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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Der Rundfunk in Nordkorea

2021-09-02

ⓒ Getty Images Bank

Nordkorea verschärft gegenwärtig seine ideologische Kontrolle über die Bürger. Dem sogenannten Weißbuch 2021 zu den Menschenrechten in Nordkorea zufolge, das das Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Südkorea herausgegeben hat, geht Pjöngjang verstärkt gegen die Verbreitung südkoreanischer Sendungen und Aufnahmen vor. Es soll damit verhindert werden, dass die innere Disziplin als Folge des zunehmenden Konsums fremder kultureller Inhalte weiter auseinander fällt. Wie sieht es mit Nordkoreas eigenen Rundfunkinhalten aus? Dazu sagt der Journalist Jang Yong-hun von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap:


Das Koreanische Zentralfernsehen und die Zentrale Rundfunkstation repräsentieren Nodkoreas Fernsehen und Radio. In Südkorea sind die Bewertungen der Hörer wichtig, sodass die Sender darauf fokussiert sind, spaßige und interessante Programme zu machen und nützliche Informationen zu liefern. Der Hauptzweck der nordkoreanischen Programme besteht in der Propaganda und der Agitation. Ihre Priorität ist es, die Öffentlichkeit über die politischen Richtlinien der Arbeiterpartei, des Machthabers und der Regierung zu informieren.


Das Fernsehen und die Radiostationen werden vom Zentralen Rundfunkkomitee kontrolliert. Nordkoreanische Sendungen haben sich zuletzt einer größeren Vielfalt von Themen zugewandt, darunter etwa Probleme zwischen Mann und Frau sowie das Leben normaler Einwohner. Trotzdem dominieren weiter die Propaganda-Elemente. Die Zentrale Rundfunkstation, die Nordkoreas Hauptradiostation ist, sendet 22 Stunden am Tag. Zu den TV-Sendern gehören das Ryongnamsan Fernsehen, das Athletik-Fernehen und die Zentrale Fernsehstation: 


Das Koreanische Zentralfernsehen ist der wichtigste Sender für die Öffentlichkeit. Er sendet wochentags zwischen 15 Uhr und 22 Uhr. Am 1., 11. und 21. jeden Monats startet das Programm interessanterweise um 9 Uhr. Diese Tage gelten als “Bauern-Feiertage”, wenn es Landwirten erlaubt ist, sich auszuruhen und Zeit vor dem Fernseher zu verbringen.


Die Koreanische Zentrale Nachrichtenagentur, kurz KCNA, sendet zuerst nordkoreanische Nachrichten für die Außenwelt. Sie veröffentlicht Erklärungen hochrangiger Funktionäre und der Partei und dient der Propaganda:


Die Zentrale Nachrichtenagentur liefert Fakten, die als Material für die Sender dienen. Das heißt, die Sender machen ihr Programm auf der Basis dessen, was die Nachrichtenagentur liefert. Es übersetzt die Nachrichten in verschiedene Fremdsprachen. In diesem Sinn kann man sie als Fenster für die Außenwelt beschreiben, um einen Blick auf das verschlossene nordkoreanische Regime zu bekommen. Die Agentur ist nicht wirklich für die Bewohner des Landes gedacht. Sie sendet eher interne Geschichten für das Ausland.


Nachrichtensprecher und Sprecherinnen sind in Nordkorea sehr populär. Sie werden unter Absolventen der Pjöngjanger Universität für Dramatische und Cinematische Künste oder unter Teilnehmern an jährlichen Sprachwettbewerben ausgewählt. Wenn es um Ansager in Nordkorea geht, denken Südkoreaner wohl zuerst an die Sprecherin Ri Chun-hee. Sie bringt wichtige Nachrichten aus Nordkorea, sie präsentierte etwa auch die Nachricht über den Tod des früheren Machthabers Kim Jong-il oder die Atomtests des Landes:


Der Stil der nordkoreanischen Sprecher hat sich unter dem jetzigen Machthaber Kim Jong-un geändert. Während Ri Chun-hee meistens traditionelle Kostüme in rosa und schwarz trug, kleiden sich die Sprecherinnen jetzt oft in modernen, westlichen Kleidungen. Die männlichen Ansager reden nicht mehr in einem ernsten, autoritären Ton. Verglichen zu früher sehen sie entspannter aus.


Kim Jong-un betonte seit seiner Machtübernahme die Wichtigkeit “internationaler Standards”. Entsprechend wurde auch High-Tech-Ausrüstung für die Sender eingeführt. Das Zentrale Fernsehen etwa wechselte Ende 2017 zum 16:9 Breitbildformat und hochauflösenden Sendungen:


Die Bildqualität hat sich bedeutend verbessert, die Sender nehmen in hochauflösenden Bildern auf. Früher war der Hintergrund der Studios einfach und monoton. Doch jetzt werden in den Programmen auch Computergrafiken genutzt, auch wenn das Niveau noch nicht so hoch ist. Auch werden wichtige Veranstaltungen wie etwa Militärparaden live gezeigt. Nordkorea greift jetzt zudem auf eine Vor-Ort-Berichterstattung zurück, wenn über Katastrophen berichtet wird.


Was unverändert bleibt, ist die Tatsache, dass Sendeprogramme als Propaganda-Medium genutzt werden: 


Grundsätzlich beginnen alle Nachrichtenprogramme mit Geschichten über Kim Jong-un. Es ist für Nordkorea aus wirtschaftlichen Gründen schwierig, Unterhaltungsshows oder gut gemachte TV-Serien zu produzieren. Das ist schade. Diese Probleme können im Weg stehen, um positive Veränderungen im nordkoreanischen Rundfunkwesen zu bewirken. In diesem Sinn könnten die Nordkoreaner vielfältigere Programme sehen, wenn Süd- und Nordkorea ihre Beziehungen verbessern würden und einen bilateralen Austausch im Bereich der Sender hätten. Durch dieses Vorhaben könnten beide Seiten viele Dinge miteinander teilen.

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