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Blick auf Nordkorea

Feiertage in Nordkorea

2020-10-01

ⓒ Getty Images Bank

In Südkorea haben am Mittwoch die jährlichen Chuseok-Feiertage begonnen. Sie gehen bis zum Sonntag. Das eigentliche Chuseok- oder Erntedankfest wird am Donnerstag gefeiert. In Nordkorea können die Menschen keinen längeren Chuseok-Urlaub genießen. Es gibt dort einen Tag frei. Wie begehen die Nordkoreaner allgemein die Feiertage? Dazu sagt Bong Young-shik vom Yonsei-Institut für Nordkorea-Studien:  


Die erste Art von Feiertagen umfasst Tage nationaler Feierlichkeiten, die die Entwicklung des Landes betonen sollen, wie etwa der Geburtstag des Staatsgründers Kim Il-sung am 15. April, der Geburtstag des früheren Machthabers Kim Jong-il am 16. Februar und der Tag der Befreiung von japanischer Kolonialherrschaft am 15. August. Auch der Gründungstag der Republik am 9. September, der Gründungstag der Arbeiterpartei am 10. Oktober sowie der Verfassungstag am 27. Dezember gehören dazu. Zweitens, Nordkorea begeht besondere wirtschaftliche und soziale Ereignisse, den Tag der Unabhängigkeitsbewegung am 1. März, der lokale Industrietag am 7. Juni und der Ausbruch des Korea-Kriegs, den Nordkorea “Befreiungstag des Vaterlandes” nennt, am 25. Juni eingeschlossen. Drittens, Tage von internationaler Bedeutung werden begangen, wie der Tag der Arbeit am 1. Mai, der Welt-Frauentag am 8. März, der internationale Tag des Kindes am 1. Juni sowie der Tag der blockfreien Bewegung am 1. September. Und zuletzt gibt es traditionelle Feiertage wie das Mondneujahr oder Seollal, Hansik, Dano und Chuseok. 


Manche Feiertage folgen einer sozialistischen Tradition. Während in Südkorea Seollal und Chuseok die wichtigsten traditionellen Feiertage sind, haben sie in Nordkorea eine andere Bedeutung: 


Nordkorea hat nach der Anweisung des früheren Machthabers Kim Il-sung in den 1960er Jahren keine traditionellen Feiertage mehr begangen. Begründet wurde das damit, dass die Reste des Feudalismus beseitigt werden müssten. Doch die Politik wurde mit dem Ende des Kalten Kriegs in den 80er Jahren gelockert. Die nordkoreanische Regierung belebte 1988 Chuseok und 1989 den Mondneujahrstag und Dano neu.


Doch die Nordkoreaner konnten die wieder eingeführten Feiertage wegen der allgmeinen Nahrungsmittelknappheit und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht richtig genießen. Während die Südkoreaner die Feiertage nutzen, um ihre Heimatorte zu besuchen, ist das in Nordkorea nicht der Fall:


Nordkoreas Eisenbahnsystem wurde seit der Befreiung von japanischer Kolonialherrschaft 1945 nicht mehr modernisiert. Mehr als 90 Prozent der Schienenstrecken sind eingleisig, und die Züge fahren so langsam wie Fahrräder. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Not dazu führte, dass zahlreiche Riten an den traditionellen Feiertagen, besonders seit der Periode des mühsamen Marsches Mitte bis Ende der 90er Jahre, verschwunden sind. Dazu gehören auch Geldgeschenke für die Kinder, nachdem sie ihre zeremoniellen Verbeugungen vor den Älteren gemacht haben, sowie die Verteilung wohlschmeckender Speisen unter den Angehörigen. Doch die Menschen nehmen an einigen staatlichen Verstanstaltungen, wie Besuchen an den Grabstellen von Patrioten, teil. 


Die Geburtstage der früheren Machthaber gelten als die wichtigsten Feiertage: 


Im Jahr 1997, drei Jahre nach dem Tod von Kim Il-sung, führte Kim Jong-il den Juche-Kalender ein und bestimmte den Geburtstag seines Vaters als Tag der Sonne. Der Geburtstag Kim Jong-ils am 16. Februar wird Tag des leuchtenden Sterns oder Kwangmyongsong genannt. Nordkoreas Satelliten wurden so benannt, um die Errungenschaften Kim Jong-ils zu feiern. Die Geburtstage von Kim Il-sung und Kim Jong-il sind seit 1974 beziehungsweise 1982 die größten Feiertage des Landes. 


In der Zeit zwischen den beiden wichtigsten Feiertagen findet in der Regel eine Reihe von Gedenkveranstaltungen statt, darunter kulturelle Aufführungen, Sportwettbewerbe, Foren und Ausstellungen. Die Nordkoreaner haben jeweils wegen der Feiertage zwei Tage frei. Sie erhalten dann Sonderrationen wie Fleisch, Alkohol, Tabak und Kekse. Doch die Atmosphäre hat sich mit der Zeit gewandelt: 


Um die Geburtstage der beiden früheren Machthaber finden landesweit verschiedene kulturelle Veranstalungen einschließlich einer Blumenaustellung, die nach Kim Il-sung benannt ist, eines internationalen Marathons, Ausstellungen für Industriekunst und eines Feuerwerks statt. Wettwerbe in Sportarten wie Fußball, Volleyball und Leichtathletik werden in jeder Region durchgeführt. Manchmal erhalten die Sieger als Preis einen Bullen – wie die Sieger traditioneller koreanischer Wettkämpfe in den alten Tagen. Doch die Zahl der Sportwettbewerbe hat sich wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage verringert. Auch die Menge und Qualität der Preise ging zurück oder wurde schlechter.

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