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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Die Wälder in Nordkorea

2019-04-04

© YONHAP News

Am 5. April ist in Südkorea Tag des Baumes. Während des Korea-Kriegs Anfang der 50er Jahre wurde auf der koreanischen Halbinsel ein Großteil der Wälder vernichtet. Dank jahrzehntelanger Aufforstung sind die Berge im Süden wieder weitgehend bewaldet. Wie sieht es aber in Nordkorea aus? Zum Thema sagt die aus Nordkorea geflüchtete Kang Mi-jin, die heute für die Internetzeitung Daily NK in Seoul arbeitet:


Nordkorea hat seinen eigenen Tag des Baums, der auf den 2. März fällt. Kinder und Erwachsene pflanzen an diesem Tag im ganzen Land Bäume. Davor entscheiden die lokalen Forstbehörden, wie viele Bäume in ihrer Region gepflanzt und wie viele Menschen dafür mobilisiert werden. Danach werden die Setzlinge an die Regionen verteilt. Auch die früheren Machthaber Kim Il-sung und Kim Jong-il pflanzten Bäume aus diesem Anlass. Es ist also selbstverständlich, dass sich alle Bürger beteiligen. 


Der Zeitpunkt des Tags des Baums wurde 1999 vom 6. April auf den 2. März verlegt, um diesen Tag im Jahr 1946 ins Gedächtnis zu rufen, als Kim Il-sung den Moran-Hügel in Pjöngjang bestieg, um seine Aufforstungspläne zu präsentieren. Im März dieses Jahres seien 2,8 Millionen Bäume gepflanzt worden, berichtete die offizielle nordkoreanische Zeitung Rodong Sinmun. Kang: 


In den Kultivierungszentren für Setzlinge unter den regionalen Waldverwaltungsbüros werden junge Bäume herangezogen, um sie zu verteilen. Sie wählen Bäume aus, die in den jeweiligen Regionen am besten wachsen. In der nördlichen Bergregion der Provinz Ryanggang zum Beispiel werden Lärchen und Fichten gepflanzt. Koreanische Pappeln wachsen in einigen Gebieten, wo ihre Überlebensrate 98 Prozent erreicht. Die Bewohner sehen Pappeln als sehr nützlich an. Doch viele Nordkoreaner bevorzugen das Pflanzen von Lärchen, weil diese Bäume Gewinn bringen. 


Trotz der Baumpflanzkampagnen des Ministeriums für Land und Umweltschutz sind die Berge in Nordkorea noch immer kahl. Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Südkorea betrug das Waldgebiet in Nordkorea früher 8,99 Millionen Hektar, 73 Prozent des ganzen Landes waren mit Bäumen bepflanzt. Doch die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft schätzt heute, dass sich Nordkoreas Waldfläche 1990 auf 8,2 Millionen Hektar und 2015 auf 5 Millionen Hektar verringert hat. Der Rückgang der Waldfläche lässt sich hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Probleme zurückführen:


Vor der Zeit des mühsamen Marsches, wie die Dürrezeit und die Hungersnot Mitte der 90er Jahre genannt werden, waren die Schulen in Nordkorea von dichten Wäldern umgeben. Ich erinnere mich, dass mein Dorf bewaldet war. Doch wegen der weit verbreiteten illegalen Abholzung Mitte der 90er Jahre und Anfang der 2000er wurden aus den Waldflächen kahle Landschaften. Nachdem mein Mann gestorben war, musste ich Holz schneiden, um meine Familie ernähren zu können. Ich sammelte Holz, das auf drei Traktoren verladen wurde. Diese Menge war nötig, um meine Familie ein Jahr lang zu unterstützen. Das Holz wurde auch für die Schulen und Unternehmen genutzt. Da immer mehr Haushalte Bäume in den Bergen und auf den Hügeln fällten, wurden viele Stellen des Landes schnell kahl. 


Viele Nordkoreaner auf dem Land fällten Bäume, um sich Brennstoff zu verschaffen oder mehr Ackerland zu haben. Mehr als acht Millionen Menschen leben von der Landwirtschaft, was bedeutet, dass auch der Bedarf an Agrarfläche groß ist. Die Waldvernichtung machte das Land verwundbar für große Schäden durch Überflutungen, Dürren und Erdrutsche. Um die Situation zu verbessern, rief der derzeitige nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un seit seinem Antritt Ende 2011 mehrfach zu Wiederaufforstungskampagnen auf: 


Unter Kim Jong-un betont Nordkorea, wie wichtig die Wiederherstellung der Wälder ist. In vielen Gebieten wurden Bäume im Abstand von zehn Metern von den Straßen gepflanzt. Äcker in Hanglagen wurden für die Baumbepflanzung freigemacht. Früher existierten nur Colleges für das Forstwesen in ländlichen Gegenden wie der Provinz Ryanggang. Ich selber studierte an einem solchen lokalen College. Doch 2017 öffnete Nordkorea ein Institut für Forstwissenschaft an der renommierten Kim-Il-sung-Universität.


In seiner Neujahrsansprache von 2015 wies Kim Jong-un die Behörden an, innerhalb der nächsten zehn Jahre alle Berge wieder zu begrünen. Bis 2022 soll dem Plan zufolge die Wiederaufforstung im Mittelpunkt stehen. Die Wiederherstellung der Waldbestände ist auch Teil der innerkoreanischen Zusammenarbeit. Nach dem bilateralen Gipfeltreffen im April des vergangenen Jahres war es das erste geplante gemeinsame Projekt, die kahlen Berge im Norden mit Bäumen zu bepflanzen. Auch beim Gipfeltreffen im September einigten sich beide Seiten auf die Zusammenarbeit bei der Wiederaufforstung:


Ich glaube, dass die jungen Apfelbäume aus Südkorea kommen, obwohl die nordkoreanische Regierung das niemals bestätigt hat. Südkorea untersuchte möglicherweise, welche Arten von Bäumen für die nordkoreanische Erde passen, bevor es Setzlinge geliefert hat. Wenn die gemeinsamen Programme gut vorankommen, könnte Nordkorea seine Wälder rascher wiederherstellen als wenn es alleine daran arbeitet.

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