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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Bibliotheken in Nordkorea (1)

2021-03-25

ⓒ Getty Images Bank

Nordkorea hält große Stücke auf seine Bibliotheken. Es betrachtet sie als wichtiges Mittel für die Festigung des sozialistischen Systems. Dazu sagt der südkoreanische Anwalt Oh Hyun-jong:


Vor der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 gab es im nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel nicht viele Bibliotheken. Während der Kolonialzeit standen dort sieben solcher Einrichtungen. Die größte unter ihnen war die Präfekturbibliothek in Pjöngjang, die 1928 geöffnet wurde. Bis 1937 hatte sie nach der Bibliothek in Seoul die zweitgrößte Büchersammlung auf der Halbinsel. Nach der Befreiung wurde sie in Pjöngjanger Stadtbibliothek umbenannt, und die Zahl der Bibliotheken im Norden erhöhte sich deutlich. Im März 1946 verkündete der frühere Staatschef Kim Il-sung eine 20-Punkte-Plattform unter dem Namen des vorläufigen Volkskomitees. Unter Punkt 17 wurde die aktive Entwicklung der nationalen Kultur, der Wissenschaft und Technologie gefordert. Die Zahl der Theater, Bibliotheken, Radiostatioinen und Kinos sollte erhöht werden. Das zeigte, dass Nordkorea entschlossen war, Bibliotheken als Staatsprojekt zu entwickeln. 


Es wird gesagt, das Kim Il-sung die Bibliotheken als idealen Ort sah, um die Einwohner des Landes über die Staatsideologie der Eigenständigkeit, oder Juche, zu belehren. Die nationale Zentralbibliothek, die Bibliothek der Wissenschaftsakademie und die im Oktober 1946 geöffnete Bibliothek der Kim Il-sung-Universität gelten als die repäsentativen Bibliotheken Nordkoreas. Die Pjöngjanger Stadtbibliothek wurde unbenannt in nationale Zentralbibliothek: 


Die Pjöngjanger Stadtbibliothek begann den Betrieb am 13. November 1945, sie wurde 1946 zur nationalen Zentralbibliothek reorganisiert. Damals hatte sie 35.000 Bücher. Bis 1950 erhöhte sich die Zahl auf 115.000. Während des Korea-Kriegs wurde die Bibliothek jedoch zerstört, und 60 Prozent der Bürcher waren verloren. Nach dem Krieg ordnete Kim Il-sung die Wiederherstellung der Bibliothek an, und sie wurde am 15. August 1954 wiedereröffnet. Immer mehr Menschen benutzten die Bibliothek, so dass auch Menschen außerhalb ihres Bereichs die Bücher lesen konnten. 


Die Zentralbibliothek wurde 1982 in das Große Studienhaus des Volkes umbenannt. Sie befindet sich in der Innenstadt von Pjöngjang, direkt am Kim Il-sung-Platz:


Das Große Studienhaus des Volkes öffnete am 1. April 1982, rechtzeitig zum 70. Geburtstag Kim Il-sungs. Bekannte einheimische Archtitekten beteiligten sich am Entwurf des Gebäudes. Das Abbild des Gebäudes ist auf der Rückseite des 5-Won-Geldschein zu sehen. Die Größe des Gebäudes entspricht seiner symbolischen Bedeutung. Sein mehrschichtiges Dach ist von 750.000 grünblauen Ziegeln bedeckt. Es wird gesagt, dass dabei die Harmonie mit dem blauen Himmel berücksichtigt wurde. Inspiriert durch den Krähenflug soll das Gebäude die Bewegung der Koreaner in Richtung Zukunft symbolisieren. 


Das Große Studienhaus des Volkes gilt heute auch als eine touristische Attraktion in Pjöngjang. Zu den Besuchern gehörten 2001 unter anderen der frühere chinesische Präsident Jiang Zemin und der frühere Google-Geschäftsführer Eric Schmidt. Es ist die größte Bibliothek auf der koreanischen Halbinsel: 


Mit einer Grundfläche von 100.000 Quadratmetern ist das zehnstöckige Gebäude 150 Meter breit und 64 Meter hoch. Es ist etwa dreimal so groß wie die Koreanische Nationalbibliothek in Seoul. Sie kann bis zu 30 Millionen Bücher beherbergen und täglich 12.000 Menschen aufnehmen. Menschen über 17 Jahre können mit einem Ausweis die Einrichtungen benutzen. Für diejenigen, die nach einem bestimmten Buch fragen, kann dieses über ein Förderbandsystem angeliefert werden. 


Die Bibliothek bietet eine Reihe von Bildungsprogrammen für die Bürger an: 


Es wird gesagt, dass 800 Bibliothekare und 200 Lektoren in der Bibliothek arbeiten. Sie geben Vorlesungen über Wissenschaft und Technologie sowie Fremdsprachen. Die Forscher oder Professoren befinden sich in den Beratungszimmern neben den Lesesälen. Durch die Verbindung mit den Computernetzen der Kim Il-sung-Universität, der zentralen Informationsbehörde für Wissenschaft und Technologie, von Forschungsinstituten und Unternehmen werden umfangreiche Informationen über Wissenschaft und Technologie angeboten. Viele Bibliotheken weltweit bieten Bildungs- und Kulturprogramme an. Auch die nordkoreanische Bibliothek hat Lesungen über eine Reihe verschiedener Themen zur Auswahl.

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