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Blick auf Nordkorea

Die Gaming-Szene in Nordkorea

2021-02-18

ⓒ Getty Images Bank

Wenn es um die Informationstechnologie in Nordkorea geht, taucht sofort das Wort “Hacking” auf. Es gab schon häufig Nachrichten über nordkoreanische Hacker-Gruppen, die weltweit Cyberattacken starteten, um an Geld zu kommen. Doch Nordkoreas IT ist nicht nur das. Es gibt auch eine Reihe verschiedenster Onlinespiele in Nordkorea. Über die Gaming-Szene in Nordkorea sagt der südkoreanische Anwalt Oh Hyun-jong:


Spielesoftware erschien in Nordkorea seit den späten 1990er Jahren zusammen mit der Verteilung von Computern. In jener Zeit waren die Spielthemen meistens auf historisches Material oder klassische Romane beschränkt. Doch in den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Spiele als reine Unterhaltungsprodukte entwickelt. Es wird berichtet, dass eine Video-Spielekonsole mit dem Namen Moranbong, die mehrere bewegungsempfindliche Steuerungen hat, sehr populär ist. Es kann einfach zuhause und in Büros installiert werden. Als Machthaber Kim Jong-un im November 2018 die Baustellen der Touristenzone Wonsan-Kalma an der Küste inspizierte, wies er die Beamten an, mehr Vergnügungseinrichtungen wie etwa Spielhallen einzurichten. Die Onlinespiele-Industrie in Nordkorea boomt infolge der Verbreitung von Smartphones. Ein lokales IT-Austauschzentrum soll eine Spielesoftware entwickelt haben, die verschiedene Themen, darunter auch Sport und Fortbildung, aufgreift. Quellen sagen, dass die Bewohner hunderte von Spielen spielen können, wenn sie Zugang zum internen Netz, dem Intranet, haben und Gebühren zahlen.


In Nordkorea haben die Menschen in der Regel keinen freien Internetzugang. Das macht es für sie schwieriger, Computerspiele zu spielen: 


Ähnlich wie es in Südkorea zahlreiche PC-Räume gibt, befinden sich in Nordkorea viele Spieleräume. Schüler, die zuhause keinen Computer haben, suchen diese Räume auf. Computerspiele und DVDs werden seit den 2000er Jahren von China nach Nordkorea gebracht, und viele kauften sich Spielekonsolen und wiederaufladbare Batterien. Doch ist es schwierig, Multiplayer-Spiele online mit anderen Leuten zu spielen. Spielefans nutzen das lokale Netzwerk, oder LAN. Die meisten von ihnen kommen aus der Mittelschicht und haben zuhause einen eigenen Computer. USB-Speichersticks, die geknackte Spiele oder Raubkopien speichern, werden illegal gehandelt. Die Leute kaufen oft die Speichergeräte, um sie zuhause an ihre Computer anzuschließen und spielen zu können.


Nordkoreanische Spiele gibt es von PC-Spielen über 3D bis zu Smartphone-Spielen. Auch die Technologie der erweiterten Realität wird benutzt: 


Smartphone-Spiele in Nordkorea umfassen Autorennen, Radrennen oder das koreanische Brettspiel Baduk. Normalerweise werden Spiele bei Bedarf heruntergeladen, doch in Nordkorea werden Spiele von Beginn an in Smartphones installiert. “Pyongyang Racer” ist das erste Rennspiel in Nordkorea, das es den Nutzern erlaubt, durch Pjöngjang zu reisen, wenn sie ein Wettrennen starten. Ein anderes Spiel heißt “Von Baekdu bis Halla”, und es geht dabei um Reisen vom Baekdu-Berg in Nordkorea bis zum Halla-Berg in Südkorea. Nordkorea entwickelte das Spiel nach dem ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen im Juni 2000. Andere beliebte Spiele sind das Shooting-Game “3D Eichhörnchen und Igel” und “Torkönig 2019”, was ein Fußballspiel ist, das ein Bild des Fußballbstars Cristiano Ronaldo verwendet.


Bei nordkoreanischen Studenten sind auch ausländische Computerspiele beliebt, darunter etwa DotA 2 des amerikanische Spiele-Entwicklers Blizzard Entertainment. Nach einem Bericht der südkoreanischen Online-Zeitung Daily-NK von 2018 sind auch Spiele wie Grand Theft Auto 5, FIFA Online und Project IGI 2 sehr verbreitet:


Es wird gesagt, dass USB-Flash-Sticker und SD-Karten, die ausländische Spiele enthalten, in Nordkorea durch Personen, die China und andere Länder besucht haben, weit verbreitet sind. Während die nordkoreanischen Behörden gegen südkoreanische Filme und TV-Serien vorgehen, gibt es für das Spielen von ausländischen Spielen keine bestimmten Strafen. Wenn eine Person dabei erwischt wird, kann sie Beamte mit 50 oder 100 Dollar schmieren, damit sie darüber hinwegsehen.


Es gibt in Nordkorea bereits die Sorge, dass sich die Spielsucht verbreiten könnte: 


Da Videospiele in großen Städten weit verbreitet sind, vertiefen sich viele Schüler und junge Menschen in Spiele. Es wird gesagt, dass eine zunehmende Zahl von Jugendlichen, darunter solche von wohlhabenden Familien, den ganzen Tag spielen. Die Zeitung Rodong Sinmun berichtete über den Beschluss der Weltgesundheitsorganisation, die Spielsucht als psychische Störung zu klassifizieren. Die Zeitung schrieb, dass viele Menschen den ganzen Tag nur ans Spielen denken. Selbst wenn sie aufhörten zu spielen, so würden sie später wieder in die Spielewelt eintauchen. Die Zeitung riet den Eltern, ihren Kindern die schädlichen Auswirkungen der Spiele zu erklären und sie am Zugang zu Smartphones oder zum Computer zu hindern.

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