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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Zeitungen in Nordkorea

2020-05-21

ⓒ KBS

Wenn es um Nachrichten über Nordkorea geht, werden vor allem im Ausland Artikel der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun und der staatlichen Agentur KCNA gelesen. Rodong Sinmun ist das Sprachrohr der herrschenden Arbeiterpartei. Welche anderen Zeitungen gibt es in dem Land? Dazu sagt Chung Eun-chan vom Institut für Vereinigungserziehung:  


Rodong Sinmun ist Nordkoreas wichtigster Medienkanal, der über die Politik des Machthabers und die allgemeine Situation im Land berichtet. Sie wurde zum ersten Mal am 1. November 1945 publiziert. Jeden Tag werden 1,5 Millionen Kopien herausgegeben, und es gibt zwei verschiedene Ausgaben für die einheimische und die ausländische Leserschaft. Die sechsseitige Zeitung bringt auf den ersten beiden Seiten in der Regel Geschichten über den obersten Anführer, Personalwechsel und einen Leitartikel. Auf Seite 3 geht es um wirtschaftliche Nachrichten innerhalb und außerhalb des Landes sowie die Ergebnisse der Parteipolitik im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich. Seite 4 berichtet über Kunst und Kultur. Die Seiten 5 und 6 sind Artikeln über Südkorea und die Wiedervereinigung sowie internationalen Nachrichten gewidmet. 


Nordkoreas zweite offizielle Zeitung ist die Minju Chosun, was als “Demokratisches Korea” übersetzt werden kann. Sie wird sechs Tage in der Woche, von Monat bis Samstag, herausgegeben. Sie umfasst vier Seiten, zu den Dienstag- und Freitag-Ausgaben kommen noch zwei weitere hinzu. Während Rodong Sinmun näher auf die Partei-Philosophie und die politischen Richtlinien eingeht, geht es in der Minju Chosun um detailliertere und mehr verwaltungstechnische Angelegenheiten: 


Nordkoreas drei hauptsächliche nationale Zeitungen sind die Rodong Sinmun, Minju Chosun und Chongnyon Jonwi, was als “Vorreiter der Jugend” übersetzt werden kann. Zusätzlich geben Städte, Provinzen, Parteikomitees und die Streitkräfte eigene Blätter heraus. Die wöchentliche englischsprachige Zeitung Pyongyang Times präsentiert Nachrichten und Propaganda einem internationalen Publikum. Die Ministerien für Eisenbahn und Bauwesen sowie die Bildungskommission haben ihre eigenen Zeitungen, genauso wie lokale Fabriken, Unternehmen oder Hochschulen. Sie werden entweder jeden zweiten Tag oder wöchentlich herausgegeben und haben eine beschränkte Auflage. 


Nordkoreanische Zeitungen sind im Vergleich zu Zeitungen in Südkorea eher dünn. Die Zeitungen in Nordkorea folgen einheitlichen Regeln. Kritische Artikel über die Gesellschaft sowie Nachrichten in Verbindung mit Unfällen, Verbrechen und Katastrophen sind in der Regel ausgeschlossen: 


Sämtliche Zeitungen in Nordkorea legen oberste Priorität auf die Interessen der Arbeiterklasse und der Bevölkerung sowie auf die Parteipolitik. Auch betonen sie die Notwendigkeit, die Parteipolitik streng zu befolgen. Bei der Herausgabe kategorisieren sie alle Artikel in 30 Typen. Dazu gehören ein Leitartikel, der die Politik erläutern soll, sowie wichtige politische und soziale Fragen. Zweck der Zeitungen ist es im Wesentlichen, die Parteipolitik der Bevölkerung näherzubringen und die Menschen zu mobilisieren, statt Nachrichten schnell und korrekt zu verbreiten. 


Die nordkoreanischen Zeitungen können darüber hinaus nicht einfach zuhause oder im Büro empfangen werden. Da sie nicht miteinander im Wettbewerb stehen, müssen die Zeitungen sich auch nicht um Profite oder Auflagenstärke kümmern: 


Nordkoreanische Zeitungen einschließlich der Rodong Sinmun haben keinen Anzeigenteil. Die Seitenzahl ist dazu auch zu klein. Falls der Machthaber ein bestimmtes Restaurant oder Kaufhäuser zu Inspektionszwecken besucht, werden diese genannt. Das könnte man als indirekte Werbung sehen. Englische Ausdrücke werden kaum genutzt. Der Name des Machthabers wird fettgedruckt, und was er sagt, wird in Fraktur gesetzt, so dass es hervorsticht. 


Trotz einheitlicher Inhalte lesen viele Nordkoreaner regelmäßig die Zeitungen, da diese einige Informationen liefern, was in der Welt vor sich geht. Die Leser haben aber auch keine anderen Optionen. Der monatliche Bezug der Rodong Sinmun kostet etwa 25 Cent. Es gibt Zeitungsstände an Bus- und U-Bahn-Haltestellen oder im Eingang von Wohnblocks: 


In Nordkorea ist der Internetzugang begrenzt, und es ist schwierig, durch Fernsehen Informationen über das Ausland zu erhalten. Wen Nachrichten über Südkorea und andere Länder interessieren, der liest aufmerksam die fünfte und sechste Seite der Rodong Sinmun. Die Leser interessieren sich kaum für die ersten beiden Seiten, die typischerweise politische Erläuterungen wiederholen. Die Zeitung kritisiert stark Südkorea, indem sie die dunklen Seiten der Gesellschaft und Menschenrechtsverstöße hervorhebt. Dagegen wird die Überlegenheit des nordkoreanischen Sozialismus gepriesen. Die Einwohner werden mit Artikeln überschüttet, in denen es um die Absurditäten einer kapitalistischen Gesellschaft geht.

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