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Blick auf Nordkorea

Wie verbringen Schüler in Nordkorea ihre Ferien?

2019-07-18

© KBS

Für Tausende von Grundschülern in Südkorea haben die Sommerferien begonnen. Auch die Mittel- und Oberschüler haben 30 Tage frei. Wie verbringen die nordkoreanischen Schüler die Sommerferien? Zum Thema sagt Chung Eun-chan vom Institut für Wiedervereinigungserziehung in Südkorea: 


In Nordkorea gibt es keine feste Ferienzeit. Selbst die Schulrichtlinien legen nicht fest, wie lange die Ferien dauern. Diese beginnen, wenn die geforderten Klassen, Prüfungen und Arbeitseinheiten abgeschlossen sind. Grundschüler haben von Ende Juli an 35 bis 40 Tage frei. Dazu kommen 50 Tage Winterferien vom 20. Dezember bis Mitte Februar. Die Ferien für die Mittelschüler sind kürzer, weil diese oftmals zu Arbeitsaktionen oder politischen Veranstaltungen herangezogen werden. Normalerweise haben sie nur einen Monat frei im August, und ihre Winterpause dauert ebenfalls einen Monat im Januar oder Februar. 


Die Schüler in Pjöngjang werden etwa für das jährliche Arirang-Festival, eine Massengymnastik-Show, sowie für öffentliche Kundgebungen und Militärparaden mobilisiert. Sie müssen monatelang vor dem Start dieser Veranstaltungen üben. Auch leisten Schüler im Frühjahr und Herbst Arbeit auf dem Land. Von der fünften Klasse an dauern die Einsätze in einem Landwirtschaftsbetrieb mehr als einen Monat. Aus diesem Grund fällt an den Schulen der Unterricht teilweise aus: 


Während der Ferien säubern die Schüler in der Regel die Statuen der früheren Machthaber oder historische Stätten in ihrer jeweiligen Region. Wenn die Bürger für landesweite Arbeitskampagnen mobilisiert werden, wie etwa den 70-Tages- oder 200-Tages-Kampf, müssen die Schüler an Propagandaaktivitäten in Form von singenden Gruppen in den Straßen teilnehmen. Jüngere Schüler erhalten die Aufgabe, in den Sommerferien Grünpflanzen zu pflücken, während sie in den Winterferien Schrott oder Papiermüll einsammeln. Diese Aktivität wird Bungong genannt. Jeder Schüler oder Schülerin muss sein oder ihr eigenes Bungong verrichten. 


Unter dem sogenannten Kindesplan-System bringen die jungen Schüler den gesammelten Schrott oder das Altpapier zu Händlern und erhalten dafür einen Beleg, den sie ihrer Schule vorlegen müssen. Dieses System für Kinderarbeit wurde in den 1960er Jahren eingeführt, um die Armee zu unterstützen. Zudem müssen die Kinder während ihrer Ferien einmal die Woche in die Schule gehen, um über ihre Aktivitäten zu berichten und ihre Aufgaben zu erhalten. Es gibt aber auch freie Zeit:


Die Schüler gehen in den Ferien schwimmen oder erfreuen sich im Sommer an anderen Wasseraktivitäten. Seit den 2000er Jahren spielen die Schüler in den großen Städten vor allem Videospiele. Im Winter ist Schlittschuhlaufen eine beliebte Beschäftigung. Besonders auf dem Land lassen die Schüler gerne ihren Drachen steigen oder üben sich im traditionellen Federfußball, auch als Jegichagi bekannt. In Pjöngjang laufen viele Kinder Rollschuh.  


Darüber hinaus nehmen viele Schüler an Campingausflügen teil. Vor allem diejenigen, die als vorbildliche Schüler von Jugendgruppen ausgewählt wurden, gehen in den Ferien auf Zelttouren. Die Schüler können Ausflüge machen, die ihnen zu anderen Zeiten verboten sind:


Die Schüler können in ihren Ferien Ausflüge machen, solange ihre Eltern dabei sind. In Nordkorea brauchen die Menschen eine Reiseerlaubnis, wenn sie in andere Regionen, besonders nach Pjöngjang und in die Grenzgebiete wie etwa Kaesong, reisen wollen. In diesen Tagen ist es leichter, an diese Genehmigung zu kommen, indem man Schmiergelder verteilt. 


In ihrer freien Zeit können die Schüler zusammen mit ihren Eltern zum Beispiel Verwandte in anderen Regionen besuchen. Doch ohne Reisegenehmigung ist auch das nicht möglich. Kinder von ärmeren Familien suchen in den Ferien mit Vorliebe die Märkte auf, und sie helfen ihren Eltern, soweit sie auf dem Markt arbeiten. Einige Schüler müssen Geld verdienen, um zu überleben. Weil sie weniger Geld verdienen als die Erwachsenen, beschäftigen kleine private Unternehmen oft Heranwachsende:


Wie in Südkorea können die nordkoreanischen Schüler trotzdem den Ferienbeginn kaum abwarten. Sie gehen auch oft zu Singgruppen in den Schulen. Sie müssen natürlich an einigen Gruppenaktivitäten teilnehmen. Doch fühlen sie ein wenig Freiheit von den verpflichtenden Gruppenritualen, und sie verbringen die Freizeit mit ihren Freunden. Ohne Zweifel sind auch für sie die Ferien eine Zeit für Spaß und Freiheit, obwohl sie die Freiheit nur eingeschränkt genießen können.

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