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Nordkorea

Koch- und Ess-Shows in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-05-24

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News

Koch- und Ess-Shows sind in den vergangenen Jahren in Südkorea immer beliebter geworden. Ess-Videos, die Personen zeigen, während sie enorme Mengen von Speisen verzehren, werden “Mukbang” - eine Kombination der koreanischen Wörter für “essen” und “Sendung” - genannt. Der Ausdruck ist inzwischen im Oxford-Englisch-Wörterbuch verzeichnet. Kochvideos heißen “Cookbang”. Neuere Kunstwörter, die mit Kochen und Essen verbunden werden, lauten “Yoseknam”, was soviel heißt wie “sexy Mann, der gerne kocht”, sowie “Cheftainer”, das aus dem englischen Wort für Koch, “Chef”, und “Entertainer” gebildet wird. Mukbang und Cookbang-Shows werden nicht nur im Netz, sondern auch auf Kabelsendern und allgemeinen Programmkanälen gezeigt. Im benachbarten Nordkorea sind vor allem Kochwettbewerbe beliebt, die an nationalen Feiertagen und zu anderen Gelegenheiten ausgestrahlt werden. Sie erhalten breiten Raum im Programm der zentralen Fernsehstation. Eine Kochveranstaltung vom April 2018, die am Tag der Sonne, dem Geburtstag des Republikgründers Kim Il-sung organisiert wurde, präsentierte teure Essen wie etwa Truthahn- und Hummerspeisen. Die Sendung darüber stellte verschiedene Lebensmittel vor, darunter ein neuartiges Gemüse mit der Bezeichnung “Danbaekcho”, das das Land erfolgreich kultiviert hat. Machthaber Kim Jong-un hat selber das Gemüse hervorgehoben. Kochwettbewerbe in Nordkorea dienen als Ort, um bestimmte Zutaten und kulinarische Standards zu fördern. Das hat auch mit der staatlichen Politik zu tun. Zum Thema sagt Jeon Young-seon vom Institut für Geisteswissenschaft und Vereinigung an der Konkuk-Universität in Südkorea: 


In der Regel nehmen Restaurants an Kochwettbewerben mit dem Zweck teil, Rezepte mit neuen Produkten zu entwickeln und zu verbreiten, die im Einklang mit der Landwirtschaftspolitik stehen. Der Landkreis Taehongdan zum Beispiel richtet einen Kochwettbewerb rund um Kartoffelspeisen aus, da die Region große Mengen an Kartoffeln produziert. In Regionen, in denen Strauße und Kaninchen aufgezogen werden, gibt es Wettbewerbe für Strauß- und Kaninchenfleisch. Das bedeutet, wenn neue Zutaten als Ergebnis einer Politikänderung auftauchen, gibt es entsprechende Kochwettbewerbe, um die Restaurants zu motivieren, neue Ideen dafür zu entwickeln, wie diese Speisebestandteile gebraucht werden. Wenn einige Lebensmittel besonders hervorstechen, standardisiert die Regierung die Rezepte und verteilt sie an die Restaurants. 


Es gibt auch Kochshows in Nordkorea. Die zentrale Fernsehstation strahlt ein Programm mit dem Titel “Gesunder Menschenverstand beim Kochen” aus. Das Programm hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Vor zwei Jahren zeigte es, wie man Onban zubereitet, was ein Eintopf aus Reis und Suppe ist. Ein Koch bereitete die Speise vor, während ein Moderator oder eine Moderatorin in vorher aufgezeichneten Texten alle Stufen von den Zutaten bis zur Kochmethode erläuterte. Das Programm über dieselbe Speise hat sich komplett geändert. Der Koch und der Gastgeber der Sendung unterhalten sich jetzt darüber in gelassener Atmosphäre. Der Moderator übernimmt auch das Kochen. In einem anderen Fall wird ein Zuschauer in die Show eingeladen, um zusammen mit dem Koch zu kochen. Die nordkoreanischen Kochprogramme entwickeln sich weiter: 


Früher waren die Koch-Programme eher langweilig, und der Hintergrund war routiniert. Wenn Zutaten erklärt wurden, gab es dazu auf dem Bildschirm nur Untertitel. Doch jetzt sind die Sendungen dynamischer geworden. Der Gastgeber und der Koch sprechen über Rezepte an einem ungewöhnlichen Ort, wie zum Beispiel einem Café. Der Koch lässt den Moderator kochen und offenbart dann die Fehler, die dieser dabei macht. Die Koch-Shows wirken natürlicher und lockerer, so dass die Zuschauer dem Ganzen einfacher folgen können. Eine weitere Veränderung ist, dass die Menschen in den Shows meistens ausgefallene Kleidung tragen. Früher erschienen die Köche mit simpler und einfarbiger Mütze. Jetzt wählen einige Köche gemusterte Mützen aus. Zuvor ging es hauptsächlich darum, wie man eine Speise richtig zubereitet. Jetzt probiert der Koch die Speise und gibt Kommentare von sich, um die Zuschauer besser anzusprechen. 


Auch das Format der Kochprogramme hat sich erweitert. So redet etwa der Koch des Restaurants Kyonghung Unhasu zunächst mit seiner Frau und Tochter über die Zutaten für Yakbab, einer koreanischen Speise mit süßem Reis, getrockneten Früchten und Nüssen. Die Szenen wechseln dann zum Kochprogramm. In einer anderen Show fragt sich eine Hausfrau, wie das Essen in einer Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses zubereitet wird. Nachdem sie befragt wurde, erscheint der zuständige Koch, um sie darin zu unterrichten, wie man dicke Udon-Nudeln kocht. Beobachter sagen, dass die Koch-Shows auch die sozialen Veränderungen in Nordkorea widerspiegeln: 


Das Konzept der Nahrungsmittel hat sich gewandelt. Nach den extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den 1990er Jahren, als man von der Periode des mühsamen Marschs sprach, wurden Nahrungsmittel als etwas gesehen, das nötig ist, um zu überleben. Doch heute können die Restaurants Gewinne verbuchen, wenn sie entsprechende Geschäfte machen, und bekannte Köche haben direkt mit dem Verkauf zu tun. Kimchi-Fabriken und Fabriken für die Verarbeitung von Meerestieren wurden in verschiedenen Regionen errichtet. Durch Kochszenen, die wohlschmeckende Speisen zeigen, die auf Meerestieren beruhen, können Koch-Shows zum Anstieg des Umsatzes mit Nahrungsmitteln beitragen und einen positiven wirtschaftlichen Effekt erzeugen. Die Nordkoreaner denken im Gegensatz zu früher ein bisschen flexibler über Nahrungsmittel, und sie nehmen sie von einem kulturellen Standpunkt wahr. 


Nordkoreas Fernsehen stellt oft bekanntere Restaurants vor und zeigt, wie die gleiche Speise in jeder Gaststätte unterschiedlich zubereitet wird:

 

Das hat mit der “zivilisierten sozialistischen Nation” zu tun, für die das Regime von Kim Jong-un wirbt. Im Einklang mit der staatlichen Politik, kulturelle Einrichtungen von Weltklasse für die eigene Bevölkerung zu bieten, sind zahlreiche Essstraßen und Restaurants entstanden. Die neuen Einrichtungen sollen die Menschen direkt ansprechen. Nordkorea benutzt bekannte Gaststätte auch als touristische Ressource. Das Land schuf zuletzt ein Essensdorf, in dem Besucher verschiedene Speisen konsumieren können, traditionelles koreanisches Essen, chinesische Küche und japanisches Sushi an einem Ort inklusive. 


Auch Ess-Shows oder Mukbang sind in Nordkorea schon seit einer Weile verbreitet. Ein Video von 2015 zeigt eine Frau, die populäre Restaurants in Pjöngjang vorstellt, und damit öffentliche Aufmerksamkeit erzielte. In dem Video wird sie gezeigt, wie sie Spaghetti verzehrt. Auch verspeist sie Pizza mit Kimchi nach nordkoreanischer Art. Anfang dieses Jahres gingen Videos einer nordkoreanischen YouTuberin namens YuMi viral, die das alltägliche Leben in Pjöngjang zeigt. Auf ihrem Kanal isst sie Speiseeis vor einem Getränkeladen oder stellt Kaffee mit rotem Ginseng vor. Das Getränk enthält ähnlich wie der südkoreanische Instantkaffee Kaffeepulver, Zucker und Milchpulver. Die Mukbang-Videos in Nordkorea sollen zugleich das Bild der nordkoreanischen Regierung unter Ausländern zu verbessern: 


In Nordkorea ist es schwer vorstellbar, dass normale Bürger ihr Alltagsleben offen in den Medien zeigen, die auf ausländisches Publikum gerichtet sind. Indem ihr Leben mit Absicht offengelegt wird, scheint Nordkorea zu versuchen, sein nationales Image zu verbessern. Das heißt, das Land nutzt die YouTube-Kanäle so gut wie möglich, um den eigenen Bürgern zu zeigen, dass sie das Gleiche genießen können, was die Menschen in anderen Teilen der Welt verbrauchen. Durch die Mukbang-Videos auf YouTube versucht Nordkorea zu zeigen, dass Pjöngjang ein sicherer Ort ist, an dem man viele Dinge sehen und gut essen kann.  


Im März berichtete die pro-nordkoreanische Zeitung Chosun Sinbo, die in Japan erscheint, dass eine Koch-App des koreanischen Köcheverbands in Nordkorea sehr beliebt unter jungen Hausfrauen in dem Land sei. Die App hat verschiedene Bereiche, wie etwa “Hausgemachtes”, “Gesundheitsessen”, “Kimchi” oder “koreanische Pasten, Saucen und eingelegtes Gemüse”. Die App enthält auch Informationen über bekannte Restaurants in Nordkorea, darunter das Okryugwan und Chongryugwan, traditionelle koreanische Speisen und neue Lebensmittel. Auch werden Filme über Kochmethoden in Zusammenarbeit mit berühmten Kochs produziert:


Das Kim-Jong-un-Regime hat zahlreiche Artikel, darunter solche, die mit Kochen und Lebensmitteln zu tun haben, zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Nordkorea lenkte zuletzt große Aufmerksamkeit auf landwirtschaftliche Themen, die sich auf seine Politik zur Förderung regionaler Industrien beziehen. Zum Beispiel richtet es den Fokus auf verarbeitete Lebensmittel, die lokale Spezialitäten umfassen. Einige TV-Programme stellen Restaurants vor und zeigen Szenen mit Menschen, die regionale Speisen genießen. Solche Programme können den Tourismus und die regionale Writschaft fördern. Ich denke also, dass Nordkorea weiter ähnliche Shows produzieren wird. 


Im März wurde das KBS-Unterhaltungsprogramm “Die besten Rezepte der Stars im Fun-Staurant” zum Sieger in den Kategorien “Best Branded Program” und “Best Single Topic Series” des Wettbewerbs “The Taste Awards” in den USA gewählt. In dem Überlebenstrainingsprogramm treten südkoreanische Prominente auf, die ihre eigenen Rezepte vorstellen. Die besten Speisen, die durch eine Expertengruppe anerkannt sind, werden aktuell in Lebensmittelgeschäften angeboten. Es bleibt zu hoffen, dass eines Tages auch nordkoreanische Prominente in südkoreanischen Ess- und Koch-Shows auftreten werden. 

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