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Blick auf Nordkorea

Der Fuchs im kulturellen Kontext in Nordkorea

2021-07-22

ⓒ Getty Images Bank

Der nordkoreanische Trickfilm “Sieg über den Unterdrücker-Dämon” hatte Anfang dieses Jahres durch seine Ausstrahlung im einheimischen Fernsehen für Aufsehen gesorgt. Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete, die traditionelle koreanische Sage von der neunschwänzigen Fuchsgestalt “Gumiho” sei zu einem 3D-Animationsfilm von hoher Qualität verarbeitet worden: 


Es scheint, als ob Nordkorea große Anstrengungen für den Trickfilm “Sieg über den Unterdrücker-Dämon” unternommen hat, bei dem 3D-Computergrafik eingesetzt wird. Der Dämon hier ist Gumiho, der die Dorfbewohner belästigt und sie dazu zwingt, ein Opfer anzubieten. Die Dorfleute müssen gehorchen. Doch die Hauptfigur besiegt die böse Kreatur und holt den Frieden ins Dorf zurück. Nordkorea brauchte für den Trickfilm etwa 15 Monate. Die Geschichte scheint Nordkoreas Entschlossenheit zu zeigen, die Probleme des Landes einschließlich der internationalen Sanktionen, die durch Gumiho repräsentiert sind, bewältigen zu können. 


Gumiho ist ein Fantasiefuchs, der in Mythen und Legenden in Korea und anderen ostasiatischen Ländern beschrieben wird. In Südkorea ist er auch ein Motiv in Horrorfilmen. Über die kulturelle Darstellung des Fuchses in Nordkorea sagt Yee Jisun vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung: 


Die älteste Aufzeichnung über den Fuchs wurde in einem alten chinesischen Text mit dem Titel “Die klassischen Werke über die Berge und Meere” gefunden. In dem Buch verfügt der Fuchs für göttliche Macht. Während seine supermenschliche Kraft wächst, erhält er mehr Schwänze. Als er neun Schwänze hat, steigt er zum Himmel auf und wird Helfer des Großen Jade-Herrschers. Das mystische Tier mit goldscheinendem Fell galt als Wesen, das Glück und Wohlstand bringt. Doch das Bild des Fuchses änderte sich schrittweise mit dem Auftauchen der Sage von Daji, einer Frau, die den Niedergang der Shang-Dynastie im alten China herbeiführte. Seitdem wurde Gumiho mit einer schönen, aber gefährlichen Frau in Verbindung gebracht. In Korea gibt es verschiedene Bilder von Gumiho. Einige haben den bescheidenden Wunsch, ein Mensch zu werden. Andere ernähren sich von der Tierleber oder absorbieren als Femme fatale den Geist eines Mannes. In Japan gibt es Tempel, in denen Gumiho als göttliches Wesen verehrt wird. 


In Südkorea kennen die Menschen einige alte Geschichten über den Fuchs. In der Erzählung “Die Fuchsperle” etwa kommt ein hinterlistiger Fuchs vor, der den Geist der Menschen mit einer ungewöhnlichen Perle schluckt. Wegen des negativen Bilds bezeichnen sich Süd- und Nordkorea manchmal gegenseitig als “Fuchs”: 


Der südkoreanische Film “General Ttori” aus den 1970er Jahren beschreibt nordkoreanische Offiziziere als rote Füchse. Die Farbe rot symbolisiert den Kommunismus. Nordkoreanische Soldaten und Spione, die nach Südkorea geschickt werden, werden in dem anti-kommunistischen Film auch als Wölfe porträtiert. Die Füchse und Wölfe sind sehr verschlagen, und dieses radikale Bild soll die Gefühle der Südkoreaner gegen Nordkorea verstärken. In ähnlicher Weise beschreibt Nordkorea den Kapitalismus in Südkorea als einen Fuchs und Japans Imperialismus als wilden Hund oder Wolf.


Der Fuchs, der in alten Geschichten vorkommt, ist ein sehr attraktives Tier, das sich in andere Wesen verwandeln kann:


Der Gumiho in koreanischen Volksgeschichten hat einen speziellen Charme. Der neunschwänzige Fuchs verwandelt sich in eine schöne Frau, die menschliche Leber isst. Oder er wünscht sich, ein Mensch zu werden. Dieser Wunsch findet sich auch im Mythos von Dangun, dem Gründungsvater des alten Korea. Ein Bär und ein Tiger müssen dem Mythos zufolge 21 Tage in einem Käfig verbringen, und sie können nur Knoblauch und Beifuß essen. Auf ähnliche Weise gibt es auch für den Fuchs bestimmte Dinge, die er nicht machen darf, um Mensch zu werden. Doch der Fuch durchbricht das Tabu. Die Menschen haben Mitgefühl mit dem Fuchs. Gumiho-Erzählungen wie diese können als kulturell interessanter und vielschichtiger Inhalt dienen, wenn sie für das Fernsehprogramm, als Film oder Trickfilm bearbeitet werden. 


In Nordkorea richtet sich der Fokus eher auf die typischen Merkmale des Fuchses: 


In nordkoreanischen Stücken oder Filmen steht der Fuchs meistens für den Kapitalismus, Imperialismus oder für jemanden, der egoistisch ist. Kulturinhalte in Nordkorea haben den Zweck der ideologischen Bildung der Bevölkerung. Die Botschaft muss klar und simpel sein.


Erzählungen, in denen der Fuchs sich wünscht, Mensch zu werden, lassen sich in Nordkorea nicht finden:


Nordkorea stellte seit den 1980er Jahren in über 30 Jahren die “Sammlung koreanische Volksgeschichten” zusammen. Es geht dabei um den Klassenkampf und die sozialistische Ideologie. Alle Geschichten, die zu fantastisch oder gruselig sind, werden ausgeschlossen. Nordkorea erkennt das Gefühl des Gruselns nicht an. Fantasie wird nur für Geschichten zugelassen, die zuerst unrealistisch klingen, doch später wahr werden können.

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