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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Die Spielkultur in Nordkorea

2019-10-17

© KBS

Südkoreas Spieleindustrie rangiert bei den Exporten sogenannter kultureller Inhalte des Landes an erster Stelle. Auf Online-Spiele entfielen im vergangenen Jahr 67 Prozent aller Exporte in diesem Bereich. Das machte einen Wert von 9,5 Milliarden Dollar aus. Südkorea ist vor allem bekannt für seine Videospiele-Wettbewerbe, auch E-Sports genannt. Bei den Asienspielen 2018 in Indonesien war E-Sports sogar Demonstrationssport. Wie sieht es mit der Spielkultur in Nordkorea aus, das seine eigene IT-Industrie entwickeln will? Zum Thema sagt Kang Mi-jin, die aus Nordkorea stammt und heute bei der Internet-Zeitung Daily NK in Südkorea arbeitet:


Anfang bis Mitte der 2000er Jahre waren es vor allem Kinder wohlhabender Familien in Nordkorea, die sich Spiele leisten konnten. Anfang 2010 wurden in Spielhallen verschiedene Spiele installiert, um Schüler anzuziehen. Spiele sind seit 2014 dank der steigenden Zahl von Handy-Nutzern weiter verbreitet. Auf Spieleanwendungen entfielen ein Drittel der Apps, die heruntergeladen werden konnten. 


Die erste Spielesoftware erschien in Nordkorea Ende der 90er Jahre, als Computer verteilt wurden. Die Spiele, die von Nordkorea entwickelt wurden, waren hauptsächlich von historischen Themen, wie die japanische Invasion in Korea Ende des 16. Jahrhunderts, sowie klassischen Büchern, wie die “Geschichte von  Hong Gil-dong”, inspiriert. Auch die Schüler und Studenten in Nordkorea nutzen heute die Bluetooth-Funktion ihrer Smartphones, um Onlinespiele zu spielen. Es wird davon ausgegangen, dass die Nordkoreaner an Hunderten von Spielen herankommen, die über das auf das Land beschränkte Intranet per Bezahlfunktion zugänglich sind: 


Nordkoreanische Schüler freuen sich an verschiedene Spielen, wenn sie lokale Videospiel-Hallen besuchen, oder das Notetel benutzen, einen in China hergestellten mobilen Medienplayer. Die Spielhallen gibt es in den größeren Städten wie Pjöngjang, und Spielkonsolen werden seit Ende der 2000er Jahre auch auf den privaten Märkten, oder Jangmadang, angeboten. Doch die meisten benutzen ihr Smartphone. 


Nordkoreanische Tennager mögen vor allem Kampfspiele, bei dem ein Joystick benutzt wird, der mit einem DVD-Gerät oder einem Notebook verbunden ist. Computerspiele und DVDs werden seit den 2000er Jahren aus China nach Nordkorea gebracht: 


Nordkorea sagt immer, dass es sich globalisieren und internationale Standards einhalten will. Zahlreiche Nordkoreaner, die China besucht oder Verwandte in Südkorea haben, sehen, dass die Menschen in diesen beiden Ländern Spiele auf dem Smartphone spielen. Das könnte Nordkorea bewogen haben, seine eigenen Spiele zu entwickeln. Die südkoreanische Popkultur, auch als Hallyu bekannt, leistete ihren Beitrag zur Popularität von Online-Spielen in Nordkorea. Die Nordkoreaner könnten indirekt die Spielekultur in Südkorea erleben, wenn sie südkoreanische TV-Serien oder Filme verfolgen. Früher galt selbst das Kartenspielen als illegal in Nordkorea. Doch heute ist es normal, dass die Menschen Spiele auf ihre Handys herunterladen. Die Menschen können über die Spiele miteinander kommunizieren. 


Die Beliebtheit südkoreanischer Filme wie auch die Einführung der Spielkultur aus China sind wichtige Faktoren für die Verbreitung der Online-Spiele in Nordkorea. Aber auch die Politik zur Förderung der IT-Bildung spielt dabei eine Rolle. Nordkorea wählt talentierte Studenten aus, um sie zu Software-Entwicklern zu machen. Das Land hat auch seine eigenen Smartphones, Tablet-PCs und Spielesoftware entwickelt:


Ein dreidimensionales Spiel, das den tradionellen Kampfsport zeigt, ist in Nordkorea extrem populär. Das Spiel “Der Junge-General” ist ein Ableger einer beliebten Trickfilmserie mit dem selben Titel. Durch Wettkämpfe in dem Spiel, bei dem es um das alte Goguryeo-Reich geht, können die Spieler Kampfgeist zeigen und zugleich etwas über die Geschichte und die Kultur lernen. 


Ein weiteres Computerspiel mit 3D-Technologie ist ein Fußball-Simulator namens “Soccer Fierce Battle”, das die Technik des modernen Fußballs darstellt. Nordkorea hat das Spiel, das auch das Bild des portugiesischen Spielers Cristiano Ronaldo und anderer Fußballstars zeigt, vor kurzem eingeführt. Das Spiel scheint der bekannten “FIFA”-Videoreihe nachgeahmt worden zu sein: 


Nordkorea hat seine eigene Version der Wii-Homevideo-Konsole von Nintendo entwickelt. Wie Wii ist das nordkoreanische Spielegerät mit Namen “Moranbong” ein bewegungsbasiertes Videospielesystem. Nordkorea brachte zusätzlich verschiedene Spiele-Apps, die unter anderem Nationalflaggen, Hauptstädte und die Lage von Ländern zeigen, sowie Rätselspiele und Fragen zu Sprichwörtern und Liedtiteln heraus. 


Nordkoreas Spieleindustrie befindet sich noch in der Anfangsphase, doch dank der Verbreitung von Smartphones erleben Computerspiele in dem abgeschotteten Land einen Boom.

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