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Reise

Seochon

2019-09-28

Hörerecke

ⓒ KBS

Letzte Woche waren wir in Bukchon, im nördlichen Dorf, heute geht es nach Seochon, ins westliche Dorf, am Fuße des Berges Inwangsan gelegen. Hier erwarten uns die nostalgisch anmutende Atmosphäre in den Vierteln Tongin-dong und Ogin-dong, der idyllische Pfad unterhalb des Berges Inwangsan und ein interessantes kleines Museum über den Dichter Yun Dongju.


Wir fahren mit U-Bahn-Linie 3 zur Station Gyeongbokgung, nehmen Ausgang 2, gehen über die Kreuzung und begeben uns dort in das Viertel Tongin-dong mit seinen kleinen Gassen. Da sich das Viertel in der Nähe des Blauen Hauses, also des Regierungssitzes befindet, dürfen nicht nicht einfach große Hochhäuser hingesetzt werden und so finden sich hier kleine Läden, Friseurgeschäfte, Café- und Teestuben, wie vor ein paar Jahrzehnten. Es herrscht eine Atmosphäre, wie man sie in der sich rasch wandelnden Metropole Seoul kaum noch findet. Wenn hier durch die Gassen geht, kann man sich gut vorstellen, dass hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele bedeutende Künstler gelebt haben, so die Dichter Yun Dongju und Yisang und die Maler Lee Jungseob und Bak Nosu.
 
 Wir durchqueren das Viertel Ogin-dong, gehen die Gasse den Hügel hinauf bis ganz ans Ende und stehen nun unmittelbar vor dem Berg Inwangsan. Dieser Berg ist besonders berühmt durch das beeindruckende Gemälde des Joseon-Malers Gyeomjae Jeongseon aus dem Jahr 1751, auf dem der Inwangsan, mit seinen 338 Metern eigentlich ja gar nicht einmal besonders hoch, aus einem Wolkenmeer herausragt und wie ein gewaltiges Gebirge wirkt. 


Bis zum Jahr 2010 standen an dieser Stelle noch alte Appartmentwohnblocks aus den 1960er Jahren. Diese sind mittlerweile abgerissen und an ihrer Stelle wurde die Gebirgsschlucht, die sich dort ursprünglich befand, wieder freigelegt. Ein kleiner Bach plätschert hier ins Tal herab und über eine Steinbrücke, die den Namen Giringyo trägt und aus einem einzigen behauenen Felsbrocken besteht, gelangt man durch den Kiefernwald hindurch weiter bergaufwärts. Nach kurzer Zeit kommt man auf den Inwangsan Skyway, eine Autostraße, die sich um die Bergflanke herum immer weiter nach oben schlängelt und weiter zum Cheong-un Gongwon, zum Blaue-Wolken-Park führt. Hier fährt nur ab und zu mal ein Auto vorbei und man kann dem Vogelgezwitscher oder dem Wind in den Kiefern lauschen. 


Wenn man den Park betritt und an einem Pavillon vorbeigeht gelangt man auf den „Hügel des Dichters Yun Dongju“. Yun Dong-ju lebte von 1917 bis 1945, war lange in diesem Viertel zu Hause und ist heute als Dichter des Widerstandes der späten japanischen Besatzungszeit und insbesondere für seine posthum 1948 veröffentlichte Gedichtsammlung „Der Himmel und der Wind und die Sterne und die Poesie“ bekannt. Hier oben im Park befindet das Kulturhaus, ein Gebäude, das teils aus Bestandteilen eines alten Pumpspeichers und eines alten Wassertanks gebaut ist und in dem man in drei Ausstellungsräumen etwas über Leben und Werk des Dichters erfahren kann. Im vorderen Raum finden sich zahlreiche Fotos, Dichtbände und alte Manuskripte. Die beiden anderen Ausstellungsräume symbolisieren einen Brunnen. Der erste gleicht einem offenen Brunnen und erinnert an Yuns berühmtes Gedicht „Selbstbildnis“. In diesem Gedicht kommt das lyrische Ich an einem Brunnen vorbei, wirft mehrfach einen Blick hinein, erblickt sein eigenes Spiegelbild, einen unreifen Jungen, und empfindet erst Abscheu, dann Mitleid. Und während er weggeht, wird ihm klar, dass er sich nach dem unreifen Jungen, der er einst war, sehnt. Der zweite Raum entspricht einem geschlossenen Brunnen. Hierbei handelt es sich um einen Filmvorführraum, in dem man etwas über das Leben des Dichters erfährt und der in seiner dunklen beengenden Atmosphäre an die Gefängniskammer in Fukuoka erinnert, in der der Dichter seinen Kampf für die Freiheit schließlich mit dem Leben bezahlte. 


Und wenn man nach dem Museumsbesuch wieder ins Freie tritt, den blauen Himmel über sich, den weiten Blick über die Stadt vor sich, den schützenden Berg hinter sich, mag man vielleicht eine gewisse Dankbarkeit empfinden.


Das war unser Ausflugstipp für heute. In einer Woche starten wir die nächste Tour und würden uns freuen, wenn Sie wieder mitkommen. Tschüs und bis dann sagt Jan Dirks.

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