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Blick auf Nordkorea

Die Bevölkerung Nordkoreas

2020-03-05

© KBS

Die Bevölkerung Südkoreas ist trotz der niedrigen Geburtenrate wegen der höheren Lebenserwartung der Menschen gewachsen. Doch die Zahl der Todesfälle begann nach Angaben von Statistics Korea im vergangenen November, die Zahl der Geburten zu übertreffen, was in diesem Jahr zu einem natürlichen demographischen Rückgang führen kann. Die Bevölkerungszahl lag 2018 bei 51,62 Millionen. Wie sieht es mit der Bevölkerungsentwicklung in Nordkorea aus? Dazu sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung:  


Laut einem Bericht von Statistics Korea in Südkorea lag Nordkoreas Einwohnerzahl 2018 bei 25,13 Millionen, etwa die Hälfte derjenigen Südkoreas. Nordkorea führte 1993 in Zusammenarbeit mit dem UN-Bevölkerungsfonds eine Volkzählung vor, die zuletzt 2008 wiederholt wurde. Auf Basis der Daten legte die südkoreanische Statistikbehörde 2010 eine Schätzung zum Bevölkerungswachstum Nordkoreas von 1993 bis 2055 vor. Die Einwohnerzahl in Nordkorea lag 2008 bei 23,93 Millionen, rund 49 Prozent derjenigen Südkoreas. Ein Jahrzehnt später ist dieses Verhältnis in etwa gleich geblieben. 


Es wird erwartet, dass Nordkoreas Bevölkerung abnimmt, da das Land ähnlich wie im Süden eine niedrige Geburtenrate hat. Südkoreas Gesamtfertilitätsrate lag 2019 bei 0,92 und damit um 0,06 niedriger als im Jahr davor. Das war zugleich der niedrigste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung 1970:


Nordkoreas Fertilitätsrate ging 2018 mit 1,9 auf das bisher niedrigste Niveau zurück. Viele Südkoreanerinnen wollen keine Kinder, und Nordkorea folgt einem ähnlichen Trend. Dieser Trend war im Norden Mitte der 1990er Jahre auffällig, als das Land wirtschaftlich stark schrumpfte. In Zeiten wirtschaftlicher Probleme spüren Frauen eine größere Last durch Geburten und Kinderpflege. Die sinkende Geburtenrate wird ein ernstes Problem darstellen, da sie einen Rückgang der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung bedeutet. 


Nordkorea setzte die Verteilung von Mitteln zur Geburtenkontrolle an die Bevölkerung aus. Im November 1993 verhängte es sogar ein Abtreibungsverbot. Als Teil der Politik zur Geburtenförderung versprach die Regierung den Frauen Mutterschaftsurlaub sowie zusätzliche Lebensmittelrationen. Falls die Frauen mehr Kinder kriegen, können sie den Titel einer Heldin erhalten: 


Während der Herrschaft des früheren Machthabers Kim Jong-il in den 1990er Jahren hielt Nordkorea die “Mütter-Versammlung” ab und verlieh den Titel “mütterliche Heldin” an Frauen mit sieben oder mehr Kindern. Der Zweck war natürlich, die Geburtenzahl zu steigern. Bei der dritten derartigen Versammlung 2016 hob der derzeitige Machthaber Kim Jong-un den Titel “mütterliche Heldin” erneut hervor. Nordkorea erweitert die staatlichen Rationen für Frauen, die ein drittes Kind haben, um weitere sechs Monate. Frauen mit vielen Kindern werden von der Arbeitsmobilisierung und einigen Gebühren ausgenommen, um ihre finanziellen Lasten zu reduzieren. 


Ein weiterer demographischer Trend in Nordkorea ist die alternde Gesellschaft. Ein alter Mann, der in Nordkorea 100 Jahre wird, erhält ein Geburtstagsfest im Namen des Machthabers. Doch während die nordkoreanische Bevölkerung schneller altert, fällt die Lebenserwartung im Vergleich zu Südkorea geringer aus:


Wenn viele Nordkoreaner länger leben, kann Kim Jong-un ein positives Image von seinem Land als das eines zivilisierten sozialistischen Staates demonstrieren. Laut Schätzungen des US-Volkszählungsbüros 2019 lag die durchschnittliche Lebenserwartung der Nordkoreaner bei 71, und damit 12 Jahre weniger als in Südkorea. Es scheint eine Kluft zu geben zwischen der Lebenserwartung, die die nordkoreanische Regierung verfolgt, und den aktuellen Zahlen. 


Hinzu kommt, dass in Nordkorea viele Menschen an Infektionskrankheiten sterben. Es wird angenommen, dass es 500 Tuberkulose-Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 2017 gab: 


Tuberkulose ist eines der größten Gesundheitsprobleme in Nordkorea. Es wird gewöhnlich angenommen, dass Tuberkulose-Patienten bei ausreichender Ernährung geheilt werden können. Die hohen Sterberaten in Nordkorea durch Infektionskrankheiten bedeuten, dass zahlreiche Bewohner an chronischer Unterernährung leiden und ein schwaches Immunsystem haben. Auch sind die Hygiene-Bedingungen nicht besonders gut, so dass sich Infektionen schnell verbreiten können. Das ist der Grund, warum das Land mit allen Mitteln versucht, die Einschleppung von Covid-19 zu verhindern. Falls sich das Virus jedoch im Land ausbreitet, könnte es für viele unterernährte Menschen wegen ihres schwachen Immunsystems tödlich enden.

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