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Blick auf Nordkorea

Straßen in Nordkorea

2021-11-04

ⓒ KBS

Nordkoreas Straßengesetz besagt, dass Straßen das Gesicht eines Landes und der Schlüsselindikator für die wirtschaftliche Entwicklung und Zivilisation dieses Landes sind. Wie ist es also um die Straßen in Nordkorea wirklich bestellt?


Ahn Byung-min, Präsident des Korea Economic Cooperation Institute, berichtet uns über Straßen in Nordkorea.


In Nordkorea werden Straßen nur für den Nahverkehr genutzt und unterstützen die Eisenbahn. Der ehemalige Führer Kim Il-sung sagte einmal, Straßen hätten den Zweck, die Verkehrsprobleme abgelegener Bergregionen zu lösen und als Zufahrten fürs Ackerland zu dienen. Kurz gesagt, in Nordkorea gibt es kaum eine moderne, bequeme Straße.


In Nordkorea bilden die Eisenbahnen den größten Teil des Verkehrsnetzes, während Straßen eine untergeordnete Rolle spielen. Laut dem südkoreanischen Statistics Korea hatten nordkoreanische Straßen im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von 26.180 Kilometern, etwa 23 Prozent der 111.314 Kilometer in Südkorea.


Außer den Schnellstraßen sind im Norden weniger als 10 Prozent der Straßen asphaltiert. Die Straßen sind nicht ganz eben und haben viele Schlaglöcher. Es überrascht nicht, dass Fahrzeuge langsam fahren, nicht mehr als 50 Stundenkilometer. Auch die Maßnahmen zur Verkehrssicherheit sind unzureichend.


Nordkoreanische Straßen werden in sieben Klassen eingeteilt, von Autobahnen bis hin zu allgemeinen Straßen mit sechs verschiedenen Stufen. Ich habe viele nordkoreanische Straßen untersucht. Die Straßen der Stufe 1 sind alle ungepflastert. Es gibt weder Abflüsse noch Lampen. Wie in Südkorea in den 1970er Jahren, bevor die Straßen asphaltiert wurden. Straßen gehören zu den am wenigsten entwickelten Dingen in Nordkorea.


Nordkorea gab 1988 erstmals die Gesamtlänge seiner Straßen bekannt, als es ein Straßennetz von 75.500 Kilometern meldete. Nach südkoreanischen Maßstäben können davon jedoch nur 25.000 bis 30.000 Kilometer als Straßen bezeichnet werden. Auf den restlichen Kilometern können zwei Autos nicht nebeneinander fahren, da die Fahrbahn nur 3 Meter breit ist. Nordkorea zählt alle landwirtschaftlichen Wege zum Straßennetz dazu. Sie sind von sehr schlechter Qualität, insbesondere Tunnel und Brücken sind extrem anfällig für schwere Unwetter. Nach starken Regenfällen werden sie oft überflutet, Brücken werden vom Wasser weggetragen.


In Nordkorea gibt es sechs Fernstraßen. Ihre Gesamtlänge beträgt 660 Kilometer, etwa 14 Prozent der südkoreanischen Fernstraßen. Nordkoreas erste Autobahn ist die 1978 fertiggestellte Pjöngjang-Wonsan-Schnellstraße, eine 196 Kilometer lange, vierspurige Betonkonstruktion. Seitdem wurden nacheinander weitere Fernstraßen eröffnet, zuletzt im Jahr 2000 die sogenannte Straße der Heroischen Jugend.


Die Straße der Heroischen Jugend verbindet Pjöngjang mit der westlichen Hafenstadt Nampo. Zum Bau der 44 Kilometer langen, zehnspurigen Schnellstraße wurde eine massive Mobilisierungskampagne für Studenten, Büroangestellte und Arbeiter durchgeführt. Die Arbeitsbedingungen waren sehr hart, es wurde mit der Hand gearbeitet, fast ganz ohne Baumaschinen. Die Arbeiter erhielten Orden, je nachdem, wie viele Sandsäcke sie nähten. Ein Video mit Bauszenen zeigt junge Arbeiter, die aus Holzbrettern eine Gießform errichten, Zement hineingießen und Lieder singen, während sie darauf warten, dass der Zement trocknet. Ich bin mit einem Auto über diese Schnellstraße gefahren. Der Straßenzustand war ziemlich schlecht. Die rissige Straße entwässert nicht gut und das Auto begann bei etwa 60 Stundenkilometern zu vibrieren. Nordkorea ist sehr stolz auf diese Autobahn, aber sie ist tatsächlich in einem sehr schlechten Zustand.


Nordkoreas Straßengesetz verbietet es Bürgern, auf Autobahnen zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Laut Gesetz dürfen nur zugelassene Fahrzeuge auf ihnen fahren. Das bedeutet, nicht alle Autos können die Autobahnen benutzen.


Würde Nordkorea seine Autobahnen für den Güter- und Personentransport öffnen, könnten die Verkehrsprobleme viel besser gelöst werden. Aber der Fahrzeugbetrieb auf den Autobahnen wird streng kontrolliert. Sie dürfen nur von Militärfahrzeugen, Überlandbussen und Notfallwagen benutzt werden oder für die Beförderung ausländischer Touristen und einheimischer Besucher revolutionärer Gedenkstätten. Innerkoreanische Handelsgüter gelangen zum Beispiel per Schiff von Incheon nach Nampo. Die Lieferung von Nampo nach Pjöngjang würde über die Autobahn nur eineinhalb Stunden dauern. Aber in Wirklichkeit werden die Waren über eine andere Straße transportiert, auf der die Fahrzeuge nur 20 bis 30 Stundenkilometer fahren. Das ist lächerlich. Wenn Nordkorea mehr Waren für den innerkoreanischen Handel transportieren müsste, könnten die Straßenbeschränkungen aufgehoben werden.


Nordkorea erhebt seit 2018 Mautgebühren für die Schnellstraße Pjöngjang-Wonsan. Die Preise variieren je nach Fahrzeugtyp und Entfernung. Warum Nordkorea Mautgebühren für die Autobahn erhebt, ist nicht bekannt, es wird jedoch davon ausgegangen, dass das Land ein Straßenmodernisierungsprojekt im Auge hat.


Nordkorea hat 2018 auf der Pjöngjang-Wonsan-Autobahn in einer großen Aktion Mautstellen errichtet. Anscheinend kostet eine Hin- und Rückfahrt für ein Auto etwa 8 Euro. Nordkorea will ausländischen Investoren vermutlich demonstrieren, dass sie ihr angelegtes Geld zurückbekommen können.


Ursprünglich galt die Maut nur für ausländische Unternehmen. Aber nach einer Gesetzesänderung wird die Maut von allen Verkehrsteilnehmern erhoben. Mit der Einführung der Straßennutzungsgebühr will Nordkorea offenbar seine Straßeninfrastruktur erneuern und modernisieren.


Warten wir ab, wie Nordkoreas Straßenmodernisierungsprojekt die Gesellschaft verändern wird. In der nächsten Sendung lernen wir etwas über den Straßenverkehr Nordkoreas.

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