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Süd- und Nordkorea gehen in WM-Qualifikationsspiel unentschieden auseinander

Themen der Woche2019-10-16

ⓒKBS News

Das gestrige Qualifikationsspiel zwischen Süd- und Nordkorea für die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar ist in vieler Hinsicht ein seltsames Match gewesen. Das Spiel in der nordkoreanischen Hauptstadt wurde nicht live im Fernsehen übertragen, und weder Fans noch ausländische Journalisten wurden zugelassen. Da die Spielumstände so absurd waren, war das Ergebnis eher nebensächlich. Einige sagen sogar, dass das Spiel die Realität in Nordkorea treffender als Raketentests gezeigt habe.


Für die südkoreanische Nationalmannschaft stellte das Spiel in Pjöngjang eine große Herausforderung dar. Das Kim Il-sung-Stadion, Austragungsort des innerkoreanischen Derbys, ist so ungünstig, dass es sogar als Grab von Gastteams bezeichnet wird. Auch externe Faktoren wie die angespannten Beziehungen zwischen Süd- und Norkorea sowie die gescheiterten jüngsten Gespräche zwischen Nordkorea und den USA waren belastend. Die Live-Übertragung konnte nicht zustande kommen. Die Einreise südkoreanischer Journalisten nach Nordkorea wurde nicht zugelassen. Die Publikumstribüne war leer, obwohl ursprünglich erwartet war, dass zahlreiche nordkoreanische Zuschauer einseitig die nordkoreanische Mannschaft unterstützen würden. Wie das Spiel in Einzelheiten verlief, konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden. Erst in einigen Tagen wird das Match zu sehen sein, wenn ein von Nordkorea bereitgestelltes Video veröffentlicht wird.


All diese Umstände waren so merkwürdig, dass sie in der heutigen Welt kaum vorstellbar scheinen. Auch ausländische Medien richteten große Aufmerksamkeit auf das innerkoreanische Spiel, jedoch nicht auf dessen Inhalt und Ausgang, sondern auf die ungewöhnliche Situation um das Match. Die Nachrichtenagentur AFP berichete, dass sich Süd- und Nordkorea in einem historischen, aber surrealen WM-Qualifikationsspiel mit 0:0 getrennt hätten. AP meldete, dass ein historisches WM-Qualifikationsspiel die Medien in Südkorea im Dunkeln gelassen hätte. Reuters schrieb unter der Überschrift „Nordkorea WM-Qualifikation mit Südkorea gespielt vor leeren Ständen“ über das Spiel. Die US-Zeitung „Washington Post“ sprach von einem bizzaren WM-Qualifikationsspiel vor einem leeren Stadion in Pjöngjang. Die britische Zeitung „Daily Mail“ wählte als Überschrift „das geheimnisvollste WM-Qualifikationsspiel aller Zeiten“. Das deutsche Magazin „Kicker“ sprach von einem bizarren Match. Wegen verschiedener besonderer Situationen sei das Resultat fast nebensächlich gewesen, hieß es.


Nach dem Spiel konnte Südkorea mit ingesamt sieben Punkten seine Spitzenposition in Gruppe H verteidigen. Nordkorea kam ebenfalls auf sieben Punkte, blieb jedoch aufgrund der Tordifferenz auf Platz zwei. Der Trainer der südkoreanischen Nationalelf, Paulo Bento, sagte, der Hauptschiedsrichter habe das Spiel oft unterbrochen, weshalb es anders als an anderen Tagen verlaufen sei. Es wird davon ausgegangen, dass der Portugiese mit dieser Bemerkung seinem Unmut unmittelbar Luft machte.


Fans in Südkorea äußerten starke Unzufriedenheit. Im Internet schrieben sie, dass sie überhaupt nicht verstehen könnten, warum Nordkorea ein Sportspiel so stark unter Kontrolle stellte. Neben der Kritik an Nordkorea wurde auch die Nordkorea-Politik der südkoreanischen Regierung kritisiert.


Der Präsident des Weltfußballverbandes FIFA, Gioanni Infantino, zeigte sich sehr enttäuschend. Er sagte, verschiedene Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Live-Übertragung sowie Probleme mit Visa und Zugang für ausländische Journalisten hätten ihn überrascht. Er habe den nordkoreanischen Fußballverband darauf aufmerksam gemacht. Infantino fügte zugleich hinzu, er wolle weiter Bemühungen unternehmen, damit Fußball auf Nordkorea und andere Länder der Welt positive Einflüsse ausüben werde.

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