Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Gesellschaft

Der Pianist Cho Jae-hyuck

2017-02-07

Der redegewandte Pianist Cho Jae-hyuck hielt am 19. Januar im Seoul Arts Center einen Vortrag über Mozarts Violinkonzert Nr. 4. Mit spontanen Klaviereinlagen und geistreichem Gespräch zog er sein Publikum in den Bann. Viele denken, klassische Musik sei schwer zu verstehen und lediglich den Künstlern vorbehalten. Doch dank Chos Vorträgen über klassische Musik sind vielen Koreanern Namen wie Rachmaninoff, Mozart und Paganini geläufig.

Frau 1: Es war fantastisch. Ich hätte am liebsten sofort Klavierunterricht. Sein Klavierspiel drückte so viele Emotionen aus.

Frau 2: Cho erklärte, dass der zweite Satz einen romantischen und der dritte Satz einen arabischen Klang hätte. So konnte ich die Musik viel besser verstehen. Er ist eloquent, sieht gut aus und ist sehr talentiert.

Mann 2: Cho Jae-hyuck spricht über die Musik so, dass man sie versteht. Seine Begeisterung steckt einfach an.

Frau 3: Ich war bereits auf einigen Konzerten mit Musikerklärungen. Aber Cho Jae-hyuck war neu für mich. Sein Vortrag war romantisch und er ist ein interessanter Pianist. Er sprach über Rachmaninoff und das hat mir die Musik näher gebracht.


Als Cho im Seoul Arts Center vor sein Publikum trat, lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Kein Wunder, schließlich gab es gute Neuigkeiten.

Ich hörte, dass der Saal ausverkauft sei. Die positive Resonanz auf meinen Vortrag war überwältigend. Besonders glücklich machte mich, dass die Leute mich verstanden und sich angesprochen fühlten von dem, worüber ich sprach.



Cho begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen. Über die nächsten vier Jahrzehnte erkannte er, dass es ohne ein Publikum keine Musiker geben kann. Deshalb freuen ihn die Treffen mit Fans und Liebhabern klassischer Musik. Er gilt als genialer Pianist und wird wegen seiner leicht verständlichen Vorträge über die klassische Musik oftmals als Botschafter der Klassik bezeichnet.

Seine Musikkarriere begann in Chuncheon in der Provinz Gangwon. Bereits im Kindergarten liebte Cho das Klavier und das Singen mit Klavierbegleitung. Seine Erzieher erkannten schnell sein musisches Talent und schlugen deshalb vor, dass er Klavierunterricht erhält.

Die Direktorin vom Kindergarten leitete auch eine Klavierschule in meinem Viertel. Sie sprach mit meinen Eltern, damit ich Klavierunterricht bekam. Mein Vater war nicht überzeugt, aber meine Mutter umso mehr. Und so fing alles an. Ich kann mich sogar noch an meine ersten Klaviernoten erinnern. Es waren die Übungsstücke von Beyer.

In der Mittelstufe aber wollte Chos Vater, dass der Junge mit dem Klavierspiel aufhört.

Ich wollte meinen Klavierunterricht nicht aufgeben und darüber stritten mein Vater und ich uns sehr oft. Dann gewann ich in einem Klavierwettbewerb den ersten Platz. Die Jury bat meine Eltern aufzustehen und man applaudierte ihnen. Mein Vater war darüber ganz erstaunt und da dachte er, dass ich vielleicht doch musikalisch begabt sei.

Dieser Moment sollte ein Wendepunkt in Chos Leben werden. Die Auszeichnung war ein entscheidender Faktor dafür, dass Cho sich dem klassischen Klavier verschrieb. Er gewann weitere Wettbewerbe und wurde an der renommierten Seoul Arts High School angenommen. Dann ging er nach New York und besuchte dort das Vorcollege-Programm für die Manhattan School of Music.

Nach sechs Monaten im Vorcollege-Programm spielte ich Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 3. Mein Lehrer sagte mir, ich solle mir in den Sommerferien die Noten anschauen und im September an einem Wettbewerb teilnehmen. Später erfuhr ich, dass bis dahin in der Geschichte vom MSM Precollege kein Schüler sich an dieses Stück gewagt hatte. Damals empfand ich es als nicht sehr schwierig. Weil ich mir das Stück so früh angeeignet hatte, fühlte sich dieses Konzert wie ein Stück von mir selbst an.

Von Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 3 sagt man, es verkörpere Technik und Talent des Komponisten. Es sei so schwierig, dass man es nicht spielen könne, ohne verrückt zu werden. Doch Cho Jae-hyuck bewältigte dieses Stück mit nur 16 Jahren. Cho erhielt ein Stipendium für die Julliard School und gab sein professionelles Debüt in der Carnegie Hall als Gewinner der Pro Piano New York Recital Series Auditions.

Das Vorspiel fand im Vortragssaal statt. Die Bühne war mit einem Teppich ausgelegt und mit einem Vorhang abgetrennt, um Diskriminierung aufgrund Geschlecht und Rasse zu vermeiden. Es war ein einzigartiges Probespiel. Die Teilnehmer wurden nur nach ihrem musikalischen Können beurteilt. Aber ich war sehr unzufrieden mit meinem Vorspiel. Ich ging nach Hause und schwor mir, noch fleißiger zu üben. Dann erhielt ich einen Anruf und man gratulierte mir, dass ich die Proben gewonnen hätte. Ich dachte, es handelt es sich um einen Telefonstreich.

Nach seinem Debüt in der Carnegie Halle strotzte Cho nur so vor Selbstbewusstsein. Er glaubte, seine Karriere als klassischer Pianist würde jetzt abheben. Doch es kam anders als er dachte.

Ende 20 zweifelte ich an meiner Karriere. Bei Wettbewerben schnitt ich schlecht ab und ich kam nicht einmal über die erste Runde hinaus. Der Grund war, dass ich mich nur auf die Technik konzentrierte und nicht weiter darüber nachdachte, warum ich Klavier spiele. Da meine Bemühungen nicht die Ergebnisse brachten, die ich wollte, fragte ich mich, ob ich weitermachen sollte. Am Ende gab ich das Klavierspiel auf.

Statt Musik beschloss Cho Jura zu studieren. Das Studium gefiel ihm und er genoss seine klavierfreie Zeit. Doch eines Tages erkannte er, dass Jura nicht das Richtige für ihn war.

Nach einer Weile plagten mich Despressionen. Ich dachte über den Grund nach und erkannte, dass ich mich zu lange von der Musik ferngehalten hatte. In der Vergangenheit spielte ich Klavier, um Wettbewerbe zu gewinnen und damit andere mich mögen. Doch jetzt wollte ich Klavier für mich und um der Musik selbst willen spielen.

Nach seiner Rückkehr zur Musik fand er wahre Freude und Glück im Klavierspiel. Sogar Wettbewerbe sah er nun mit anderen Augen. Statt zu versuchen, Preise zu gewinnen, betrachtete er die Wettbewerbe als Solokonzerte. Der erste Wettbewerb nach seiner Ruhezeit war das Monte Carlo Piano Masters Competition of Monaco.

Nur Gewinner anderer Klavierwettbewerbe konnten sich bewerben. Und nur wer das Video-Probespiel bestand, durfte bei dem Live-Probespiel dabei sein. Ich bekam einen Anruf und man sagte mir, ich sei der einzige Pianist von New York, der die Video-Proben bestanden hätte. Und sie fragten mich, wo ich das Live-Probespiel geben wolle. Ich weiß nicht warum, aber ich sagte, sie sollen mich in meiner Wohnung besuchen. Und so besuchten mich 15 Jurymitglieder.

Cho gab in seiner engen New Yorker Wohnung sein Probespiel. Das Klavier, auf dem er spielte, steht heute in seinem Übungsraum.

Auf diesem Klavier habe ich sehr lange gespielt. Eines der Stücke für das Probespiel war der erste Satz von Chopins Klaviersonate Nr. 3. Das Stück ist wunderschön, absolute Romantik.

Er gewann den zweiten Platz in Monaco. Es war der letzte Wettbewerb seiner Karriere und für Cho ein unvergessliches Erlebnis.

Dieser Wettbewerb unterschied sich zu allen anderen davor. Ich sollte für die letzte Runde einen Smoking tragen, da auch das Publikum in Abendgarderobe erscheinen würde. In der Mitte des Wettbewerbs traf dann Fürst Albert von Monaco ein. Nie zuvor hatte ich so viel Glamour gesehen

Cho spielte auf dem Wettbewerb ohne jede Angst. Ihm war nur wichtig, dem Publikum seinen eigenen Stil zu präsentieren, mit gutem Ergebnis. Nach seinem letzten Wettbewerb trat Cho in 20 verschiedenen Ländern auf. Vor vier Jahren kehrte er schließlich nach Korea zurück. Dort begann er auf KBS FM1 ein wöchentliches Radiosegment für klassische Musik zu moderieren. Cho beschloss, die ernste Fassade eines klassischen Musikers abzulegen, und bemühte sich, die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Es war nicht leicht, live im Radio Klavier zu spielen und über verschiedene Klavierstücke zu sprechen. Doch sechs Jahre Moderation halfen ihm, sich als Künstler weiterzuentwickeln.

Ein Pianist macht Musik, um einerseits seine künstlerische Visionen zu realisieren. Andererseits will er aber auch eine musikalische Verbindung zum Publikum schaffen. Für mich stellte die Radiosendung einen weiteren Weg dar, um für mein Publikum zu spielen. Wenn meine Beiträge nicht akkurat waren, erhielt ich sofort Feedback von meinen Hörern, die mich korrigierten. Ich begann Musik in einem anderen Licht zu sehen und entdeckte neue Seiten an ihr, während ich mich für die Sendung vorbereitete.

Cho Jae-hyuck plant nichts Spezielles für die Zukunft. Stattdessen möchte er sich auf jeden Moment im Jetzt konzentrieren. Er will für all diejenigen, die daran interessiert sind, Musik machen, egal wo und egal wann. Sein Traum ist es, ein Pianist zu werden, der seine Liebe zu Musik mit allen teilt.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >