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Blick auf Nordkorea

Nordkoreas Maßnahmen gegen Covid-19

2020-03-26

ⓒ YONHAP News

Vor zwei Monaten ergriff Nordkorea strikte Maßnahmen gegen die Einschleppung der weltweit grassierenden Lungenkrankheit Covid-19. Der Erreger Sars-CoV-2 wurde zum ersten Mal von den staatlichen Medien am 21. Januar erwähnt. Drei Tage später führte das Land ein nationales Notfallsystem gegen das Coronavirus ein. Seit Ende Januar sind auch die Grenzen nach China und Russland geschlossen. Der internationale Flug-, Schiffs- und Zugverkehr wurde ausgesetzt. Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet. Doch ähnlich wie in anderen Ländern wurde auch der Beginn des neuen Schuljahrs zweimal verschoben. In allen öffentlichen Transportmitteln müssen die Menschen eine Schutzmaske tragen. Es wird daher spekuliert, dass sich das Coronavirus bereits im Land verbreitet habe. Am 13. März äußerte der Befehlshaber der US-Streitkräfte in Südkorea, Robert Abrams, er sei sich sicher, dass es in Nordkorea Fälle von Covid-19 gebe. Als Grund dafür nannte er eine 30-tägige Ausgangssperre für das nordkoreanische Militär. Zum Thema sagt der Forscher an der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul, Lee Joon-seok:


Es ist bekannt, dass die medizinische Infrastruktur in Nordkorea auf niedrigem Niveau ist. Das Land rangierte im Index für Globale Gesundheitssicherheit des Johns Hopkins Center for Health Security für 2019 unter 195 Ländern an 193. Stelle. Wegen der unangemessenen medizinischen Einrichtungen und der schlechten Hygiene sind in Nordkorea viele Bürger an Krankheiten gestorben, darunter Infektionserkrankungen wie Tuberkulose und Typhus, ohne selbst eine richtige Diagnose oder Behandlung zu erhalten. Ich nehme an, dass Nordkorea den Covid-19-Ausbruch geheimhält. Das Virus brach im vergangenen November in China aus, und Nordkorea schloss seine Grenze zu China Ende Januar. Während dieser Zeit betrieben zahllose Schmuggler ihr Geschäft an der Grenze. Ich zweifle daher an den offiziellen Verlautbarungen Nordkoreas, dass es keinen einzigen erfassten Coronavirus-Fall gibt. 


Am 12. März berichtete die offizielle nordkoreanische Zeitung Rodong Sinmun, dass das Land die Quarantänebestimmungen und die Desinfektion von importierten Gütern verstärkt habe. Einen Tag später hieß es, die Behörden hätten Schutzkleidung und Desinfektionsmittel an Häfen und in die Grenzregionen für die Inspektion von Reisenden und importierten Gütern geliefert: 


Die neuen Richtlinien der nordkoreanischen Behörden richten sich darauf, die Einschleppung von Covid-19 zu verhindern. Die Regierung berichtete mehrfach durch die staatlichen Medien über ihre Quarantänemaßnahmen. Doch in Wirklichkeit ist es schwierig, diese Maßnahmen umzusetzen. Als Antwort auf den Ausbruch der Atemwegserkrankung Sars 2003 spülten die Nordkorea ihren Mund mit Knoblauchsaft, den sie als Desinfektionsmittel hielten. Ich denke, dass Nordkorea auch diesmal nicht über genügend Desinfektionsmittel verfügt. Für Beamte ist es schwierig, an Quarantänesausrüstung zu kommen. 


Rodong Sinmun berichtete zudem über Erfolge bei der Entwicklung von Heilmitteln, Schutzmasken und Luftsterilisatoren. Doch Lee zweifelt auch daran: 


Die Zeitung sagt, dass in Friseurläden alles Zubehör eine Ultaviolett-Desinfektion durchläuft und Luftreiniger separat sterilisiert werden. Doch gehe ich davon aus, dass nur eine Handvoll solcher Orte im Land mit Luftreinigern ausgestattet ist. Am 25. Februar berichtete Nordkorea, dass lokale medizinische Institute und die Pharmaabteilung der Pjöngjanger Medizin-Hochschule klinische Tests für Arzneien gegen Covid-19 durchführen. Auch sagt es, dass es eine neue Maske und einen Ultraschall-Ärosol-Generator entwickelt hat, der Atemwegserkrankungen verhindert, wenn es mit Salzwasser, Konblauchsaft und Antibiotika aktiviert wird. Doch alle Berichte in den nordkoreanischen Medien folgen streng den Richtlinien der Propagandaabeiltung der Arbeiterpartei. 


Hinzu kommt, dass viele Fotos in den nordkoreanischen Medien, die Menschen mit Masken zeigen, bei näherem Hinsehen so aussehen, als ob sie digital überarbeitet wurden: 


Es ist offensichtlich, dass es für die Nordkoreaner schwierig ist, an Gesichtsmasken zu kommen. Nordkorea behauptet, dass die Zahl der Kleidungsfabriken jeden Tag Zehntausende von Masken produzieren. Doch Nordkorea befindet sich unter harten internationalen Sanktionen und der Handel mit China ist so gut wie suspendiert. Es wäre also nur natürlich, dass Nordkorea nicht genug Material für die Herstellung von Masken beschaffen kann. 


Einige Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Nordkorea die Ausbreitung des Coronavirus weitgehend blockiert hat, da es wenig Austausch mit der chinesischen Stadt Wuhan gibt, wo der Ursprung von Covid-19 vermutet wird, sowie selbst Inlandsreisen sehr eingeschränkt sind. Doch Lee stimmt dem nicht zu: 


Nordkorea ist das am meisten abgeschottete Land der Erde. Es kann alles, was von außen kommt, blockieren. Doch ist es unmöglich, Schmuggler daran zu hindern, unter Lebensgefahr die Grenze zu überqueren. Sie schmieren Grenzposten. Auch ist es nicht möglich, alle verdächtigen Patienten unter Quarantäne zu stellen oder infizierte Patienten zu heilen. Nordkorea muss nach innen und außen zeigen, dass die Führung um Kim Jong-un und sein exzellentes Gesundheitssystem das Land schützen.

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