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Vereinigter Generalstab: Nordkorea feuerte Projektile ab

Themen der Woche2019-10-02

ⓒYONHAP News

Nordkorea hat erneut Projektile abgefeuert, ausgerechnet nachdem Pjöngjang und Washington die Wiederaufnahme ihrer Verhandlungen über die Denuklearisierung vereinbart hatten.


Wie verlautete, hätten beide Seiten vereinbart, wann und wo neue Verhandlungen stattfinden würden. Nordkorea nannte einen konkreten Termin. Nach einem ersten Kontakt am Freitag würden am Samstag Arbeitsgespräche stattfinden, gab die nordkoreanische Vizeaußenministerin Choe Son-hui am Dienstag bekannt. Demgegenüber teilte die US-Seite nur mit, man könne bestätigen, dass US-amerikanische und nordkoreanische Beamte vorhätten, sich innerhalb einer Woche zu treffen. Ihr lägen keine weiteren Details vor, die sie mitteilen könne, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Morgan Ortagus, weiter. Den Tagungsort offenbarten weder Pjöngjang noch Washington. Die Mitteilung der USA erfolgte drei Stunden nach Choes Bekanntmachung.


Diese Situation löst sogar Bedenken darüber aus, ob die Wiederaufnahme von Arbeitsgesprächen überhaupt fix vereinbart wurde. Jedoch gehen Beobachter davon aus, dass sich beide Seiten tatsächlich auf neue Verhandlungen geeinigt hätten. Jedoch hätten sie Unterschiede in ihren Formulierungen erkennen lassen. Choe beteuerte in ihrer Stellungnahme, dass beide Seiten neue Gespräche vereinbart hätten.


Unterdessen schoss Nordkorea am Mittwoch zum elften Mal in diesem Jahr Projektile ab. Das Präsidialamt in Südkorea hielt eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats ab und teilte danach die Einschätzung mit, dass Nordkorea eine U-Boot-gestützte ballistische Rakete (SLBM) getestet haben könnte. Der Vereinigte Generalstab sagte, dass es sich vermutlich um eine SLBM vom Typ Pukkuksong handele. Die maximale Flughöhe wurde auf mindestens 910 Kilometer geschätzt, die Reichweite auf etwa 450 Kilometer.


Nordkorea testete im August 2016 erfolgreich eine U-Boot-gestützte ballistische Rakete vom Typ Pukkuksong-1. Damals flog die Rakete gemäß einer Datenanalyse rund 500 Kilometer weit. Im Februar 2017 gelang dem Land ein Test der Pukkuksong-2-Rakete, eine Mittelstreckenrakete größerer Reichweite (IRBM). Die Pukkuksong-2 verfügt über eine Reichweite von vermutlich 2.500 bis 3.000 Kilometern. Nordkorea behauptet, dass diese Rakete mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden könne. Nordkoreanische Medien berichteten, dass Machthaber Kim Jong-un nach dem erfolgreichen Test die Indienststellung der Rakete genehmigt habe. Wie verlautete, habe Nordkorea danach an der Entwicklung der Pukkuksong-3 gearbeitet.


Ein SLBM-Test unterscheidet sich in seinen Auswirkungen von Nordkoreas zehn früheren Provokationen mit Projektilen in diesem Jahr. Dabei handelte es sich um Kurzstreckenraketen und Geschosse aus Mehrfachraketenwerfern, in deren Reichweite Südkorea und einige Teile Japans liegen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete diese Tests als geringfügig und duldete sie de facto. Die südkoreanische Regierung vertrat die Position, dass diese Tests keinen Verstoß gegen die innerkoreanische Militärübereinkunft vom September letzten Jahres darstellten, in der der Stopp feindseliger Handlungen vereinbart wurde.


Sollte jedoch Nordkorea eine SLBM abgeschossen haben, läge ein anderer Sachverhalt vor. U-Boot-gestützte ballistische Raketen zählen neben strategischen Nuklearbombern und Interkontinentalraketen (ICBM) zur sogenannten nuklearen Triade. Das Präsidialamt in Seoul drücke starke Besorgnis über den heutigen Start aus, der kurz vor neuen Arbeitsgesprächen zwischen Nordkorea und den USA erfolgte. Damit gab das Blaue Haus relativ zügig eine Stellungnahme ab, während es bei früheren Tests eher vorsichtig reagiert hatte. Ein SLBM-Test stellt einen eindeutigen Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu Nordkorea dar. Damit entstand ein erheblicher Einflussfaktor für die Wiederaufnahme von Nordkorea-USA-Verhandlungen und deren mögliche Fortschritte.

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