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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Banken in Nordkorea

2021-01-28

ⓒ Getty Images Bank

In Südkorea bieten die kommerziellen Banken derzeit auf Einlagen fast null Prozent Zinsen an. Das treibt Anleger in den Immobilien- oder Aktienmarkt. Lokale Banken wollen ihre Kunden daher mit günstigeren Zinssätzen locken, um ihre Einlagen zu halten. Wie arbeiten die Banken im sozialistischen Nordkorea? Zum Thema sagt der südkoreanische Anwalt Oh Hyun-jong:


Die Zentralbank der Demokratische Republik Koreas wurde im Oktober 1946 eingerichtet. Die nordkoreanische Zentralbank gibt Geldscheine heraus, kontrolliert die Währung und sorgt dafür, dass die Bezahlsysteme des Landes funtionieren. Es ist die einzige nordkoreanische Bank, die mit dem Versicherungsgeschäft zu tun hat. Auch gibt sie seit dem 75. Geburtstag des früheren Machthabers Kim Il-sung im April 1987 gelegentlich Gedenkmünzen heraus. Auch erstellte sie eine Gedenkmedaille zum ersten Jahrestag des innerkoreanischen Gipfeltreffens vom 15. Juni. Die Bank hat ihre Zentrale in Pjöngjang, mit Filialen in den Verwaltungsregionen. Dazu hat Nordkorea Spezialbanken wie die Außenhandelsbank, die Korea Taesong Bank, Korea Kumkang Bank, Korea Joint Bank sowie die Koryo Commercial Bank.


Südkoreas Zentralbank, die Bank of Korea, gibt Banknoten heraus und kontrolliert die Landeswährung, während kommerzielle Banken Einlagen annehmen, Geld verleihen und auch im Versicherungsgeschäft tätig sind. Im Gegensatz dazu hat Nordkorea ein Mono-Banksystem, bei dem die Zentralbank für alle Bankgeschäfte zuständig ist. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, der Regierung, öffentlichen Institutionen und Unternehmen auf Anweisung staatlicher Behörden einschließlich der staatlichen Planungskommission Geld zur Verfügung zu stellen. Die Rolle der Finanzinstitute ist auf die Geldversorgung im Einklang mit den Wirtschaftlsplänen des Staats beschränkt:


Nach der Gründung des sogenannten Revolutionsregimes nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft bestimmte Nordkorea die Banken zu staatlichen Einrichtungen und nicht zu gewinnbringenden Unternehmen. Banken haben in Nordkorea die Rolle, die staatlichen Einnahmen zu verwalten und zu garantieren, dass sämtliche Behörden und Unternehmen diese in angemessener Weise nutzen. Nordkorea verstaatlichte im August 1946 wichtige Industrien und Banken. Unter der zentral geplanten Wirtschaft sollen die Banken die Unternehmen mit finanziellen Mitteln ausstatten, damit sie ihre Projekte ausführen können. Nordkoreanische Banken entwickelten sich ganz anders als Banken in einer Marktwirtschaft.


Zwar spielten die nordkoreanischen Banken kaum eine kommerzielle Rolle, doch bietet die Zentralbank einige Spartpläne an. Nach den Forschungen von Cho Young-gi von der Abteilung für Nordkorea-Studien an der Korea-Universität in Südkorea gibt es normale Spareinlagen, Reserveguthaben sowie Lotterie ähnliche Guthaben. Das letztere ist die populärste Form, da es keine bestimmten Zinsen, sondern Zinsen von 30 bis zu 50 Prozent dafür über eine Art Lotterie gibt. Die meisten Nordkoreaner zögern, ihr Geld bei einer Bank zu deponieren:


Die Nordkoreaner gehen selten zu einer Bank, selbst wenn sie Geld haben. Sie lagern das Bargeld eher privat, etwa unter einem Dachziegel. Sparguthaben werden nicht als Mittel zur Vermögensvermehrung gesehen, sondern als Mittel, nicht tätiges Geld für den Staat zu mobilisieren, um dessen Finanzpläne auszuführen. Es gibt keinen Schutz für die Spareinlagen. Darüber hinaus ist es schwierig für Nordkoreaner, ihr Geld von den Banken abzuheben. Das gleiche gilt für Geld, das aus dem Ausland kommt. Während der extremen Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren erlaubten es die Banken den Menschen nicht, ihr Geld, das von Verwandten in Japan gesandt wurde, abzuheben. Von denjenigen, die hoffen, ihr Geld von den Banken abzuheben, wird gesagt, dass sie es dafür einsetzen, Beamte zu bestechen, oder dass sie auf einen großen Teil der Geldeinlagen verzichten. 


Auch können die Nordkorea nicht auf Bankdarlehen hoffen: 


In Nordkorea ist es für Einzelne unmöglich, an Bankkredite zu kommen. Es gab in Nordkorea kein einziges Bank-Gesetz bis zum September 2004, als das Land das Zentralbank-Gesetz verabschiedete. Zwei Jahre später wurde auch ein Gesetz für kommerzielle Banken eingeführt. Doch sehen wir keine Bank in Nordkorea, die die Rolle einer kommerziellen Bank spielt. Im Prinzip sind persönliche Darlehen in Nordkorea verboten, und Unternehmen können Kredie nur innerhalb eines begrenzten Umfangs aufnehmen. 


Weil Banken in Nordkorea keine kommerziellen Aufgaben übernehmen, entwickelte sich ein inoffizieller Finanzmarkt: 


Nordkoreanische Banken konnten nicht angemessen mit Einlagen und Krediten umgehen. Hinzu kommt, dass die Zentralbank in den 1990er Jahren wegen der wirtschaftlichen Probleme die Unternehmen nicht mit den nötigen Geldmitteln versorgen konnte. Daraus folgte, dass private Händler oder Geldgeber mit viel Geld, auch als Donju bekannt, ein Netzwerk mit staatlichen Unternehmen aufbauten, um Gelder für die Bau-, Dienstleistungs- und Fertigungsindustrie anzubieten, wodurch sich eine informelle Finanzierungswirtschaft entwickelte. Die Donju-Schicht diente als Investor und Manager in verschiedenen Industrien, und einige Experten sagen, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten der Donju zur Erholung der nordkoreanischen Wirtschaft beitrugen. Während die Banken nicht richtig arbeiten, werden diese Leute auch als die Speerspitze für Marktaktivitäten und die private Finanzierung gesehen.

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