen werde. Wörtlich übersetzt bedeutet Wonjok: “an einen entfernten Ort gehen, um Spaß zu haben”. Gemeint ist damit, einen Ausflug machen und Picknick halten. Zum Thema sagt Jeong Eun Chan von Nationalinstitut für Vereinigungserziehung in Südkorea: 


Einige Tage vor dem Schulausflug sind die nordkoreanischen Schüler schon bei dem Gedanken daran aufgeregt, was sie essen und mit ihren Freunden teilen werden und was für einen Preis sie bei der Schatzsuche während des Ausflugs gewinnen können. Ich denke, die Schüler hier in Südkorea empfinden ebenso. Als ich klein war, mochte ich die Idee, leckeres Essen mit meinen Freunden während des Picknicks teilen zu können. Ich freute mich auf die Schatzsuche, was ein Wettkampf zwischen den Klassen war. Ich wünschte mir sehnlichst, dass meine Klasse gewinnt. 


Die sozialistische Verfassung Nordkoreas besagt, dass die Bürger Reisefreiheit hätten. Doch in Wirklichkeit schränkt der Staat die Bewegungsfreiheit seiner Bürger ein. Das ist ein weiterer Grund, warum sich die Schüler auf die Schulausflüge freuen: 


Ich besuchte einmal den Rungra-Volksvergnügungspark. Meine Tochter hatte eine wirklich gute Zeit, so dass sie dauernd drängte, erneut dorthin zu gehen. Ich besuchte also den Ort mit meiner Familie, um den schönen Sonntag zu genießen. 


Die Picknickorte sind je nach Region unterschiedlich. Die Schüler in den großen Städten wie Pjöngjang besuchen bekannte Vergnügungseinrichtungen einschließlich des Rungra-Volksvergnügungsparks, der besonders bei Familien beliebt ist, oder des Moranbong-Parks, der einige historische Bauten hat. Doch die Schüler in den anderen Provinzen sehen etwas anderes: 


Die Schüler in den verschiedenen Provinzen fahren in die Berge in der Nähe. Die Lehrer prüfen vorher den möglichen Picknickort und vermeiden Hügel, die zu steil sind. Die Schulen wetteifern miteinander, um eine ideale Stelle für ein Picknick zu finden. Wenn alle Schulen in einer Region die gleiche Zeit für ein Picknick aussuchen, wird es für sie schwierig sein, den besten Platz zu finden. Die Schulen legen daher verschiedene Zeiten für ihre Ausflüge fest und wählen ihren Picknickort vorher aus. 


In den 1990er Jahren erlebte Nordkorea eine schwere Hungersnot. Wegen des Zerfalls des ehemaligen Ostblocks und einer Reihe von Naturkatastrophen kämpfte das Land zudem mit einer extremen Energieknappheit und anderen wirtschaftlichen Problemen. Die Menschen fällten Bäume in den Bergen, um Brennholz zu sammeln und Platz für den Ackerbau zu schaffen. Das hatte zur Folge, dass der Waldbestand schrumpfte und die Bodenerosion zunahm. Für die Schulen war es zudem immer schwieriger, einen schönen Ausflugsort zu finden. Einige Schulen schickten Schüler aus den höheren Klassen in die Berge, um einen guten Picknickplatz zu finden. Die Schüler haben immer wieder neue Ideen, um Spaß dabei zu haben. Zum Beginn eines Ausflugs steht meistens eine Sportveranstaltung oder ein Spiel an. Das Tauziehen ist eine beliebte Aktivität. Es ist so populär, dass die zentrale nordkoreanische Fernsehstation über spezielle Tipps berichtet, um das Spiel zu gewinnen. Andere Spiele sind das Lehrer-Tragen oder das Flaschenrennen, bei dem vorsichtig eine Flasche getragen werden muss, die an einer kurzen Schnur hängt, die wiederum um ein Gewicht in der Flasche geschlungen ist. Nach der Hälfte des Wegs dreht man sich um, um ins Ziel zu gelangen. Sie müssen sich langsam bewegen, da die Flasche zerbrechen kann, wenn das Gewicht zu sehr in Schwingung gerät. Der beste Teil des Ausflugs ist jedoch die Schatzsuche:


Eine Schatzsuche ist ohne Zweifel der Höhepunkt des Picknicks. Die Schüler müssen Papierschnitzel finden, die in den Büschen oder unter Bäumen verborgen sind. Auf dem Papier befinden sich Instruktionen, wie etwa: “Bringe deinen Mathe-Lehrer zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Platz”. Eine Aufgabe könnte lauten, dass die Schüler eine bestimmte Blume an einem bestimmten Ort finden sollen. Wenn die Schüler die Aufgabe meistern, erhalten sie einen Preis. Heutzutage bekommen sie schon ein Geschenk, wenn sie die Papierschnitzel finden. 


Früher war die Schatzsuche oder Schnitzeljagd auch in Südkorea sehr beliebt. Die Schüler suchten in Felsritzen oder zwischen Ästen, um die Papierschnitzel zu finden, die die Lehrer versteckt hatten. Die gleiche Freude herrscht bei den Spielen auch heute noch unter den Schülern in Nordkorea. Wenn das Spiel oder eine Runde vorbei ist, gibt es dann ein Mittagessen.


Eine weitere Attraktion des Schulpicknicks ist es, zusammen das verpackte Mittagessen mit den Freunden zu teilen. Eltern von wohlhabenden Familien geben mehrere Kilogramm Reiskuchen mit, so dass alle Klassenkameraden etwas davon haben. Die Schüler bringen je nach dem Lebensstandard neben Reiskuchen weißen Reis oder Maisreis für das Mittagessen. Diejenigen von reicheren Familien bringen zudem seltenere Nahrungsmittel wie Eier und Fleisch, während die Schüler von ärmeren Familien lediglich Kartoffeln mitbringen. Das ist traurig, doch einige Schüler brachten Reis mit klebrigem Mais und und gaben vor, dass das weißer Reis ist, weil klebriger Mais weißlich ist. Doch machten sich die Mitschüler, die wussten, dass das nicht weißer Reis ist, lustig über sie. 


Zum Ausflug bringen die Schüler Essen mit, das vorher verpackt wurde, um es mit den anderen Schülern oder Lehrern zu teilen. Das Mittagessen ist gewöhnlich ein aufregendes Ereignis, doch zeigen sich dabei auch die unterschiedlichen Lebensverhältnisse. Die Kinder von wohlhabenderen Familien haben in ihrem Lunchpaket weißen Reis, gekochte Eier und Fleisch. Einige bringen Reiskuchen. Weil Reis in Nordkorea knapp sein kann, gelten solche, die Reiskuchen essen können, als wohlhabend. In Südkorea ist Gimbap, oder koreanische Reisrolle in Seetang gewickelt, die populärste Ausflugsspeise. In Nordkorea deutet Gimbab genauso wie Reiskuchen auf den Wohlstand der Familie hin:


Um schmackhaftes Gimbap zu machen, muss der Reis gut gekocht sein. Der Reis sollte dick und klebrig sein. Zuerst müssen Gurken und Möhren in lange Streifen geschnitten werden. Der gekochte Reis wird mit Salz gewürzt, bevor er kalt wird. 


Da der Handel zwischen Nordkorea und China in diesen Tagen wieder zunimmt, zeigt das nordkoreanische Fernsehen, wie Gimbap zubereitet wird. Bis in die 90er Jahre galt Gimbap als Delikatesse, die in Lunchpaketen von Kindern enthalten ist, die aus pro-nordkoreanischen Gemeinden in Japan kamen. Heute bringen Kinder aus wohlhabenden Familien in Nordkorea Gimbap mit. Kinder aus ärmeren Verhältnissen müssen sich mit Maisreis oder Kartoffeln begnügen. Die Unterschiede zeigen sich auch an den Essenspaketen für die Lehrer:


Eltern, die einen hohen Lebensstandard haben, geben ihren Kindern sogar eine Nachtisch wie etwa Früchte für das Essenspaket der Lehrer mit. Einige Eltern, denen es nicht so gut geht, bereiten ebenfalls ein Picknickpaket für die Lehrer vor, weil sie damit zeigen, wie redlich sie sind. Die Lehrer können also mehrere Lunchpakete erhalten. Natürlich gibt es Schüler, die sich keine Lunchbox für die Lehrer erlauben können. Wenn sie auf das Mittagessen blicken, können die Lehrer die Lebensverhältnisse der Schüler erahnen. Einige Pakete sind sehr gut, andere nicht so gut. Einige Lehrer essen zunächst die Letzteren. 


In Nordkorea gilt die Zubereitung eines Essenspakets für die Lehrer als Zeichen der emotionalen Verbindung zwischen den Menschen. Heutzutage können es sich die meisten Eltern dank der privaten Märkte, oder Jangmadang, erlauben, ein gutes Picknickpaket für ihre Kinder mitzugeben. Nach dem Essen gibt es oft eine Art Talentshow: 


Nach dem Mittagessen nehmen die Schüler an einem Talentwettbewerb teil, sie singen, tanzen, spielen Instrumente oder rezitieren Gedichte. Auch wird oft ein Redewettkampf abgehalten. Ich denke, dass viele nordkoreanische Schüler K-Pop mögen. Doch wenn sie ein südkoreanisches Lied öffentlich vortragen, bekommen sie großen Ärger. Sie singen also eher Lieder, die sie in den Schulen lernen, darunter Stücke, die den Machthaber glorifizieren. Die Talentshow und die Sportveranstaltung finden mogens oder nachmittags statt. 


Südkoreanische Schüler tragen bei solchen Wettbewerben oft Lieder oder Tänze vor, die im Trend liegen. Aber auch die nordkoreanischen Schüler haben bei solchen Talentwettbewerben großen Spaß. Diejenigen, die für Stimmung sorgen, sind in der Regel sehr beliebt:


Die Nordkoreaner gehören bestimmten Gruppen an, politische Gruppen eingeschlossen. Schüler machen dabei keine Ausnahme. Sie sind Mitglied verschiedener Gruppen, und jede Gruppe hat ihren eigenen Anführer. Wenn einer der Anführer Leiter hervortritt und während des Schulpicknicks für gute Stimmung sorgt, sind sie unter den Schülern sofort beliebt. Bei den Sportwettkämpfen führen einige Schüler die Anfeuerungsgruppe an und tanzen oder klatschen. Auch sie sind populär. Um eine Anfeuerungsgruppe anzuführen, sollten sie eine gute Singstimme haben und gut tanzen können. 


Bei den Talentshows während der Schulausflüge unterhalten die guten Sänger und Tänzer die Zuschauer. Bei den Wettkämpfen verschiedener Gruppen gibt es immer wieder Schüler, die durch ihr Talent hervorstechen. Andere heben eher die Stimmung bei den sportlichen Wettbewerben. Sie alle sorgen dafür, dass die Schüler und Lehrer in Nordkorea gute Erinnerungen an die Ausflüge haben werden. An einem warmen Frühlingstag essen die Schüler ihr Lunchpaket im Freien und freuen sich darüber. In Nordkorea sind die Aktivitäten im Freien beschränkt, und es gibt nicht so viele Orte, an denen die Menschen sich frei geben können. Der Schulausflug ist daher eine willkommene Abwechslung für die Schüler, bei dem sie fast den gesamten Tag mit den Klassenkameraden die mitgebrachten Speisen teilen und Spaß haben können. 

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