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Blick auf Nordkorea

Schul-Abschluss- und Eintrittsfeiern in Nordkorea

2020-02-27

© KBS

In Südkorea hat die Regierung wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 im Land den Beginn des neuen Schuljahrs um eine Woche auf den 9. März verschoben. Für die Studenten an den Universitäten gibt es keine größeren Abschlussfeiern. Nordkorea hat zwar bisher keine Covid-19-Erkrankungen gemeldet, es ergreift aber strikte Maßnahmen gegen die Einschleppung des neuartigen Coronavirus. Wie sieht es in dem Land mit den Abschluss- und Eintrittsfeiern an Schulen aus? Dazu sagt die Reporterin Kang Mi-jin von der Internet-Zeitung Daily NK in Seoul:


Die Schulen in Nordkorea halten im März und manchmal im August Abschlusszeremonien ab, da das neue Schuljahr am 1. April beginnt. Früher war der erste Tag des neuen Schuljahrs der 1. September. Doch der Termin wurde 1994 geändert, um vielen anderen Ländern darin zu folgen. Ein anderer Grund ist der Geburtstag des Staatsgründers Kim Il-sung am 15. April, der einer der wichtigsten Nationalfeiertage ist. Die Schulen im Land feiern den Tag kurz nach dem Beginn des neuen Schuljahrs.  


Anders als in Südkorea finden Abschlussfeiern in Nordkorea eher in einer ruhigen Atmosphäre statt. Ein Grund dafür ist, dass die Schüler einer Klasse in der Regel die nächste Stufe in derselben Schule besuchen. Der Abschluss der Oberschule hat eine andere Bedeutung. Die Schüler gehen dann getrennte Wege, sie arbeiten oder treten den Militärdienst an. Die obligatorische elfjährige Schulbildung ist dann zu Ende. Während der Abschlussfeier versammeln sich die Schüler in einem Saal oder auf dem Schulhof, um sich Ansprachen der Schulleiter oder Lehrer anzuhören. Ein Vertreter der Klasse liest laut einen Brief an die jüngeren Schüler vor. Der Klassensprecher steht zudem auf einer Bühne, wo er für die ganze Klasse unter anderem Berichte und die Diplome empfängt. Das ist in Südkorea ähnlich. Doch in Nordkorea werden keine Jahrbücher mit den Fotos aller Schüler der Abschlussklassen veröffentlicht:


Ich besuchte die Abschlusszeremonie meiner Tochter in Nordkorea und eine ähnliche Feier hier in Südkorea. Es scheint, als ob Abschlusszeremonien in Nordkorea in den vergangenen Jahren in einer ähnlichen Stimmung abgehalten wurden wie im Süden. Vor 2010 klatschten die Teilnehmer bloß. Doch in diesen Tagen werden Blumensträuße an die Schüler übergeben, und viele Eltern nehmen an den Feiern teil. Da es den Nordkorearn besser geht, werden auch die Zeremonien größer. Die Schüler machen Fotos mit ihren Eltern und Freunden, genauso wie hier in Südkorea. Doch ist es schade, dass es im Norden keine Jahrbücher gibt. 


Auch gibt es kein besonders Lied, das allein der Abschlussfeier gewidmet ist. Die Schüler singen ihre Wunschlieder. Einige tragen neue Versionen von Liedern vor, die in den 1950er Jahren populär waren. Einige Schüler singen “Das Lied des Generals Kim Il-sung”. Wie sieht der Beginn eines Schuljahrs aus?


Bei der Eintrittszeremonie für die Grundschule trichtert der Staat den Kindern kommunistische Ideen ein. Beamte von zentralen oder regionalen Behörden nehmen an der Zeremonie teil, um dieses wichtige Ritual auszuführen. Die Schüler erinnern sich im Allgmeinen an ihren ersten Schultag und ihren Eid. Die Eintrittsfeier für Grundschüler gilt als wichtiges Ereignis. 


Am ersten Tag eines neuen Schuljahrs müssen die Schüler Blumen an einer Statue von Kim Il-sung ablegen, bevor sie die Klassenzimmer betreten: 


Die neuen Schüler müssen fünf Minuten lang vor der Statue oder einem Ölporträt des früheren Machthabers Kim Jong-il Treue schwören. Sie versprechen, hart zu lernen, gute Schüler zu sein und als Säulen der Gesellschaft zu dienen. Sie erinnern sich normalerweise bis zum Schulabschluss an ihren ersten Schultag. 


Bis zum Schulabschluss betreut ein Klassenlehrer die Schüler durch Grund-, Mittel- und Oberschule. Das unterscheidet sich von Südkorea, wo der Klassenlehrer jedes Jahr wechselt. Selbst dieselben Hochschulberater kümmern sich in Nordkorea bis zum Uni-Abschluss um die Studenten. Während die Schulen in Südkorea jeweils ihre eigenen Schüleruniformen haben, tragen alle nordkoreanischen Schüler die gleiche Uniform, die sich nur in der Grund-, Mittel- und Oberschule unterscheiden:


Wenn ein Mittelschüler aus Pjöngjang an einer Schule in Hyesan in der Provinz Ryanggnag erscheint, denken die Bewohner, dass der Schüler zu dieser Schule in Hyesan gehört, da die Schüler alle die gleiche Uniform tragen. Sie wissen also nicht, dass sie oder er aus Pjöngjang kommt. Nordkorea betont den Gemeinschaftssinn, da der Individualismus die Gesellschaft spalten kann. Früher stellte der Staat die Schuluniformen als “Geschenk”. Doch in diesen Tagen werden sie auf dem Markt zu niedrigen Preisen angeboten. Das ist das Resultat der strengen internationalen Sanktionen, die die nordkoreanische Wirtschaft belasten.

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