Nachrichten

Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Die U-Bahn in Pjöngjang

2021-03-11

ⓒ YONHAP News

Die South China Morning Post in Hongkong hat zuletzt U-Bahn-Netze in der ganzen Welt unter verschiedenen Aspekten kategorisiert, darunter die preisgünstigste, die älteste sowie die gefährlichste U-Bahn. Demnach ist das U-Bahn-Netz in New York das größte, was die Zahl der Stationen angeht. Das Seouler U-Bahn-Netz ist das längste mit einer Streckenlänge von 940 Kilometern. Die billigste ist die Metro in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. Zur U-Bahn in Pjöngjang sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung: 


In Pjöngjang wurde die erste U-Bahn-Linie, Chollima, im September 1973 in Betrieb genommen, und die Hyoksin-Linie wurde 1978 fertiggestellt. Die beiden Linien erstrecken sich auf insgesamt 34 Kilometer. Die Pjöngjang Metro verfügt über 17 Stationen. Die Station Kwangmyong blieb jedoch geschlossen, weil sie in der Nähe des Kumsusan-Palastes der Sonne liegt, wo die balsamierten Leichen der beiden früheren Machthaber Kim Il-sung und Kim Jong-il liegen. Jeder Zug führt drei bis fünf Waggons. Die Züge fahren alle fünf Minuten während der Stoßzeit und zu anderen Zeiten mit einem Abstand von 15 bis 30 Minuten. Ein Ticket kostete 2 nordkoreanische Won vor 2000, danach erhöhte sich der Preis auf 5 Won. Die Passagiere können seit 2012 eine U-Bahn-Zahlkarte benutzen, auf denen sie 5000 Won speichern können. Die Stationen heißen in Englisch unter anderem Vereinigung, Genosse, Befreiung und Triumph, was die revolutionären Errungenschaften des Landes symbolisieren soll. Die Station Kaeson, oder Triumph, zum Beispiel, befindet sich an einem Ort, an dem Kim Il-sung seine Siegesrede hielt.


Die Rolltreppen, die zu den Gleisen führen, sind sehr lang. Die Strecken liegen 100 bis 150 Meter unter der Erde, in Seoul sind es 10 bis 30 Meter: 


Es dauert mehr als fünf Minuten, um über die Rolltreppe zum Bahnsteig zu gelangen. Die Rolltreppe ist sehr steil, mit einer Neigung von 40 Grad. Wenn die Rolltreppe vor dem letzten Zug aussetzt, müssen die Passagiere die Treppen schnell hinunterlaufen. Die Stationen sind so tief, weil sie im Ernstfall auch als Bombenschutzräume dienen. Für diesen Fall sind die Stationen mit einer dicken Stahltür ausgerüstet, die fast 80 Tonnen wiegt. Der U-Bahntunnel hat Übergänge, die 150 Meter voneinander entfernt sind. Ein Übergang ist ein kurzer Tunnel, der zwei parallel verlaufende Tunnel verbindet. Besucher in Pjöngjang erzählen, dass Soldaten in U-Bahnstationen stationiert sind. Tatsächlich tragen die U-Bahn-Beschäftigten eine militärische Uniform. Ihre Arbeit wird als Militärdienst anerkannt, weil es ihre Aufgabe ist, die Einrichtungen zu schützen und zu managen, die zur Verteidigung gegen einen Luftangriff gedacht sind.


Die U-Bahnstationen in Pjöngjang sind reich dekoriert. Die Bürger nennen die U-Bahn auch “Untergrund-Palast”. Für ausländische Touristen ist sie eine Attraktion:


In den U-Bahnstationen können die Nordkoreaner Kristallleuchter an den kuppelförmigen Decken und schöne Mosaiken und Wandmalereien sehen, wie sie oberhalb nicht vorkommen. Das unterscheidet sich stark von den Stationen in Städten wie Washington oder Seoul. Die Wandmalereien beschreiben zumeist die anti-japanische Bewegung des Staatsgründers Kim Il-sung und seine revolutionäre Geschichte. Für ausländische Touristen sollen die Malereien die Leistungen des Machthabers und die Überlegenheit des Regimes zeigen. Für die Einheimischen lehren sie die Ideologie und die Bedeutung des Machthabers. Kunstgegenstände auch Bronze und eine helle Beleuchtung lassen die Stationen wie Kunstgalerien aussehen.


Als die Pjöngjang Metro 1973 geöffnet wurde, setzte Nordkorea Züge aus China ein. Seit 2000 wurden sie durch Züge aus Deutschland ersetzt. Seit Januar 2016 benutzt Nordkorea auch Züge aus einheimischer Produktion. Die modernen Züge sind mit Bildschirmen und leuchtenden Plastiksitzen ausgestattet:


Während des siebten Kongresses der Arbeiterpartei 2016 propagierte Nordkorea die Entwicklung von Wissenschafft und Technologie als Mittel, um das Land in eine Wirtschaftsmacht umzuwandeln. Als Errungenschaft des wirtschaftlichen Wachstums führte Nordkorea seine eigenen, modernen U-Bahnzüge ein. Das Land macht zwar Werbung für die neuen Züge, doch werden sie nur gelegentlich betrieben. In den meisten Fällen fahren noch die alten Züge. Anders als bei den alten Waggons, bei denen die Tür per Hand geöffnet und geschlossen werden, öffnen sich die Türen bei den neuen Zügen automatisch. Die neuen Waggons sind mit Bildschirmen ausgestattet, die Stationsinformationen zeigen.


Nordkorea investiert viel Geld in sein U-Bahnsystem. 2019 wurden die Stationen Kaeson und Tongil und im vergangenen Jahr die Stationen Jonseung und Jonu erneuert: 


In den renovierten U-Bahnstationen sind LED-Monitore auf der linken Seite der Rolltreppen installiert, und eine Flagge, die das Bild der koreanischen Halbinsel zeigt, hängt an der Decke. Nordkorea spricht bei diesen Ausstattungen von seinen technologischen Leistungen. Interessant ist, dass es seit 2019 auch Stände und Läden in den Stationen gibt. Früher dienten die Dekorationn in den Station der Propaganda, um die sozialistische Ideologie herauszustellen. Doch heutzutage findet man auch Landschaftsbilder in Pastellfarben und Stillleben. Die Stationen werden auch als Untergrundmuseum beschrieben.

Aktuelle Nachrichten