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Gesellschaft

Leiterin Choo Min-joo vom Musical „Wäsche“

2017-01-17

Leiterin Choo Min-joo vom Musical „Wäsche“
Das war eine Szene aus dem Musical „Wäsche“, in der die Hauptfigur Na-young Wäsche auf dem Dach aufhängt. Na-young ist von der Provinz Gangwon nach Seoul gezogen und das Wäschewaschen hilft ihr, sich von dem ermüdenden Leben in der Stadt reinzuwaschen. So singt sie in der Szene: „Ich mache die Wäsche, wodurch die Flecken von gestern entfernt, der Staub von heute abgeschüttelt und die Falten von morgen herausgebügelt werden.“

Das Musical „Wäsche“ ist im Seouler Viertel Daehangno auf der Bühne zu sehen. 2005 erstaufgeführt läuft es bereits seit 11 Jahren. Mit über 3.800 Auftritten ist es eines der am längsten gespielten Musicals in Korea.

Das Stück spielt in einem heruntergekommenen Stadtteil von Seoul und schildert den Alltag von Na-young, dem Gastarbeiter Solongo und ihren Nachbarn. Thematisiert werden unter anderem die Schwierigkeiten, mit denen Immigranten-Arbeiter konfrontiert sind, die Sorgen von nicht festangestellten Arbeitnehmern, die Liebessuche von Hee-jeongs Mutter und die Bemühungen der alten Vermieterin, ihre behinderte Tochter zu verstecken. In einer Zeit, in der die Menschen sich nach Mitgefühl sehnen, schafft dieses Musical, sein Publikum zu bewegen.

Frau 1: Ich habe das Stück sicher schon über zehnmal gesehen. Es bringt mich zum Lachen und zum Weinen. Am Ende rufen die Darsteller, was sie alles erreichen wollen. Das hat mich inspiriert, über meine eigenen Träume nachzudenken.

Frau 2: Seit März habe ich mir das Musical fast 25-mal angeschaut. Es gibt viele Momente zum Lachen, Mitfühlen und Weinen. Deshalb komme ich immer wieder. Das Stück erzählt von Leuten um mich herum und manchmal fühlt es sich wie meine eigene Lebensgeschichte an. Da kommen mir schon mal die Tränen hoch.


Themen des Musicals sind unter anderem die Suche nach Hoffnung inmitten von Verzweiflung, Freundschaft und menschliche Wärme unter den Nachbarn und das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft. Da diese Inhalte vor allem auch für Jugendliche relevant sind, wurde das Musical 2012 in Lehrwerke für die Mittel- und Oberstufe aufgenommen. Wegen des langanhaltenden Erfolgs sind viele Darsteller an einer Rolle in diesem Musical interessiert. Hier der Schauspieler Bae Doo-hoon, der die Rolle von Solongo übernimmt.

Seit acht oder neun Monaten gehöre ich nun zur Besetzung. Viele Schauspieler wollen eine Rolle in diesem Musical. Ich habe das Musical gesehen und wollte sofort mitspielen. Viele talentierte Darsteller standen schon auf dieser Bühne und nun bin ich hier. Besonders berührt hatte mich die warme Geschichte. Ich wollte die Rolle von Solongo spielen. Und ich bin glücklich, seinen Part übernehmen zu dürfen.

Frisch gewaschene Wäsche spendet Trost, indem Schmerzen von gestern und Probleme von heute weggewaschen werden. Seit nun mehr 11 Jahren tröstet das Musical sein Publikum, das des urbanen Lebens müde geworden ist. Angefangen hat jedoch alles 2003 mit der Leiterin Choo Min-joo.

Als ich zum ersten Mal nach Seoul kam, zog ich in eine Souterrain-Wohnung ein. Zum Wäscheaufhängen, stieg ich immer aufs Dach. Dort begrüßte mich eines Tages mein ausländischer Nachbar. Diese Begegnung hinterließ einen tiefen Eindruck und ich begann zu schreiben. Aber mir fehlten die Erfahrung und Emotionen, um die Geschichte fertig zu schreiben. Vor meinem Uni-Abschluss dann hatte ich das Gefühl, die Geschichte basierend auf meinem Alltag schreiben zu können. Ich dachte, das Musical bietet die besten Möglichkeiten, sich mit der Geschichte zu identifizieren. Und so begann ich, ein Drehbuch zu schreiben.

Die Geschichte über das einsame Leben einer Theaterstudentin in Seoul bildete die Grundlage für das Musical-Drehbuch, das die Abschlussarbeit von Choo werden sollte. Die Anfangsszene von „Wäsche“ beginnt mit dem Lied „Leben in Seoul“. Es erzählt von dem Alltag einer Seoulerin, die täglich in einen überfüllten Bus steigt, wegen hoher Mieten immer wieder umziehen muss sowie von ihrer ständigen Jobsuche. Nach ihrem Abschluss reichte Choo ihr Drehbuch bei sicher 100 Wettbewerben ein. 2005 wurde ihr Stück zu einem Musical-Festival, organisiert vom Nationaltheater, eingeladen.

Wir waren zwei Wochen lang auf der Bühne im Nationaltheater zu sehen, worauf unser Stück einen Preis gewann, was uns bekannt machte. Dadurch erhielten wir die Zusage für eine weitere Spielzeit von sechs Monaten. Wir konnten unser Glück kaum fassen und hofften das Beste für die sechs Monate. Doch trotz positiver Kritiken und Reaktionen des Publikums verkaufte das Stück nicht genug Karten, weshalb unsere Spielzeit auf drei Monate verkürzt wurde.

Obwohl das Musical für seine Inhalte gelobt wurde, konnte das Stück, das allgemeine Publikum nicht begeistern.

Produktionskosten und andere Ausgaben treiben die Musicaltickektpreise in die Höhe. Deshalb müssen Musicals dem Publikum das geben, was es will, nämlich eine gute Zeit. Als ich an meinem Stück arbeitete, habe ich nicht das Publikum berücksichtigt. Ich war zu sehr auf die Botschaft und Aufrichtigkeit meiner Geschichte fixiert. Dann erkannte ich aber, dass ich für das Publikum Spaßelemente einbauen muss, damit meine Botschaft besser aufgenommen werden kann.

Und so arbeitete Choo ihr Stück noch einmal um. Sie schuf viele Momente der Tränen, des Lachens und der Gefühle. Eine der wichtigsten Szenen, die neu dazukamen, zeigt Na-young, nachdem sie auf unfaire Weise ihre Arbeit im Buchladen verloren hat. Sie versinkt in tiefe Verzweiflung, doch ihre Vermieterin und Hee-jeongs Mutter trösten sie beim Wäschewaschen. So singen sie: „Wie die Wäsche dem Wind vertraut, müssen wir uns dem Wind anvertrauen. Wie der Wind mit der Zeit die Wäsche trocknet, so werden auch deine Tränen trocknen. Nur Mut!“ Seifenblasen schweben um die weinende Na-young, während um sie herum die Vermieterin und Hee-jeongs Mutter mit der Wäsche beschäftigt sind.

Ich wollte zeigen, wie sich Fremde durch die Wäsche näher kommen können. Ich wollte ein Gefühl der Zusammengehörigkeit ausdrücken. Wir kennen unsere Nachbarn nicht. Aber wir sehen ihre Wäsche auf der Leine hängen. So wissen wir, dass neben uns jemand lebt. Wir wissen auch, ob es ein Kind oder eine ältere Person ist. Wir sind ihnen nicht begegnet, aber ihre Wäsche kann uns eine Idee davon geben, wer um uns herum lebt.

Choo setzte auch Bühneneffekte ein. So sorgte sie unter anderem dafür, dass das Theater frisch und sauber riecht, um dem Publikum den Duft von frisch gewaschener Wäsche zu suggerieren.

Auf der Bühne ist ein Ventilator versteckt. Die Wäsche bewegt sich je nach Emotionen, die auf der Bühne dargestellt werden. Das Publikum weiß, dass der Wind die Wäsche trocknet. Ich wollte aber nicht nur den Wind zeigen, er sollte auch das Publikum bewegen. Deshalb zeigen wir vom Wind bewegte Wäsche, setzen Seifenwasser sowie den Duft von Waschmittel ein. Mit dem Licht, das auf die Wäsche scheint, wollten wir erreichen, dass sich das Publikum erfrischt fühlt.

2006 wurde das Musical erneut aufgeführt und die Resonanz war überwältigend.

Frau 1: Na-youngs Leben ist voller Unsicherheiten und in meinen 20ern ging es mir genauso. Die Erinnerung daran trieb mir Tränen in die Augen. Und die Beziehung zwischen der Vermieterin und ihrer behinderten Tochter ließ mich über meine eigene Haltung nachdenken.

Mann 2: Immer noch gibt es Menschen, die mit Problemen zu kämpfen haben, weil sie Zeitarbeiter oder Immigranten-Arbeiter sind. Obwohl das Stück in der Vergangenheit spielt, ist es immer noch aktuell. Besonders gefallen hat mir die Anfangsszene mit der Botschaft, dass man den Staub von heute abschüttelt, die Falten von morgen herausbügelt und neu anfängt. Traurigkeit wird mit der Wäsche weggewaschen.


Das Musical wechselte zu einer größeren Bühne, um dem wachsenden Publikum gerecht zu werden. 2010 wurde es für die Koreanischen Musical Awards nominiert. Das Stück wurde für bestes Drehbuch, beste Liedtexte und als bestes Musical ausgezeichnet. 2011 war das Musical „Wäsche“ auch in Japan zu sehen.

Die Koreanische Welle brachte viele ausländische Besucher nach Korea und mit ihnen viele Theaterenthusiasten. Sie sahen unser Stück und sprachen mit Theatervertretern darüber. Die besuchten Korea, um sich unser Musical anzuschauen. Am Ende unterzeichneten wir einen Vertrag mit einer Produktionsfirma.

In Japan wurde das Musical 5 Jahre lang aufgeführt. Der letzte Vorhang fiel im letzten Jahr. Diesen Sommer kommt „Wäsche“ mit einer gänzlich chinesischen Besetzung auf die Bühne. Seinen Erfolg hat das Musical vor allem der Leidenschaft und Ausdauer der charismatischen Leiterin Choo Min-joo zu verdanken. Das Musical „Wäsche“ ist Choos Lebensgeschichte.

Mein Leben ist auf der Bühne zu sehen. Das Stück ist mein Baby. Der Songwriter und ich haben es zusammen auf die Welt gebracht. Wir haben es aber nicht allein großgezogen. Viele haben daran mitgearbeitet. Ich möchte, dass die Leute denken: Das ist mein Leben. Auch unsere Darsteller denken, dass die Geschichte das reale Leben widerspiegelt und es um Leute von heute geht. Das ist sicher ein Mitgrund, warum sie alles auf der Bühne geben können.

Vor elf Jahren wurde das Musical „Wäsche“ erstaufgeführt. Seit damals hat sich nicht viel für die Immigranten-Arbeiter, die Zeitarbeiter oder die Bewohner heruntergekommener Viertel verändert. Doch immer noch sind wir darum bemüht, die Flecken von gestern zu entfernen, im Heute zu leben und nach der Hoffnung zu suchen, dass morgen alles besser wird. Choo Min-joo erzählt uns mit ihrer Geschichte, das Leben ist zwar ein Kampf, aber es gibt immer Hoffnung, um weiterzumachen.

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