Nachrichten

Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Teil 1: Die Informationstechnologie in Nordkorea

2019-01-24

© YONHAP News

Während seines Besuchs in Pjöngjang im vergangenen September schaute sich Südkoreas Präsident Moon Jae-in zusammen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un die Massen-Gymnastikshow „Ruhmreiches Land“ an. Die Veranstaltung hatte Nordkorea fünf Jahre lang vorbereitet. Sie war überraschenderweise zugleich eine Multimedia-Show. Eine Drohne zeigte den Satz „Ruhmreiches Land“. Wir haben mit Professor Cha Moon-seok vom Institut für Wiedervereinigungserziehung über den Stand der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in Nordkorea gesprochen: 


Der Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie Nordkoreas begann mit der Entwicklung der ersten Generation eines Digitalcomputers mit der Bezeichnung „Junjin-5500“ durch Forscher, die in den 60er Jahren in Frankreich studiert hatten. In den 70er Jahren wurde der Transistor-Computer „Yongnamsan-1” an der Kim Il-Sung-Universität entworfen. Computer auf dem Niveau von 486 DX wurden in den 80er Jahren hergestellt, und in den 2000ern gründeten Nordkorea und China zusammen die Computerfirma Achim Panda, die Pentium-Computer baute. Zuletzt fertigte das nordkoreanische Elektronikunternehmen Blue Sky POP-Computer, Laptops sowie tragbare LED-Projektoren, während das ausländische Joint-Venture-Unternehmen Achim hauptsächlich Fernseher und Laptops produzierte. Sujongchon Tech stellt TV-Monitore und USB-Speichersticks her, während sich das Joint Venture Hana Electronics auf Batterien spezialisiert hat. 


Nordkorea gilt als industriell rückständig, so dass die Vermutung nahe liegt, das Land sei bei der IKT hinter dem Rest der Welt weit zurück. Doch entwickelte es seit den 60er Jahren Computer, und nach der Ankündigung des Fünf-Jahres-Plans für Wissenschaft und Technologie unter dem früheren Machthaber Kim Jong-il 1998 begann es, größer in die IKT-Industrie zu investieren. Später setzte sich Nordkorea das Ziel, bis 2022 eine führende Technologie-Nation zu werden. Neben der Herstellung von Computern, Laptops, Tablet-PCs gilt die Software-Entwicklung als relativ fortgeschritten: 


Die nordkoreanischen Software-Technologien gelten als Weltklasse. Seit den 90er Jahren setzt sich Nordkorea die Softwareindustrie Indiens als Maßstab, als es sich auf die Ausbildung und technologische Verbesserungen konzentrierte. Nordkoreanische PCs sind auf einem Stand, auf dem ausländische Windows-Programme betrieben werden können. Und die Smartphones und Tablet-PCs können Android-Apps benutzen. In Nordkorea wurde das Betriebssystem Red Star entwickelt. Die jüngste Version ist 4.0, die im Grunde genommen die nordkoreanische Linux-Variante ist. Uri Office ist das nordkoreanische Office-Programm, das der Microsoft Office-Software ähnlich ist. 


1985 wurden das Pjöngjanger Informationszentrum und 1990 das Korea Computerzentrum gegründet, um die Software-Entwicklung voranzutreiben. Die selbst entwickelte Künstliche Intelligenz-Software Eunbyul wurde entworfen, um das alte chinesische Strategiespiel Go zu spielen. Eunbyul entwickelte sich 1998 zum Champion unter den Computer-Go-Wettbewerben. Es wird davon ausgegangen, dass sich Nordkoreas Technologien der vierten industriellen Revolution auf einem beeindruckenden Stand befinden: 


Seit dem Antritt der Regierung von Kim Jong-un verfolgt Nordkorea aggressive Strategien, um seine Wissenschafts- und IT-Bereiche zu entwickeln. Kim sieht IT als Teil der Strategie, das Leben der Nordkoreaner allgemein zu verbessern. Wegen seiner finanziellen Probleme hat Nordkorea nur begrenzten Zugang zu Fachpersonal, Kapital und anderen Ressourcen. Das Ziel der Strategie ist es, diese Grenzen zu überwinden. 


Im Jahr 2012 legte Kim das Ziel einer “industriellen Revolution im neuen Jahrhundert” fest. Dahinter verbarg sich Nordkoreas Version der vierten industriellen Revolution, KI, Big Data, erweiterte Realität und Internet der Dinge eingeschlossen. Einige dieser Technologien werden bereits genutzt. Im Oktober 2015 kündigte Nordkorea den Gebrauch von 3D-Druckern bei kosmetischen Eingriffen und der Zahnmedizin an. Die Telemedizin wurde 2016 erweitert, um alle Provinzen zu erreichen: 


Nordkorea hat in jeder Stadt höhere Mittelschulen gegründet, um talentierte Schüler fortzubilden, während zugleich Computerklassen nach dem Schulunterricht angeboten werden, um IT-Talente zu fördern. Die Förderung begann Anfang der 90er Jahren an der Kim Chaek-Industrie-Universität, der Kim Il-sung-Universität und der Pjöngjang Universität für Computerwissenschaft. Es gibt etwa 30.000 IT-Spezialisten im Land. 


Es wird berichtet, dass bereits Grundschüler in Computerschaltungen unterrichtet werden, sowie Windows- und C-Programme schreiben. In der Mittelschule lernen sie Computer-Mathematik, Algorithmen und Linux-Programmierung. In der Oberschule werden sie in Computerkommunikation und Netzwerke unterrichtet: 


Talente im Bereich der Wissenschaft und Technologie erhalten die beste Betreuung in Nordkorea, speziell seit dem Antritt der Kim Jong-un-Regierung. Sie erhalten Zugang zu Forschungseinrichtungen und erhalten Wohnungen und ein Gehalt. 


Bis 2013 arbeiteten etwa 170.000 Nordkoreaner in der IT-Industrie. Von ihnen waren rund 100.000 auf das Programmieren spezialisiert: 


Was die Situation in Nordkorea so einzigartig macht, ist, dass Tablet-PCs wegen Papiermangels umfassend eingesetzt werden. Die eigene Herstellung begann 2013, und es gibt fünf oder sechs Unternehmen, die Tablets herstellen. Mit der Erhöhung des Tablet-Gebrauchs steigen die Ausgaben für kulturelle Inhalte wie Serien, Filme, Musik und andere Unterhaltungsangebote. Während sich die Tablet-Nutzer vor allem chinesische Serien und Filme anschauen, gibt es auch einen Boom für südkoreanische TV-Serien. Die Hallyu-Welle in Nordkorea wird sich wohl weiter ausbreiten, so dass der Konsum südkoreanischer Unterhaltungsprogramme zunehmen wird.

Aktuelle Nachrichten