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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Umziehen in Nordkorea

2021-06-03

Als ich 17 Jahre alt war, verließ ich meinen Heimatort und lebte in einem Wohnheim. Bis dahin hatte ich niemanden in meinem Dorf gesehen, der an einen anderen Ort gezogen ist. Nach der Ankunft in Südkorea sah ich, dass die Bürger sehr oft umziehen. Vor den extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Nordkorea in den 1990er Jahren lebten die Menschen vor allem in einem Haus, in dem sie auch geboren wurden und gestorben sind. Das heißt, nur sehr wenige Menschen zogen um. Mein Vater lebte anfangs in Pjöngjang. Doch nach dem Studium erhielt er einen Posten in der Provinz Nord-Hamgyong, und er lebte dort bis zu seinem Tod. Er zog also nur einmal um. Als ich heiratete, zog ich in die Wohnung meines Mannes. Danach zog ich in Nordkorea nicht mehr um, bis ich nach Südkorea kam.


Das erzählt Kim Young Hui, die im Neuen Wirtschaftszentrum für die koreanische Halbinsel bei der Korea Development Bank forscht. In einem Bericht von 2019 über die Wohnbedingungen in Südkorea hieß es, dass die Bürger durchschnittlich 7,7 Jahre in einer Wohnung lebten. Sie ziehen also alle sieben oder acht Jahre um. Wie steht es heute mit dem Umzug in Nordkorea? 


Nach dem nordkoreanischen Wohnungsgesetz wird die Wohung vom Staat bereitgestellt. Derjenige, der dem Haushalt vorsteht, sollte im Prinzip von seiner Arbeitsstelle oder seinem Unternehmen eine Wohnung bekommen. Der Staat gibt dem Unternehmen Geld und Land, um Wohnungen zu bauen. Nicht jeder Haushalt erhält eine Wohnung, weil Wohnungen knapp sind. In einigen Fällen leben drei Generationen in einer Wohnung. Die Nordkoreaner haben keine Bewegungsfreiheit. Sie ziehen nur um, wenn ihnen ein neuer Wohnort zugewiesen wird.


In Nordkorea ist es prinzipiell unmöglich, aus privaten Gründen in eine größere Wohnung zu ziehen: 


In Nordkorea befinden sich die Wohnungen im Besitz des Staats und nicht von Einzelnen. Doch haben sie das Recht, eine Wohnung dauerhaft zu nutzen. Wenn Menschen in einer Wohnung sterben, leben ihre Kinder und die Enkel darin. Doch haben sich nicht das Recht, sie zu verkaufen. Die Wohnungsgröße variiert. Wenn zum Beispiel einer Person eine 56-Quadratmeter-Wohnung zugeteilt wird, muss sie darin wohnen. Seit Mitte der 1990er Jahren wurde jedoch mit dem Recht auf Wohnungsgebrauch gehandelt, obwohl das illegal ist. Die Situation hat sich also geändert. Sie können jede Wohnung bekommen, egal wie groß, solange Sie Geld haben.


In Südkorea leben die Menschen gerne in Hochhauspartments, weil sie bequem sind und mit ihnen Geld zu machen ist. Wie leben die Nordkoreaner? 


Das kann unterschiedlich sein, das hängt von den Personen ab. Doch die Menschen in städtischen Gebieten bevorzugen ein Hochhausapartment, während die Menschen in den Dörfern in mehrstöckigen Gebäuden oder Einfamilienhäusern wohnen. Die nordkoreanischen Wohnungen bestehen oft nur aus der Grundstruktur, ohne Inneneinrichtung. Die Bewohner machen dann selbst Putzarbeiten oder bauen eine Küchenspüle ein. Hochhauswohnungen in Pjöngjang haben eine gute Inneneinrichtung, das ist jedoch nicht in den Provinzen der Fall. Die erste Etage wird im Gegensatz zu Südkorea nicht als gut gesehen, wegen der Einbruchsgefahr. Aber auch die oberen Etagen werden vermieden, weil sie sonst wegen eines Stromausfalls viele Treppen steigen müssen. Einige bestechen Beamte, um sich das Stockwerk zu sichern, auf dem sie wohnen wollen. Nachdem ihnen eine bestimmte Wohneinheit zugeteilt wird, erhalten die Leute ein Zertifikat, um sie zu nutzen und einzuziehen.


Wie sieht es mit Umzugsdiensten in Nordkorea aus? 


Bis in die 80er Jahre zogen die Nordkoreaner nur selten um. Wenn einem Mann gestattet wurde, an einen anderen Ort zu ziehen, etwa wegen einer Beförderung, wurden seine Dinge von einem Fahrzeug transportiert, das von seiner Firma bereitgestellt wurde, und die Nachbarn halfen beim Umzug. Nach der Wirtschaftskrise Mitte der 90er Jahre waren die Menschen weniger hilfreich. Sie dachten, dass sie bezahlt werden müssten, wenn sie beim Umziehen helfen. Der ganze Umzug kostete Geld, und es tauchten Umzugsfahrzeuge auf. Zusammen mit dem neuen Markt gab es es auch Arbeiter, die Sachen ein- und ausluden.


Halten die Menschen in Nordkorea wie in Südkorea ein Einzugsfest ab? 


Bevor man in Nordkorea umzieht, suchen die Menschen in dem Bezirk, in den man zieht, den Leiter einer Nachbarschaftseinheit auf, auch Inminban genannt, um ihn über den Umzug zu informieren. Am Umzugstag begrüßen der Imminban-Anführer und die Nachbarn die neuen Bewohner. Natürlich müssen sie sich anmelden. Nach dem Umzug bereiten sie Reiskuchen oder Klöße für eine Einzugsfeier zu. Einige Gäste überreichen dem Gastgeber ein Streichholz, weil traditionell geglaubt wird, dass Streichölzer böse Geister vertreiben. Heutzutage kaufen die Gäste Dinge auf dem Markt, wie etwa Geschirr.

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