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Blick auf Nordkorea

Nordkoreas Standardisierungspolitik

2021-01-07

ⓒ Getty Images Bank

Südkorea betreibt ein Zertifizierungssystem für industrielle Standards, kurz KS. Es schafft Standards für industrielle Produkte, Testverfahren und Produktionsmethoden. In Nordkorea gibt es ein ähnliches System, das bestimmte Standards für die Industrie und allgemein für die Gesellschaft beschreibt. Ein entsprechendes Gesetz trat 1997 in Kraft und wurde 2005 geändert. Das Land wendet nationale Standards an, auch KPS genannt. Der südkoreanische Anwalt Oh Hyun-jong sagt zum Thema:


Nordkorea führte das Standardisierungsgesetz im Juli 1997 ein. Sein Zweck ist es, System und Ordnungen auf der Basis angemessener Normierungen zu schaffen und zur Entwicklung der Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technologie beizutragen. Standards werden definiert als rechtlich verbindliche Regelwerke mit vernünftigen Kriterien, die die bestmöglichen sozioökonomischen Wirkungen auf der Grundlage der wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften sowie praktischer Erfahrungen haben. In Südkorea wurde bis 1999 das KS-Siegel für 10.500 Produkte oder Dienste vergeben, während Nordkorea noch 1000 mehr nationale Standards hat. Das Regime begann 2002 damit, die KPS-Standards in Übereinstimmung mit internationalen Standards zu verbessern, und die Zahl der Produkte mit diesem nationalen Standardsiegel erreicht 14.000. 


Nordkorea hat den Umfang der nationalen Standards ausgeweitet, sie decken die Bereiche Informationstechnologie über Umweltschutz und Lebensmittelschutz bis zur Gebäudekennzeichnung und Türschilder ab. Die offizielle Zeitung Rodong Sinmun berichtete Anfang des vergangenen Jahres, das für die nationalen Standards verantwortliche Büro habe herausgefunden, dass zahlreiche Fabriken den Regelwerken nicht Folge leisteten. Die Verbesserung des Normierungsprojekts sei nötig, um eine bessere Produktqualität zu erzielen:


Durch Rodong Sinmun sagten die nordkoreanischen Behörden, dass viele Produkte ohne irgendwelche Standards produziert und verkauft wurden. Und Maschinen wurden demnach auf der Basis technischer Pläne entworfen, die bereits ungültig waren. Auch führten sie aus, dass sogar die gleichen Produkte in der Qualität unterschiedlich sind und dass die Zahl ähnlicher Produkt steigt, weil es keine einheitlichen Standards gab. In den vergangenen Jahren betonten die Behörden, wie wichtig die Standardisierung in allen Bereichen ist, von Industrie- und Nahrungsprodukten bis Büromaterialien. Die Zentralregierung soll Beamte angewiesen haben, diejenigen zu bestrafen, die in der Produktion und bei Bauarbeiten nach eigenen Methoden vorgehen und nicht den nationalen Standards folgen. Die Behörden drängen auf eine Standardisierung, um die Produktivität zu erhöhen und die Qualität der Produkte zu verbessern. Sie wollen so auch die einheimische Nachfrage stimulieren und den Auslandsmarkt für den Fall erschließen, dass die internationalen Sanktionen gelockert werden. 


Nordkorea hat sich der Internationalen Organisation für Standardisierung, oder ISO, sowie der Internationalen Elektrotechnischen Kommission schon 1963 und der Weltorganisation für Geistiges Eigentum 1974 angeschlossen. Auch wurde es 1999 Mitglied der Europäischen Artikelnummerierung EAN, um das System des globalen Standardbarcodes anzuwenden: 


Nordkoreas Standardisierung ähnelt derjenigen der ehemaligen Sowjetunion. Später konzentrierte sich das Land auf der Linie seiner politischen Ideologie des Juche oder der Selbstbestimmung auf sein eigenes System, das weit von internationalen Standards entfernt war. Das war ein Hemmnis für den Technologie-Austausch mit anderen Ländern. Doch unter dem jetzigen Machthaber Kim Jong-un änderte sich das. Seit 2017 legte das Land ein rechtliches System für Qualitätsmanagement für Nahrungsmittel, Kosmetika, Arzneien, Fahrzeuge, elektronische Güter und Agrarchemikalien fest. Auch beschleunigte es die Einführung internationaler Standards. 


Eine Einführung internationaler Standards in Nordkorea ist für die Zukunft eine wichtige Aufgabe für beide koreanische Staaten. Es gibt in beiden Ländern besonders bei den Industriestandards große Unterschiede, einschließlich technischer Ausdrücke und Messeinheiten:


Nordkorea sollt mehr internationale Standards akzeptieren. Außerdem sollten Süd- und Nordkorea Informationen über ihre nationalen Standards austauschen und ein gemeinsames Informationssystem um der Standardvereinheitlichung willen schaffen. Nordkorea hat bereits eine Datenbank, die “Raeil” genannt wird. Es könnte mit Südkoreas Standard-Dienstenetz verbunden werden. Nordkorea ist vergleichsweise aktiv, wenn es um die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen bei globalen Standards einschließlich der ISO geht. Es werden zum Beispiel technische Komitees für die Standard-Entwicklung zwischen Entwicklungs- und fortgeschrittenen Industrieländern unter ISO 26000 betrieben, was ein internationaler Standard in Verbindung mit der sozialen Verantwortung ist. Ähnlich könnten Süd- und Nordkorea ein gemeinsames technisches Komitee gründen.

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