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Blick auf Nordkorea

Öffentlicher Sport in Nordkorea

2021-06-24

ⓒ Getty Images Bank

“Sport für alle” oder “Freizeitsport” in Südkorea werden in Nordkorea als “öffentlicher Sport” bezeichnet. Der Staat ermutigt die Menschen, Übungen zu machen. Die Bürger tun sich zu Zweier- oder Dreier-Gruppen zusammen, um sich körperlich zu betätigen, und die Beschäftigten eines Unternehmen machen zusammen Übungen. Diese Aktivitäten werden im Nordkorea “öffentlicher Sport” genannt.


Das sagt Heo Jeong-pil vom Institut für Nordkorea-Studien an der Dongguk-Universität in Seoul. Zum Thema sagt er weiter: 


In Südkorea werden Sportaktivitäten in professionellen Sport und Sport für alle unterteilt. Beim Sport für alle geht es darum, die Gesundheit zu fördern und die körperliche Fitness zu verbessern. Freizeitsportarten und körperliches Training in Schulen gehören in diese Kategorie. Das wird im Gesetz zur Förderung des nationalen Sports beschrieben. In Nordkorea wird Sport in verschiedene Arten kategorisiert: Sport für die nationale Verteidigung, für die Schule, die Elite und die Öffentlichkeit. Der öffentliche Sport hat nicht wirklich den Zweck, das Leben angehmer zu machen. Er wird eher vom Staat verwaltet.


Der allgemeine Sport in Nordkorea findet auf sehr beschränkte Weise statt. Laut einer Umfrage von 2020 über die Sportaktivitäten in Südkorea gaben 45 Prozent an, dass “die Erhaltung und Förderung der Gesundheit” der wichtigste Grund sei für Sportaktivitäten. Verbreitet sind wandern, Bodybuilding, Fußball, Yoga, Pilates, radfahren, schwimmen, Gymnastik, Golf und Billard: 


Die nordkoreanische Verfassung besagt, dass der Staat dafür sorgen soll, dass alle Bürger für die Arbeit und die nationale Verteidigung durch physisches Training gut vorbereitet sind. Paragraph 17 des Gesetzes über Körperkultur und Sport beschreibt den öffentlichen Sport als körperliche Aktivität, um die Fitness der Beschäftigten in Institutionen und Unternehmen zu verbessern. Die Sportaktivitäten werden vom Staat bestimmt, dazu gehören Morgenübungen und Gruppenlauf. Die Schüler müssen per Gesetz mindestens eine Sportart erlernen. Medien und einige YouTube-Kanäle in Nordkorea berichten, dass Pilates, reiten, Squash und Billard populär sind. Doch in Wirklichkeit gilt das nur für bestimmte Gruppen einschließlich der Ausländer. Videoaufzeichnungen, die heimlich von Ausländern gemacht wurden, zeigen, dass diese Sportaktivitäten im Land nicht häufig zu finden sind. Doch ist es normal, Bewohner in kleinen Gruppen zu sehen, die einfache Tanzbewegungen ausführen.


Die Staatsmedien beschreiben öffentlichen Sport als “politisches Projekt”, das dem Aufbau des Sozialismus diene. Die ideologische Erziehung müsse durch die Erweiterung der Sportaktivitäten gestärkt werden. Jeder zweite Sonntag im Monat gilt seit 1992 als nationaler Sporttag: 


Die sozialistischen Staaten in Osteuropa brachen ab Ende 1980 und in den 90er Jahren zusammen. Angesichts des Übergangs betonte Nordkorea die Wichtigkeit von Gruppenaktivitäten, um sein eigenes sozialistisches System zu erhalten. Als Teil der Bemühungen, große Menschenmengen zu versammeln, wurde im März 1992 der zweite Sonntag eines Monates als nationaler Sporttag eingeführt. Funktionäre der staatlichen Behörden versammeln sich dann auf großen Plätzen, wie dem Kim-Il-sung-Platz in Pjöngjang, zum Gruppenlauf, Gymnastik, Tauziehen, Basketball oder Volleyball. Die nordkoreanischen Medien berichten, dass fast alle Arbeitskräfte an den Veranstaltungen am nationalen Sporttag teilnehmen. Doch ist es schwierig, die Medienberichte über diese monatlichen Sportveranstaltungen in den einzelnen Regionen zu bestätigen.


Zuletzt berichtete ein Propagandamagazin in Nordkorea, dass Machthaber Kim Jong-un, der bis Mitternacht gearbeitet habe, den Beamten vorgeschlagen habe, Tischtennis oder Badminton zu spielen. Diese Sportarten seien gut, um sich zu erholen, wurde Kim zitiert. Beim achten Kongress der Arbeiterpartei im Januar wurde das Ziel gesetzt, Nordkorea zu einer Sportmacht zu machen und die Sportindustrie zu entwickeln:


Der frühere Machthaber Kim Jong-il inspizierte in einem Zeitraum von 16 Jahren nur 20 Mal eine Sportstätte. Kim Jong-un dagegen unternahm seit 2012 in drei Jahren 67 Inspektionsreisen zu Sportstätten. Das Masikryong-Ski-Resort wurde nur ein Jahr nach seiner Machtübernahme fertiggestellt. Verschiedene Kultur- und Sporteinrichtungen wurden in raschem Tempo erbaut. 


Unter Kim Jong-un wurden Slogans wie “Sportfieber” und “Sportmacht” verbreitet. Die Infrastruktur für den öffentlichen Sport wurde landesweit in den Städten, inklusive Pjöngjang, ausgebaut: 


In der Kim-Il-sung-Ära ging es beim Sport vor allem um die nationale Verteidigung. Während der Jahre unter Kim Jong-il galten sportliche Gruppenaktivitäten als wichtig, um das kollektive, sozialistische System zu stärken. Früher mussten die Menschen Übungen unter Beobachtung machen. Doch in der jetzigen Kim- Jong-un-Ära hat der Sport mehrere Unterhaltungselemente für die Menschen. Nordkorea hat verschiedene Sporteinrichtungen gebaut oder renoviert, darunter Eisbahnen im Freien, Rollschuhbahnen, den Rungna-Volkssport-Park und die Gymnastikhalle in Pjöngjang. Früher nahmen die Nordkoreaner auf großen Plätzen in Gruppen an sportlichen Aktivitäten teil. Doch der öffentliche Sport ist jetzt etwas, was jedem Spaß macht.

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