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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Nordkoreas Luftfahrtindustrie

2020-02-20

© YONHAP News

Der Ausbruch der neuen Coronavirus-Infektion wirkt sich spürbar auf die internationale Flugbranche aus. Die Entwicklung lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Luftfahrtindustrie in Nordkorea. Zum Thema sagt die Reporterin Kang Mi-jin von der Online-Zeitung Daily NK in Seoul: 


Air Koryo ist die einzige kommerzielle Fluggesellschaft Nordkoreas. Zur Flotte von 64 Flugzeugen gehören 29 hauptsächliche und 35 sekundäre Modelle, die zumeist aus Russland stammen. Die Geschichte der zivilen Luftfahrt in Nordkorea begann am 10. Dezember 1946, als ein zentrales Komitee für den Flugzeugbau gegründet wurde. Im Dezember 1953 unterzeichnete Nordkorea ein Abkommen mit der Sowjetunion über ein Luffahrt-Joint Venture, um den ersten regulären internationalen Flugdienst zwischen Pjöngjang und Chita in Ostsibirien über die chinesische Stadt Shenyang aufzunehmen. Im Mai 1954 nahm Nordkorea seine erste reguläre einheimische Flugroute zwischen Pjöngjang und zwei größeren Städten im Norden, Hamheung und Chongjin, in Betrieb. Im September 1955 führte das Land Flugzeuge aus der Sowjetunion ein, um die koreanische Flugservice-Gesellschaft zu gründen. 


Air Koryo, die früher Chosun Air hieß, schloss sich 1996 dem Internationalen Luftverkehrsverband an. Sie bekam den Airline-Code JS zugewiesen. Air Koryo fliegt nach Peking, Shanghai und Macau in China sowie Wladiwostok in Russland. Die Förderung des Tourismus ist eine der wenigen Möglichkeiten Nordkoreas, Devisen einzunehmen. Air Koryo fliegt in der Mehrzahl chinesische Städte an, obwohl Nordkorea zuletzt die Flüge nach und aus China und Russland wegen des Ausbruchs der Coronavirus-Infektion ausgesetzt hat. Im Inland ist es nordkoreanischen Staatsbürgern auf dem Papier seit 2014 erlaubt, Flüge zu buchen: 


Normalbürger können sich keine Flüge leisten, da Flugzeugreisen ein kompliziertes Verfahren erfordern und Tickets extrem teuer sind. Menschen, die ein Flugzeug nutzen wollen, müssen sich erst ein Reisezertifikat besorgen und sich bei lokalen Behörden um eine Zulassungsnummer bewerben. In diesem Vorgehen sind Schmiergelder nötig. Hochrangige Funktionäre können ohne Bestechung auf einfache Weise eine Zulassungsnummer erhalten, doch das ist nicht der Fall für die allgemeine Bevölkerung. 


Zusätzlich zu Hamheung und Chongjin gibt es gelegentlich auch Flüge von Pjöngjang nach Hyesan und Samjiyon. Als Nordkorea den Inlandsflugbetrieb 2014 aufnahm, kostete ein Ticket für den Flug zwischen Pjöngjang und Samjiyon 92 Dollar. Der Preis lag um das 250-Fache über dem monatlichen Durchschnittslohn von 0,3 Dollar: 


Air Koryo hat den Ruf als weltweit schlechteste Fluglinie. Sie ist von Sanktionen durch viele Länder betroffen, darunter die USA. Grund dafür ist, dass sie Arbeiter ins Ausland transportiert, Geld von nordkoreanischen Diplomaten anliefert sowie Wafftenteile befördert und sogar mit Nordkoreas Atomwaffenentwicklung zu tun hat. Air Koryo hat zwischen 2012 und 2016 bloß einen Stern von Skytrax bekommen, einer in Großbritannien angesiedelten Verkehrsrating-Agentur. Das bedeutet, dass sie extrem schlecht bei der Sicherheit abschnitt. 


Air Koryos veraltete Flotte steht am untersten Ende der Rangliste internationaler Fluggesellschaften, was die Sicherheit, Flugmahlzeiten und den Kundenservice betrifft. Air Koryo gilt auch als Unternehmen, das verdeckt als Fluggesellschaft arbeitet, um Nordkoreas geheimdienstliche Aktivitäten im Ausland zu fördern. 2016 setzte das US-Finanzministerium 16 Flugzeuge von Air Koryo auf seine Sanktionsliste wegen der Verbindungen zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und des Arbeiterexports. Als der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un, Kim Jong-nam, 2017 in Kuala Lumpur Opfer eines Mordanschlags wurde, nannte die malaysische Polizei einen Mitarbeiter von Air Koryo als einen der Verdächtigen. Air Koryo flog früher etwa zehn Städte in sechs Ländern an, darunter auch Thailand, Pakistan und Kuwait. Doch nach dem Skandal wurde die Zahl der Flüge reduziert. Doch Nordkoreas Flugbranche könnte sich ändern: 


Der frühere Machthaber Kim Jong-Il reiste niemals mit dem Flugzeug, sondern immer nur mit dem Zug. Sein Sohn Kim Jong-un dagegen ist für seine Vorliebe für Flugzeuge bekannt. Ausländische Medien tauften Kim Jong-uns Privatjet “Air Force Un”, in Anlehnung an die US-Präsidentenmaschine Air Force One. 


Kims Privatjet “Chammae-1” ist eine veränderte Version des Modells Ilyushin-62M sowjetischer Bauart. Er hat eine Höchstgeschwindigkeit von 900 Kilometern pro Stunde und kann bis zu 200 Passagiere befördern. Im vergangenen November flog Kim damit in die Küstenregion Wonsan-Kalma, um einer Luftwaffenübung beizuwohnen: 


Nordkorea hat den Internationalen Flughafen Sunan in Pjöngjang modernisiert. Auch führte es neue Flugzeuge ein. Diese Maßnahmen haben den Zweck, mehr Touristen anzulocken. Der Flughafen Wonsan Kalma an der Ostküste ist zum zweigrößten internationalen Flughafen des Landes ausgebaut worden. Ein neuer Terminal wurde 2015 eröffnet. Seit 2016 entwickelt Nordkorea die Region um den Sunan-Flughafen zu einem Tor zur Hauptstadt. Ich denke, die Luftfahrtindustrie des Landes könnte sich in Zukunft deutlich entwickeln.

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